Talkin' about Jimi Hendrix

Uli Jon Roth: Der Blues heute kann sehr gut ohne Hendrix auskommen

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Uli Jon Roth mit seinem Instrument

Uli Jon Roth: Meine Einflüsse waren vor allem der Blues, Jimi Hendrix und Klassik. Und wenn man eine starke Persönlichkeit hat, fällt es auch nicht so schwer, eine eigene musikalische Sprache zu finden. Außerdem gab es in den 70er Jahren nicht so viele Trendsetter unter den Gitarristen: Wir waren nach Eric Clapton und Jimi Hendrix in den 60ern, und nach Leuten wie Blackmore in den frühen 70ern, die dritte Welle: Wir haben es wieder in eine melodiösere, virtuose Richtung getrieben – wir haben mehr in Moll gespielt, verminderte Läufe usw. Ab ,In Trance‘ (von den Scorpions, 1975) fing ich an mehr und mehr neues Territorium auf der Gitarre zu erforschen: International war ich wahrscheinlich der erste, der im Rock verminderte Läufe gespielt hat, und das hat viele Leute beeinflusst; genau wie Michael Schenkers melodische Läufe und seine Riffs.

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G&B: Zu den Musikern, die diese und andere Multiprozessor-Aspekte erfüllten, gehörte sicherlich Jimi Hendrix. Welcher Teil ist für dich wichtig an Hendrix: der Gitarrist, der Komponist oder der Produzent & Musiker im Studio?

Uli Jon Roth: Man kann sicherlich alle diese Aspekte sehen. Meiner Meinung nach war Hendrix ein ganz großes Genie, durchaus vergleichbar mit großen Leuten aus der Klassik oder mit großen Malern. Er hat Musik gemacht, die so noch niemand in diesem Jahrhundert gemacht hat, und er war mehr Original, mehr ein Innovator als Beethoven sogar, der sich sehr an Mozart orientierte. Natürlich hatte auch Hendrix seine Vorbilder, kam aus dem Blues, hatte Curtis Mayfield gehört … – aber was hat er daraus gemacht? Hör dir ,Machine Gun‘ an: Das Resultat war einfach 100 % Jimi Hendrix, und so eine Musik hat es vorher nie gegeben auf der Welt und wird es auch nicht mehr geben.

Abgesehen davon wird die spirituelle Message seiner Musik wohl erst viel später verstanden werden, und Jimi Hendrix hat sie nie von seiner Musik getrennt … Er hat sich als Gesamtkunstwerk verstanden, und er war eins. Man kann diese ganzen Aspekte analysieren, aber das ist müßig; er hatte einfach unheimlich viele Facetten. Natürlich war er auch im Studio ein Revolutionär, die Leute damals haben ihn nicht verstanden als er ,Electric Ladyland‘ produzierte, eines der größten Meisterwerke der Rock-Geschichte, vielleicht sogar das größte.

Jimi Hendrix hat damals alle mit seinem Perfektionismus in den Wahnsinn getrieben, obwohl die Studiozeit für heutige Verhältnisse im Rahmen lag – ein paar Monate vielleicht. Aber er wusste eben ganz genau wie es klingen sollte, und genau das wollte er auch hören.

Chas Chandler ist laufen gegangen, und auch Noel Redding ging nebenan in den Pub, und Jimi hat den Bass eingespielt. Diese Leute konnten nicht das hören, was in seinem Kopf passierte. Diese Platte, ,Electric Ladyland‘, ist, was ihre Produktion angeht, einfach unerreicht. Ich habe nie wieder so etwas gehört – von irgend jemand. Und kaum ein Gitarrist aus den 60ern wird heute von anderen Musikern noch genannt außer Hendrix. Sein Einfluss ist generell und universell. Du wirst kaum einen Gitarristen finden, der nicht von ihm beeinflusst wurde.

G&B: Interessant ist aber, wie wenig er sich auf die Blues-Praxis der letzten drei Jahrzehnte ausgewirkt hat. Die meisten Gitarristen dieses Bereichs spielen wie die Gitarristen vor Hendrix.

Uli Jon Roth: Er hatte den Blues vollkommen überwunden und eine Stufe weitergetragen. Der Blues heute kann sehr gut ohne Hendrix auskommen.

G&B: Der einzige Musiker, der ihn in seinem Sinn weitergedacht und -entwickelt hat war Miles Davis.

Uli Jon Roth: Klar, Hendrix ist eben viel weiter rausgegangen, da kamen die anderen nicht mehr mit.

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Kommentar zu diesem Artikel

  1. Uli hat ja so recht was er da sagt.

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