Das Eldorado der Vintage-Gitarren

Vintage Guitar Show Oldenburg

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Vintage Show Oldenburg
Veranstalter Jörn Eisenhauer und sein Team (Bild: Mineur)

Für Fans alter Instrumente war Anfang November die Oldenburger Vintage Guitar Show wieder mal großer Treffpunkt. Wir haben uns vor Ort für euch dort umgesehen.

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Am 3. und 4. November 2018 war es mal wieder soweit: Die bereits seit 1985 alljährlich stattfindende Vintage Guitar Show in Oldenburg, veranstaltet vom ortsansässigen Vintage Guitar Shop, hatte die Toren geöffnet. Nur einmal in den vergangenen weit mehr als 30 Jahren musste die Show ausfallen: 2012 griff das mittlerweile weithin bekannte Washingtoner Artenschutzabkommen von Rio Palisander erstmals flächendeckend, weshalb die zuständige Behörde ankündigte, dass Vertreter des Zollamtes die Oldenburger Veranstaltung streng kontrollieren würden.

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Eine der allerersten E-Gitarren: 1937er Rickenbacker (Bild: Mineur)

Seither hat sich die Lage zwar ein wenig beruhigt, der Vintage-Markt ist allerdings ein spürbar anderer geworden. Dennoch waren anno 2018 wieder weit mehr als 1000 Gitarren, Bässe, Amps und Ersatzteile zu bewundern, darunter beispielsweise eine der allerersten E-Gitarren überhaupt, eine Rickenbacker von 1937, die das holländische Guitar-Museum mitgebracht hatte.

Vintage Show Oldenburg
Strats und Teles in allen Preislagen (Bild: Mineur)

Neben der Ausstellung gab es in gesonderten Räumen Testmöglichkeiten, Workshops, Live-Demos und eine komplette Show mit der Hendrik Freischlader Band. Chef und Veranstalter Jörn Eisenhauer zeigte sich mit der Resonanz hochzufrieden: „Seit zehn Jahren haben wir eine konstante Zahl an Besuchern und Ausstellern, die aus ganz Deutschland, aber auch Holland, Skandinavien und diesmal sogar aus der Türkei, Tschechei und Ungarn angereist sind.“ Lediglich der frühere amerikanische „Stammgast“ Tom Wittrock war erneut nicht dabei. Eisenhauer: „Das ist in der Tat wirklich sehr schade, da Tom bis 2012 immer eine seiner wunderschönen 1959er Gibson Les Paul mitgebracht hat. Leider bekommt er sie wegen des Rio Palisanders nicht mehr durch den Zoll.“

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Henrik Freischlader Band (Bild: Mineur)

Apropos: Les Pauls gehören weiterhin zu den meistgefragten Vintage-Gitarren, zusammen mit den bewährten „Klassikern“ Stratocaster, Telecaster, Semiakustikmodellen wie Gibson ES 330 und 335 sowie – neuerdings – auch Fender Jaguar und Jazzmaster. Eisenhauer: „Hoch im Kurs stehen unvermindert Jazzgitarren, weil sie eine beständige Wertsteigerung bringen.“

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Gibson ES und Les Pauls am Stand von Vintage-Guitar (Bild: Mineur)

Was dagegen sind die Ladenhüter? „In erster Linie skurrile Instrumente und Stücke, die so selten sind, dass sie keiner kennt. Von der 59er Les Paul existieren immerhin etwa 1200. Für diese Gitarre gibt es einige hundert Interessenten, die auch das nötige Kleingeld dafür übrig haben. Für ganz seltene Exemplare muss man schon einen ausgesprochenen Liebhaber finden, was eher schwierig ist.“

Bei Amps ist der Trend ebenso eindeutig: Weg von den Hightech-Systemen der Achtziger, ebenso wie von muskulösen Kraftprotzen (Eisenhauer: „zu schwer und vielen auch zu laut“), hin zu leichteren, nicht ganz so starken Combos, die man – O-Ton Eisenhauer – „dann auch mal schön gesättigt spielen kann.“

Ansonsten gilt: Fender Deluxe, Princeton, Vibrolux sind – Joe Bonamassa sei Dank! – derzeit besonders hoch im Kurs. Allerdings auch Marshall Tops aus den Siebziger, von Mesa/Boogie vor allem die Modelle Mark I und Mark II, weniger dagegen spätere Entwicklungen. Und Vox? Eisenhauer: „Alte Vöxe sind bekanntlich nicht ganz unproblematisch, weil relativ anfällig und schlecht belüftet, weswegen man auf Tour eigentlich immer einen zweiten dabei haben muss. Außerdem sind sie für 30 Watt im Grunde genommen zu schwer.“

Wie sieht Eisenhauer die Zukunft des Vintage-Marktes? Steigen die Preise? Werden sie fallen? „Man hat schon vor 20 Jahren gedacht, dass die Preise nicht weiter steigen werden. 2007/2008 gab es einen Preis-Peak, es herrschte eine riesige Nachfrage, aber kaum Angebot, keiner hat verkauft. Damals verdoppelten sich die Preise für viele Produkte. Dieser Trend hat sich aber mittlerweile wieder normalisiert. Ansonsten gilt: Instrumente aus den frühen Siebzigern sind konstant gestiegen und werden garantiert noch weiter steigen, ähnliches gilt für gute Produkte aus den frühen Achtzigern.“

Auch im kommenden Jahr wird die Vintage Guitar Show wie gewohnt am ersten Novemberwochenende stattfinden, dann aber nur Samstags. Eisenhauer: „Die Erfahrung hat gezeigt, dass der weitaus größte Teil der Besucher sowieso am Samstag kommt. Darauf stellen wir uns ein, zumal dann auch für uns die allgemeinen Kosten deutlich geringer sind, da wir nicht – wie bei zwei Showtagen – die Security für die doppelte Zeit bezahlen müssen. Immerhin lagern bei einem solchen Event riesige Werte in den Räumen.“

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Das „deutsche Eck“ (Bild: Mineur)

Übrigens: Wer nicht bis zum November 2019 warten möchte, hat die Gelegenheit, bereits im kommenden März den gerade entstehenden Noorder Gitaar Dag in Zuidbroek in der Nähe von Groningen zu besuchen. Die Show wird von Eisenhauer sogar explizit empfohlen, Konkurrenzdenken gibt es in dieser Szene offenkundig nicht: „Für uns sind solche Veranstaltungen wie Familientreffen von Vintage-Sammlern, und da alle Anbieter geographisch weit genug voneinander entfernt sind, existieren keinerlei Konkurrenzängste.“

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Kommentare zu diesem Artikel

  1. die empfehlung von jörn kann ich nur bekräftigen: der “noorder gitaar dag” ist eine feine und atmosphärische veranstaltung , ausgerichtet von einem super freundlichen veranstalterteam zwischen winschooten und groningen und allen vintage- und guitarfreunden wärmstens ans herz zu legen !

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  2. Die vintage Show in Oldenburg hat mir wieder recht gut gefallen,
    ebenso so das begleitende Musikprogramm.
    Die Besucherzahl am Samstag war meiner Meinung nach auch wieder höher als in 2017.
    Leider vermisse ich mehr private Anbieter, das war auch in 2017 schon der Fall.
    Ich hatte einen Bekannten mit zur Show gebracht, für ihn war es der 1. Besuch, und er war
    sehr begeistert!
    Somit lohnt es sich für Jeden, einmal vorbei zu schauen.
    LG Hans-Jürgen

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