Exklusive Kollektion

Test: Morley Michael Amott, Mark Tremonti & George Lynch Mini Wahs

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(Bild: Dieter Stork)

Schwarze Wahs hat jeder. Morley bringt mit seinen limitierten Mini-Pedalen Farbe in die Kompaktklasse. Wir haben uns drei Exemplare näher angeschaut.

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Seit nunmehr 50 Jahren bietet Morley Alternativen zu konventionellen Wah-Pedalen an. Dazu gehört das Konzept der elektro-optischen Schaltung, die das Pedal über zwei Komponenten (Leuchtdiode und Fotowiderstand) steuert und dadurch auf konventionelle Potis in den allermeisten Fällen verzichtet, wodurch verschleißfreies und nebengeräuscharmes Arbeiten der Regelfall sein soll. Aber auch mit anderen Konzepten ging die heute westlich von Chicago ansässige Firma ihre eigenen Wege – etwa mit dem ersten schalterlosen Wah anno 1994 oder mit Steve Vais Bad Horsie zwei Jahre später.

In der aktuellen Kollektion finden sich einige ganz besondere Stücke, vor allem die limitierten Mini-Ausführungen populärer Rock- und Hardrock-Gitarristen lassen aufhorchen – und natürlich darf auch hier Herr Vai nicht fehlen. Wir jedoch wenden uns in diesem Test drei anderen Helden zu. Die vorliegenden Pedale der Herren Tremonti und Amott wurden nur je 500 Mal gebaut, von George Lynchs Mini Dragon 2 existieren weltweit 600 Ausführungen. Die geringen Stückzahlen und die exzentrisch-exklusiven Designs führen dazu, dass diese Pedale aus dem Custom Shop in etwa das Doppelte ihrer großen Pendants kosten. Bei Michael Amott entfällt der direkte Vergleich, denn er gibt mit dem Mini sein Morley-Debüt.

Mit rund 17 x 11 cm Grundfläche passen die Kompakt-Wahs auf eine Vielzahl von Pedalboards und lassen sich dennoch mehr als ausreichend komfortabel bedienen. Auch in Sachen Regelweg gibt es wenig einzuwenden, feinfühlige Abstufungen sind problemlos möglich. Kurz gesagt: Die Größe passt hervorragend.

Die Pedale machen mit ihren massiven Metallgehäusen zudem einen äußerst robusten Eindruck, die Stromversorgung erfolgt entweder per Netzteil oder Batterie (9 Volt). Eine LED unten rechts auf dem Pedal zeigt den Betrieb an. In Einsatz treten die Wahs, sobald das Pedal bewegt wird. Nimmt man den Fuß runter, schalten sie sich aus. Schneller und einfacher geht es nicht. Um den Pedalen einen möglichst guten Sound zu verpassen, entwickelte Morley die „True Tone Bypass“-Schaltung, die das Signal in jedem Zustand bestmöglich verarbeiten will, ohne seinen Charakter zu verändern.

Michael Amott

Der Gitarrist der schwedischen Metal-Größe Arch Enemy ist der Neue im Signature-Bunde, mit dem „MTAW“, so das Kürzel des Pedals, stellt Morley erstmals ein Produkt unter seinem Namen vor – und gleich ein sehr explizites.

Das „Splatter“-Blutdesign findet sich auch auf einer seiner Dean-Tyrant-Gitarren und darf sich zumindest als Hingucker bezeichnen. Das passt auf der einen Seite stilistisch und Genre-verbreitet zum von ihm gespielten Melodic Death Metal und anverwandten Stilen, dürfte bei konventioneller veranlagten Gitarristen zwischen Blues und Funk jedoch eher für Kopfschütteln sorgen. Aber dafür ist es ja ein Signature-Pedal.

Vom Aufbau her ist es das spartanischste oder auch Spec-ärmste unseres Trios. Außer der blauen Power-LED findet sich kein weiteres Element auf Amotts Signature-Wah, lediglich der obere und der untere Part des Pedals wurden mit rutschstoppenden, durchsichtigen Auf klebern versehen. Im Innern arbeitet eine MQ2-Spule, die dem Pedal Michaels bevorzugtes Klangverhalten verleiht. Der Ton ist dabei kompakt und auch bei Volleinsatz weit weg von spitz, sodass er sich speziell im verzerrten Betrieb bestens einfügt.

Mark Tremonti

Seit gut zwanzig Jahren ist der Musiker aus Motor City in der Hard-&-Heavy-Szene aktiv und präsent. Nach seinem Durchbruch mit Creed gründete er 2004 Alter Bridge, seit 2011 steht er zudem seinem Solo-Projekt „Tremonti“ vor. Mit diesem veröffentlichte er vergangenen Sommer sein bislang letztes Werk ‚A Dying Machine‘. Das erste Konzeptalbum der Band-Historie erzählt eine Science-Fiction-Story über das Zusammenleben von Menschen und in Laboren gezüchteten Lebewesen, das aus dem Ruder läuft.

Parallel brachte Tremonti die Geschichte auch in Buchform heraus. Ein drittes derart gebrandetes Produkt ist das vorliegende Mini-Wah, das sich ansonsten weitgehend an die Specs seines großes Signature-Pedals (in der Mark 1 Version) hält. Neben dem Wah-Effekt beinhaltet das „MTMARK1“ einen Booster, der den Ausgangspegel um bis zu 20 dB erhöht.

Die Menge an Zusatzgas lässt sich über das Poti unten links steuern. Speziell für das Solo-Spiel ist diese Kombi perfekt: Kurz draufsteigen, schon wird der Pegel angehoben. Im direkten Vergleich mit der Amott-Version geht Tremontis Pedal obenrum schärfer und spitzer zur Sache und dünnt den Sound voll durchgedrückt stärker aus. Morley nennt seine Klangvorliebe eine Kombination aus klassischen und modernen Wah-Sounds.

In der Praxis lässt sich damit sowohl clean wie auch verzerrt ansprechend musizieren. Wie beim blutrünstigen Kollegen kleben auch hier zwei durchsichtige Antirutsch-Pads auf dem Pedal.

George Lynch

Der einstige Dokken-Gitarrist stellt mit dem Mini Dragon 2 ein Pedal vor, das sich optisch gut mit einer seiner Tiger-Signature-Gitarren, vor allem seiner LTD Yellow Tiger macht. Im Vergleich zu seinen beiden Mitstreitern bietet es ein dickes Plus an Optionen.

Der linke Schalter „Wow!“ wechselt zwischen den beiden Sound-Modi. Neben Lynchs präferiertem Sweep bietet „Wow!“ ein zweites Frequenzband, das weicher und runder töntund sich laut Hersteller „ideal für das Solieren“ eignen soll. Eine weitere, noch deutlich erweiternde Funktion stellt das „Wah Lock“ dar, das über den rechten Fußschalter aktiviert wird. Damit wird das Pedal umgangen und stattdessen ein fixe Frequenz aktiviert, die über das darüber liegende „Notch“-Poti ausgewählt werden kann.

Morley spricht hier von einem dritten Modus, was nicht ganz korrekt ist, denn auch hier ändert sich der Ton zwischen den Varianten „Normal“ und „Wow!“, sodass streng genommen vier Optionen zur Verfügung stehen.

Das „Wah Lock“ macht das Lynch um einiges flexibler als seine beiden Kollegen und nimmt den (zumindest für manche Einsatzzwecke) vielleicht größten Nachteil des „Beim Drauftreten an“-Konzepts aus dem Spiel: die „Beim Wegnehmen aus“-Automatik.

Wer gerne ein fixes Frequenzband boostet, etwa für Schenkerartige Sounds oder eine Version von ‚Money For Nothing‘ der Dire Straits, kann das hier per Knopfdruck tun – und nahtlos wieder zurückswitchen. Der Gesamtpegel des Pedals lässt sich über das Loudness-Poti anpassen.

Das Lila-Gelb-Finish und die Lynch-typischen japanischen Schriftzeichen verleihen dem MTG2 eine sehr individuelle Note, ein weiterer Clou ist der durchgehende Aufkleber auf dem Pedal. Er leuchtet im Dunkeln und sorgt dafür, dass man auch auf einer spärlich beleuchteten Bühne nicht die Übersicht verliert.

Beim Mini Dragon 2 wurden auf engstem Raum jede Menge Features untergebracht, die sich so auch auf dem großen Bruder im Morley-Programm finden. Obwohl sich die Schrauben, die das Pedal halten, auf Höhe der Potis befinden, ist das Handling trotz der kompakten Bauweise noch ausreichend komfortabel.

Mit ihrem Konzept und technischem Aufbau machen alle drei Pedale viel Spaß, der auch nicht von dem nicht eben nebengeräuschfreien Betrieb geschmälert wird. Die Designs sind wie immer Geschmackssache – Fans der drei Gitarristen dürften vor allem die Optik und die Limitierung auf wenige hundert Exemplare ansprechen, traditioneller veranlagte Gitarristen finden im breiten Morley-Sortiment wohl passendere Ausführungen.

Mit je mehr als € 300 sind die drei Minis alles andere als Schnäppchen, dafür sind die Designs ungewöhnlich und einzigartig – und wohl nur für eine Saison zu haben.

Resümee

So viel Individualität war selten – so viel Farbe auch. Natürlich sprechen die Minis einen ganz speziellen Käuferkreis an, aber der bekommt vor allem optisch drei absolute Ausnahmeerscheinungen.

Die kompakte Größe und das komfortabelschnelle Handling der Pedale sammeln jede Menge Punkte, das Mini Dragon 2 mit seinen zahlreichen Optionen heimst dabei den Preis in Sachen Vielseitigkeit ein.

Die wesentliche Einschränkung abseits des persönlichen Geschmacks in Sachen Design sind die „Limited Edition“-Preise. Das dürfte echte Fans der Herren Amott, Tremonti oder Lynch jedoch nicht vom Kauf abschrecken. Denn dafür gibt es Custom-Shop-Versionen, die vielleicht nie wiederkommen.

PLUS

  • originelle Designs
  • kompakte Abmessungen
  • technisches Konzept
  • Vielseitigkeit (Lynch)
  • Schmankerl für Fans

MINUS

  • Kleinauflage hat ihren Preis

(erschienen in Gitarre & Bass 03/2019)

Produkt: Gitarre & Bass 1/2024
Gitarre & Bass 1/2024
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