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Dyna-Comp-Bausatz von UK-Electronic

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In der letzten Folge habe ich, durch eine Leserfrage angeregt, meinen Dyna Comp noch mal eingehend auf Nebengeräusche geprüft. Entgegen der Feststellung von G&B-Leser Ralph, hat mich bei meinem Dyna Comp aber kein Rauschen gestört. Um der Sache auf den Grund zu gehen, musste natürlich auch Ralphs Vergleichsgerät, ein Dyna-CompBausatz von uk-electronic, her. Denn obwohl ich schon einiges aus dem Sortiment von Uwe Kämmerich in meiner Sammlung habe (sogar einen ganz frühen MEK-Dyna-CompKlon) – dieser Bausatz fehlte mir bislang. Also beschäftigen wir uns in dieser Folge mit dem Zusammenbau des uk-electronic-Bausatzes und machen einen A/BVergleich.

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Der Bausatz enthält außer Potiknöpfen und Gehäuse alle Bauteile für ein Effektgerät.

auspackfreuden

Wie üblich kam die Bestellung nach nur zwei Tagen bei mir an. Uwe ist wirklich schnell! Und über die Bauteilequalität kann man sich auch nicht beschweren: Metallschichtwiderstände, Folienkondensatoren und Alpha-Potis sind bei den ukelectronic-Bausätzen guter Standard. Alle Bauteile samt Platine waren in einer kleinen Tüte verpackt, nur die Bauanleitung muss man sich aus dem Webshop downloaden und ggf. ausdrucken. Wer schon Erfahrung mit Bausätzen hat, kann sich den Ausdruck eigentlich auch sparen, denn die Platine ist an der Oberseite mit den entsprechenden Bauteilewerten beschriftet und kann auch ohne Anleitung bestückt werden. Die Identifikation der Bauteile ist nicht schwierig: Die Kondensatoren sind bereits herstellerseitig gekennzeichnet und bei den Transistoren besteht keine Verwechselungsgefahr, da alle vom Typ BC459 sind. Auch die drei Dioden sind alle gleich (1N4148). Als IC kommt ein CA3080 zum Einsatz, den es mittlerweile als Reissue wieder gibt. Auf meine kritische Rückfrage meinte Uwe nur: „Den CA3080E gibt es noch, aber bei einer Neuentwicklung würde ich auf den nicht mehr setzen. Die Dinger kommen aus China und die Gefahr, mal Fakes zu erwischen, ist allemal da. Der einfache Test ist immer, die Diode zu messen – also von 4 nach 5 im IC. Bei Fakes (umgelabelte OPVs) kannst du die nicht messen.“ Eine kleine Hürde muss der Elektronik-Newbie lediglich bei den Widerständen meistern. Hier gilt es, entweder mittels Farbcode die jeweiligen Werte zu bestimmen oder sie mit dem Multimeter auszumessen. Gehäuse und Potiknöpfe sind im Bausatz nicht enthalten und müssen je nach Geschmack dazubestellt werden. Und natürlich muss man sich um das Dekor auch selbst kümmern.

Auch mein original Dyna Comp hat den CA3080. Eine stichprobenartige Kontrolle der Bauteilewerte förderte keine Unterschiede zwischen den beiden Schaltungen zutage. Aber die Art der Bauteile unterscheidet sich: MXR verbaut auch einige Tantalkondensatoren, die zumindest in der Boutique-Szene unter audiophilen Gesichtspunkten nicht den besten Ruf genießen. Auch die Transistoren unterscheiden sich. MXR nimmt hier den Typ MPSA18, der aber klanglich und hinsichtlich der Nebengeräusche unkritisch sein sollte.

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Beim Bestücken beginnt man mit den niedrigsten Teilen, den Widerständen und Dioden. Ich stecke in der Regel fünf bis sechs Bauteile auf die Platine, bevor ich sie zum Löten umdrehe. Nach den Widerständen kommt der IC-Sockel und die Folienkondensatoren an die Reihe, danach die Transistoren und zum Schluss die Elkos. Die professionelle Platine mit den vom Lötstopplack freigestellten Lötaugen verarbeitet sich wunderbar und ist somit für Anfänger hervorragend geeignet. Die für mich lästigste Arbeit ist das Zuschneiden, Abisolieren und Verzinnen der Litzen. Uwe liefert mehr als genug farbige Litze mit, damit man auch immer den Überblick behalten kann, wo Eingang, Ausgang, Strom und Masse liegen. Die Potis löte ich bereits vor Einbau der Platine in das Gehäuse an. Um die Länge der Litzen abzuschätzen, genügt mir mein Augenmaß. Den Schalter verlöte ich erst, wenn die Platine im Gehäuse befestigt ist. Gerade für Anfänger empfiehlt es sich, die Bohrschablone zu nutzen, die in der Bauanleitung enthalten ist. Wer, wie vorgesehen, die Platine mittels zweier Klebesockel auf den beiden äußeren Potis befestigen möchte, tut nämlich gut daran, dafür zu sorgen, dass die beiden Potis auch an den richtigen Stellen sitzen.

hardware-basteln

Also dann ran an das Gehäuse, für das ich mir mal wieder eine Sonderaufgabe gestellt habe. Um bei Uwe auch gleich ein neues Gehäuse mit zu bestellen, war ich nämlich zu geizig. Im Keller steht ja noch das ein oder andere Bastelwerk, das ich so nicht mehr brauche. Unter anderem ein Booster in einem B-Gehäuse, der einem kleineren Exemplar im A-Gehäuse weichen musste und nun ein trauriges Dasein auf dem Regal fristet. Blöde nur, dass der Booster nur eine Bohrung für einen Poti hatte, während der Dyna-Comp-Bausatz ja drei Bohrungen braucht. Drei neue Löcher sind zwar schnell gebohrt, aber irgendwie muss das alte Loch auch wieder zu! Hier bietet sich z. B. Kaltmetall an. Ich habe dazu den Zwei-Komponenten-Kleber von JB Weld genommen, den ich noch von meiner letzten Motorrad-Reparatur übrig hatte. Das Zeug klebt fast alles, ist säure- und hitzebeständig und lässt sich prima verarbeiten. Das vollständige Trocknen dauert allerdings 24 Stunden. Hier ist Geduld angesagt, bevor man ans Schleifen und Polieren geht. Das Kaltmetall wird im Verhältnis 1:1 angerührt. Für das kleine Loch braucht man nicht wirklich viel. Gut, dass man mit den Tuben sparsam dosieren kann. Das Loch wird dann von Außen mit Klebeband verschlossen und von innen wird der Kleber mit Holzspatel (z. B. ein Stiel von einem Eis) hineingearbeitet. Der Kleber soll ruhig etwas über das Loch hinaus verstrichen werden. Was deutlich zuviel ist, wird später weggeschliffen. Wenn der Kleber schon angetrocknet ist, kann man von innen noch etwas gegen das Klebeband drücken, damit die Flickstelle auf jeden Fall plan am Gehäuse anliegt oder sogar etwas darüber hinausragt. Wenn das Flickwerk lackiert werden soll, muss man sehr sorgfältig schleifen und polieren. Ein schnöder Aufkleber ist deutlich gnädiger und soll deshalb beim Verdecken des alten Lochs helfen.

original und fälschung

Nach dem Verdrahten von Buchsen und Schalter gemäß Bauanleitung ist unsere Lötarbeit bereit, den Vergleichstest mit dem Dyna Comp aufzunehmen. Im Gegensatz zum Original hat der uk-Bausatz einen Attack-Poti (150K-C). Das muss zugedreht werden, damit der Wert dem originalen Widerstand von 150K annähernd entspricht. Je weiter der Regler aufgedreht wird, desto „knackiger“ wird der Klang. Das nennt man dann Hard-Attack und das kommt wirklich gut! Das Poti ist eine echte Bereicherung. Bezogen auf die Ausgangsfrage ist das Ergebnis allerdings enttäuschend … Oder sehr erfreulich – wie man es nimmt. In Sachen Rauschen oder sonstiger Nebengeräusche stelle ich nämlich so gut wie keinen Unterschied fest. Klanglich gibt es zwischen den beiden im A/B-Vergleich schon feine Nuancierungen. Ich führe das mal auf die unterschiedlichen Kondensator- und Transistorentypen zurück. Aber der originale MXR rauscht nicht mehr oder weniger als der uk-electronic-Klon. Für das in Ralphs Leserbrief beschriebene Problem kann ich daher nur das wiederholen, was ich in der letzten Folge schon vermutet habe: Ältere Baureihen des Dyna Comps haben zum Teil noch Bauteile mit kritischen Rauschverhalten. Wer hier Abhilfe schaffen will,
tauscht die Kohleschichtwiderstände gegen Metallschichtwiderstände und nimmt auch die Transistoren kritisch unter die Lupe. Bei meinem Dyna Comp scheint MXR das schon gemacht zu haben. Denn der ist ohne Fehl und Tadel. Allein die Sache mit dem Attack-Poti lässt mir natürlich keine Ruhe. Doch dazu mehr in der nächsten Folge.

Produkt: Gitarre & Bass 2/2024
Gitarre & Bass 2/2024
IM TEST: Charvel Pro-Mod So-Cal HSS +++ Engl E670FE Special Edition +++ Ortega Guitars Tour Player +++ Ampeg Venture V3, VB112 und VB115 +++ Ibanez Iceman IC420FM +++ Walrus Audio Fable +++ Meta Guitars Veil Bass +++ Fender CS Early 55 Strat Trem & Hardtail +++ Lakland Skyline Decade

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