Von Roger Schaffrath kann man nur begeistert sein: Der Kölner Gitarrist überzeugt als Mitglied der Wolf Maahn Band im Studio wie auf der Bühne mit einer bemerkenswert geschmackvollen Performance und einem großartigen Sound, basierend auf seiner 66er Fender Telecaster, einem Music-Man-Combo aus den Achtzigern und ein paar wenigen Effektpedalen.
Schaffrath ist bereits seit 1987 Berufsmusiker. Mit der Band Seni veröffentlichte er bis 1991 zwei Alben und war zwischen 1990 und 1993 Gitarrist von Sängerin Anne Haigis. Nach diversen eigenen Projekten wie Twang Dudes, The Gloomlifters, The Sleepwalkers und Roger & The Pricklypears arbeitete er ab 2006 als Musikalischer Direktor bei Theaterprojekten in Essen, Düsseldorf und Köln.
Seit 2010 ist er festes Mitglied bei Wolf Maahn, spielte zwischenzeitlich fünf Jahre lang mit Gerd Köster (ehemals Schroeder Roadshow) und war unter anderem mit Peter Kraus, 17 Hippies, Soul Cats und Stefan Stoppok im Studio. Vor drei Jahren schloss er sich dem Kölner Musical ‚Moulin Rouge’ an und spielt dort seither in einer zehnköpfigen Band E-Gitarre und Steel-String. Wir haben Schaffrath bei einer Wolf-Maahn-Show im Wilhelmshavener Pumpwerk getroffen.
Roger, in deinem Spiel erkennt man Bezüge unter anderem zu Mark Knopfler, David Gilmour und Eric Clapton. Kann man daran auch Rückschlüsse auf deine allerersten Schallplatten ziehen?
Oha, das ist lange her! Vor allem erinnere ich mich an Pink Floyds ‚Wish You Were Here’, an Deep Purples ‚Made In Japan’ und an ‚Harvest’ von Neil Young. Diese Alben habe ich sehr lange rauf- und runtergehört.
Demnach zählt auch Ritchie Blackmore zu deinen frühen Helden.
Ja, Blackmore war sicherlich einer meiner größten Einflüsse, auch wenn man es heute möglicherweise nicht mehr hört. Für Jimmy Page war ich seinerzeit wohl noch zu jung. Zu meinen Vorbildern gehörte damals auch Brian May, ich mochte seine Art, wie er die Rockgitarre melodisch auffasst. Später hat es mich dann mehr zum Blues verschlagen, und da insbesondere zu Eric Clapton, über den ich auch auf andere Musiker aufmerksam wurde, auf den Blues der 1930er, auf Gospel, Robert Johnson und so weiter. Nicht zu vergessen Ry Cooder, der vor allem mein Slide-Spiel beeinflusst hat.
Welches waren deine drei ersten wichtigen Instrumente?
Meine erste wirklich gute Gitarre war ein Hoyer Les Paul, die allerdings schwer wie Blei war und meinem Nacken ordentlich zugesetzt hat, so richtig mit Gurtstriemen auf dem Rücken. Daraufhin habe ich mir eine Gibson SG Standard aus den Siebzigern gekauft. Die SG war deutlich leichter und klang auch noch besser als die Hoyer. Als es bei mir dann mehr zum Pop und Funk ging, musste natürlich eine Strat her, und zwar aus der ersten Squier-Serie mit Maple-Neck und einem 2-Tone-Sunburst-Finish. Und dann kam auch schon meine heutige Telecaster ins Spiel, die ich seit den 1980ern durchgehend spiele.
Für unsere ‚Top Gear Check’-Serie stellt Roger sein aktuelles Bühnen-Equipment vor und erklärt, weshalb er darauf schwört.
FENDER TELECASTER
Diese wunderbare Gitarre habe ich irgendwann in den 80ern dem Gitarristen einer Berliner Band namens ‚Louder Than God’ abgekauft. Sie ist von 1966, hat einen Erle-Korpus, einen Maple-Neck mit Rosewood-Griffbrett und war ursprünglich in Olympic White lackiert. Meines Wissens nach wurden für die in Transparent Blonde lackierten Standard-Ausführungen aus dieser Zeit wegen der auffälligeren Maserung Esche-Bodies verwendet. Für deckende Custom-Colors hingegen wurde in der Regel auf Erle zurückgegriffen.
Die 66er Fender Telecaster mit Maple Neck und Rosewood-Griffbrett (Bild: Matthias Mineur)
Für mich ist die Telecaster die universellste Gitarre überhaupt, weil der Hals-Pickup jazziger und der Steg-Pickup rockiger klingen als bei einer Strat. Aber natürlich muss man wie bei jeder Gitarre darauf achten, dass man ein gutes Exemplar findet, das zu einem passt.
SUPRO ’60’
Natürlich brauche ich auch eine Slide-Gitarre. Die Supro ‚60′, die ich überwiegend spiele, ist von 1957 und wurde wenig später in ‚Ozark’ umbenannt. Fun Fact: Auch Jimi Hendrix spielte während seiner Anfänge eine ‚Ozark’. Einfach hat er es sich damit allerdings nicht gemacht, denn die Saiten laufen nicht über, sondern durch den Pickup, den Supro für seine Lap Steels entwickelt hatte und der auch in der berühmten „Coodercaster” von Ry Cooder verbaut ist.
Seine 1957er Supro ‚60‘ mit Magnesium-Kern für Slide (Bild: Matthias Mineur)
Die andere Besonderheit an dieser Supro ist der Hals: Anstelle eines Stahlstabs hat er einen Kern aus Magnesium, was aus meiner Sicht maßgeblich zum eigenständigen, sustainreichen Klang beiträgt. Wichtig ist bei Slide-Gitarren eine hohe Saitenlage mit kräftigeren Saiten. Ich bevorzuge 12er-Sätze, bei denen ich die hohe Saite gegen eine 14er austausche, um etwas mehr Widerstand zu bekommen.
SAITEN & PICKS
Bei meinen Akustikgitarren experimentiere ich schon mal gerne, aber generell bevorzuge ich Saiten von Galli und D’Addario. Meine bevorzugte Stärke für E-Gitarren in Standard-Stimmung ist 009 – 046. An Picks verwende ich die 205 von Dunlop.
MUSIC MAN RP100
Früher habe ich in der Band von Wolf Maahn meinen alten Fender Blackface Vibrolux Reverb gespielt. Die Kombination aus meiner 66er Telecaster und dem 66er Vibrolux ist schon ziemlich perfekt. Aber irgendwann war er mir zu schade für die Tourneen, außerdem hat mir ein wenig Headroom gefehlt. Durch Zufall habe ich dann einen 100 Watt Music Man aus den späten 80ern gefunden.
Sein Music Man aus den 80ern mit 15“ Electro-Voice-Speaker (Bild: Matthias Mineur)
Dieser Amp hat einen 15″ Electro-Voice Speaker und liefert enormen Headroom, sehr clean. Ich habe die Klangregelung ein wenig modifiziert, sodass er einem Blackface Fender klanglich noch näherkommt. Trotz Transistor-Vorstufe ist er nun von einem Fender Showman kaum zu unterscheiden. Mir gefallen die 15″ EVs deutlich besser als die 12″ EVs, die z.B. in den Dumbles verbaut waren, die ich in den 80ern besessen habe und die für meinen Geschmack doch manchmal ein wenig hart und brettig klingen.
EMMA ELECTRONIC REEZAFRATZITZ
Mein Lieblings-Verzerrer, auf den mich seinerzeit der geschätzte Heinz Rebellius aufmerksam gemacht hat. Ich besitze einige ältere Modelle mit den 4 Knöpfen. Seit einiger Zeit gibt es den ReezaFRATzitz als 5-Knopf-Gerät mit einem zusätzlichen Bass-Regler, was aus meiner Sicht absolut Sinn macht. Allerdings klingt die neue Version für meine Ohren in den Höhen etwas aggressiver und weniger offen. Das Pedal ist quasi immer mit einer leichten, moderaten Verzerrung im Signalweg; so imitiere ich flexibel bei jeder Lautstärke einen aufgedrehten Amp.
Das Pedalboard, unter anderem mit BSM Ambassador Treble Booster, Emma Electronic ReezaFRATzitz und Vox Wah (Bild: Matthias Mineur)
BSM TREBLE BOOSTER AMBASSADOR
Ein ganz wichtiges Pedal auf meinem Bord. Der BSM Ambassador stammt vom kürzlich verstorbenen Bernd Meiser, der nicht nur über eine unglaubliche technische Expertise verfügte, sondern auch die seltene Gabe hatte, diese in die Praxis umzusetzen.
Sein Tod ist ein großer Verlust und seine hilfsbereite, warmherzige Persönlichkeit wird fehlen. Ohne den Ambassador wäre mein Emma ReezaFRATzitz nur halb so effektiv, denn für Lead-Sounds gibt er mir die durchsetzungsfähigen Mitten, die in Kombination mit dem eher scooped abgestimmten Emma aus meiner Tele fast eine Les Paul machen.
VOX WAH
Ich besitze mehrere alte Wah-Pedale von Vox. Dieses hier gefällt mir am besten, auch wenn ich es schade finde, dass man bei den alten Wahs immer auch einen leichten Level-Verlust in Kauf nehmen muss.
WHIRLWIND CABLE
Ich habe kürzlich vieles ausprobiert und bin dann doch bei Whirlwind hängengeblieben. Ich hatte mir vor langer Zeit einiges an Meterware besorgt und bin sehr zufrieden damit. Kritisch wird es ohnehin nur bei größeren Kabellängen, und da mein derzeitiges Kabel zwischen Gitarre und Pedalboard nur drei Meter lang ist, sind die Unterschiede für mein Empfinden vernachlässigbar. Da ich als Tele-Spieler den Umgang mit dem Tone-Poti der Gitarre zu schätzen gelernt habe, würde ich bei einem Notfall, wie z.B. einem kurzfristigen Kabeltausch auf der Bühne, ein eher höhenlastiges oder dumpf klingendes Kabel spontan hiermit ausgleichen.