Gear-Talk mit Ozzys Nr. 1

Zakk Wylde: Ozzy und ich verstehen uns blind

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Zakk Wylde
(Bild: Mineur)

Treffen mit Jeffrey Phillip Wielandt, besser bekannt als Zakk Wylde, haftet immer der Geruch von Wildheit (kein Wunder, bei dem Künstlernamen!) und purer Anarchie an. Wylde als Person ist laut und einnehmend, eine echte Erscheinung, die Außenstehenden schnell Respekt einflößen kann. Der 51-Jährige weiß um seine Außenwirkung, gebärdet sich dementsprechend gerne ein wenig schroff und wird seinem wunderbar zu vermarktenden Ruf als Rock’n’Roll-Outlaw in jeder Situation gerecht. Aber lest selbst!

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interview

Zakk, die größte Sensation in deiner jüngeren Vergangenheit war sicherlich die Rückkehr zu Ozzy Osbourne, oder?

Ja, absolut. Gus G. war wegen seiner Verpflichtungen mit Firewind verhindert und Ozzy fragte mich: „Zakk, hast du Zeit, für mich in die Küche zu gehen und mir ein paar Sandwiches mit Senf und viel Mayonnaise zu kredenzen?“ Ich antwortete: „Jawohl Sir, habe ich!“ Also fuhr ich zu ihm, probte mit der Band, und gehöre nun wieder dazu.

OK, soweit die Jux-Variante. Und nun die ernsthafte Version, bitte! Hat er dich um Rückkehr gebeten, damit du auch neue Songs mit ihm schreibst?

Nein, zunächst einmal sind nur Live-Shows geplant. Aber natürlich interessiert sich Ozzy immer dafür, was ich gerade komponiere. Er fragte mich schon vor zwei Jahren, ob ich auch etwas für ihn im Repertoire hätte, etwas weniger Heftiges als die Sachen, die ich für Black Label Society schreibe. Damit konnte ich natürlich dienen! Auf diese Art haben wir ja immer schon miteinander kommuniziert.

Hast du kurz darüber nachdenken müssen, als Ozzy dich gebeten hat, zurückzukehren?

Nein. Vorher musste ich mir diese Frage ja auch gar nicht stellen, denn Gus war in der Band. Die Beziehung zwischen Ozzy und mir geht weit über die Musik hinaus. Wenn er mich anrufen und fragen würde: „Hey Zakk, die Frau von Gus bekommt ein Baby, er muss nach Hause. Kannst du für drei Wochen einspringen?“, dann würde ich das sofort machen. Danach würde ich wieder zu Black Label Society und zu meinen Solo-Sachen zurückkehren, alles wäre in Ordnung.

Zakk Wylde
Zakk Wyldes Gitarrentechniker Stephen Murillo (Bild: Mineur)

Hat er dir denn erklärt, weshalb er zwischenzeitlich Gus G. als Gitarristen seiner Band vorgezogen hat?

Weil Gus ein toller Gitarrist ist und weil Ozzy ja nicht mit Zakk wie ein siamesischer Zwilling zusammenhängt. Ozzy ist ein freier Mann und kann tun und lassen, was er will.

Hat sich Ozzys Band durch Gus G. verändert? Hast du sie musikalisch auf einem anderen Stand vorgefunden als bei deinem letzten Engagement?

Nein, alles ist beim Alten. Natürlich gibt es einen grundlegenden Unterschied, denn ich fing als 19- oder 20-Jähriger bei ihm an, heute bin ich 51 und habe viel mehr Lebenserfahrung. Aber mein musikalischer Geschmack ist noch immer exakt der gleiche. Das geht doch allen so: Die Musik, die man als Teenager geliebt hat, begleitet einen das ganze Leben lang. Um deine Frage zu beantworten: Ozzy und ich verstehen uns blind. Wenn wir im gleichen Raum sind, haben wir Spaß ohne Ende, weil Ozzy sich selbst ständig auf die Schippe nimmt.

Ozzy ist es scheißegal, welche anderen Bands es sonst noch gibt. Es interessiert ihn nicht. Bei ihm heißt es nur: „Kommt, lasst uns Musik machen und dann schnell nach Hause fahren.“ Also jammt man eine Weile, dann heißt es: „OK, danke, wir sehen uns bei der Show.“ So einfach ist es mit Ozzy. Und so war es auch, als ich mit 19 in seine Band kam und das Küken der Gruppe war. Es wurde viel gelacht, getrunken, gebrüllt, und das ohne Unterbrechung. Gab es Schwierigkeiten? Nein. Gab es irgendwann einmal Streit? Nein. Jeder will seinen Spaß haben, also machen wir Witze, lachen uns tot und fahren nach Hause. So funktioniert das bei Ozzy.

Zakk Wylde
Bis sein eigener Amp fertig ist, vertraut Wylde weiterhin auf pure Marshall-Power. (Bild: Mineur)

Gibt es die Verabredung, nach der Tour auch gemeinsam an einem neuen Studioalbum zu arbeiten?

Keine Ahnung. Wenn Ozzy eines Tages zu mir sagt: „Hey Zakk, lass uns ein neues Studioalbum machen“, antworte ich: „OK, alles klar, ich bringe ein paar brauchbare Ideen mit ins Studio!“

wylde audio

Zakk Wylde
Friedliche Ruhe sieht anders aus: Zakks Boxenwand (Bild: Mineur)

Etwas schwieriger dagegen scheint der Aufbau deiner eigenen Instrumentenfirma ‚Wylde Audio‘ zu laufen. Noch immer gibt es den Wylde-Audio-Amp nicht zu kaufen, obwohl er schon lange angekündigt ist.

Der Amp steht bereits bei mir zu Hause, zurzeit basteln wir an den Boxen. Der Amp wird hoffentlich noch dieses Jahr in Serie gehen, als Prototyp habe ich ihn schon auf ‚Catacombs Of The Black Vatican‘, auf dem zweiten ‚Book Of Shadows‘- Album und auf ‚Grimmest Hits‘ gespielt. Ich hatte ihn auch schon mit auf Tour, er klingt wirklich großartig.

Wird auch deine Gitarrenkollektion noch erweitert?

Ja, natürlich, ich stehe mit all meinen Plänen erst ganz am Anfang. Ich weiß, dass es nicht jedermanns Sache ist, eine eigene Firma zu leiten. Aber ich liebe es, in alles involviert zu sein. Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht eine lange To-Do-Liste abzuarbeiten habe. Ständig kommt man auf neue Ideen. Man macht sich Gedanken über die Oberfläche einer neuen Gitarre, entdeckt einen wunderschönen Holztisch und fragt sich, aus welchem Holz er wohl besteht, um dann daraus vielleicht eine tolle Gitarrendecke zu kreieren. Man beschäftigt sich mit unterschiedlichen Ahorn-Arten und versucht daraus die bestmögliche Gitarre zu bauen. Das alles macht einen Höllenspaß.

Ich kann mir gut vorstellen, dass man als Gitarren-Nerd, wie du einer bist, großes Interesse daran hat, eigene Modelle zu erschaffen. Aber macht es genauso viel Spaß, deine Produkte an den Mann bringen zu müssen?

Na ja, zu diesem Zweck holt man sich halt großartige Leute an die Seite. Das ist mit einer Band ja nicht viel anders. Auch da versucht man, die besten verfügbaren Musiker zu bekommen. Du brauchst Fachleute auf jedem Gebiet.

Aus wieviel Angestellten besteht deine Firma derzeit?

Nun, zurzeit kooperiere ich ja mit Schecter. Ich habe Mike (Michael Ciravolo, Präsident von Schecter, Anm.d. Verf.) und Marc (LaCorte, Vizepräsident) meine Vision dieser Firma erklärt und bin auf offene Ohren gestoßen. Ich meine: Wir beide könnten eine Gitarre auch alleine bauen, bei mir Zuhause in meiner Garage, aber dann kämen wir auf gerade mal drei Exemplare pro Monat. Für eine Massenproduktion brauchst du eine potente Firma in der Hinterhand. Es sind immer noch Boutique-Gitarren mit einer großartigen Qualität, aber über Schecter können wir mehr als zehn Instrumente pro Monat bauen. Verstehst du, was ich meine? Ich würde meine momentane Situation für nichts in der Welt ändern wollen.

Sind die signifikantesten Unterschiede deiner Wylde-Audio-Gitarren vor allem äußerlicher Natur oder eher in erkennbaren Klangunterschieden zu finden?

Es gibt ein Kriterium, und das gilt für alles, was ich anfasse: It must be asskickin`! Egal, welches Modell du dir aus meinen Gitarren herausgreifst, jedes klingt Killermäßig! Das Signalwort heißt: hoher Qualitätsstandard! Egal, ob wir pro Tag ein, zwei oder fünf Instrumente bauen, alle haben die gleiche hohe Fertigungsqualität. Es gibt bei uns also nicht sehr gute und etwas weniger gute Modelle, sondern alle sind gleich großartig. Das gilt auch für die Gitarren, die ich selbst spiele: Ich nehme sie aus der Verpackung heraus und sie klingen sofort großartig.

Inwieweit unterscheiden sich die Modelle klanglich?

Bei E-Gitarren hängt immer alles von den jeweiligen Pickups ab. Bei Akustik-Gitarren ist es natürlich auch eine Frage des Holzes: Ahorn und Ebenholz sind helle Hölzer, aber Palisander ist beispielsweise ein dunkles Holz und klingt daher anders. Bei E-Gitarren dagegen steht und fällt der Sound mit den Pickups. Egal ob du eine Ahorn- oder eine Mahagoni-Decke hast, den Sound der Saiten greift letztlich der Pickup auf.

Natürlich spielt auch da das Zusammenspiel von Holz und den Saiten eine Rolle, aber der Schwerpunkt meiner Gitarren liegt auf den aktiven EMG-Pickups. Meinen ersten Kontakt zu EMG hatte ich, als einer meiner Gitarrenschüler eines Tages eine Fender Jaguar mit aktiven EMGs in meinen Marshall einstöpselte. Ich spielte damals eine Gibson Les Paul mit PAFs, die Fender Jaguar mit den EMGs klang im Vergleich zu meiner Les Paul, als wenn man eine Decke vor den Lautsprechern wegzog, so viel klarer und transparenter war der Sound. Ich fragte: „Sag mal, was sind denn das für Tonabnehmer?“ Er antwortete: „EMGs, und zwar die mit Batterie.“ Und ich: „Mit Batterie?“ Von dem Tag an bekamen alle meine Gitarren diese Pickups.

Wenn Schecter dir bei den Gitarren hilft, wer ist dein Kooperationspartner bei den Amps?

Zurzeit hilft mir mein Freund George Metropoulos, er ist ein fabelhafter Amp-Konstrukteur. Anschließend kümmern wir uns um einen geeigneten Vertriebspartner, aber der steht aktuell noch nicht fest.

Der Name des ersten Amps wird „Wylde Audio Master 100“ sein, richtig?

Das ist korrekt. Er heißt zwar ‚Master 100‘, hat aber 624.000 Volt und wird seinen Spieler zum Welteroberer machen.

Zakk Wylde
Das Pedalboard mit den beiden MXR Wylde Signature Beserker Overdrives, einem Wampler Tape Echo, MXR Carbon Copy Bright, MXR Wylde Phase Signature, Dunlop Zakk Wylde Signature Rotovibe und Dunlop Zack Wylde Cry Baby Wah (Bild: Mineur)

Ist der legendäre Marshall Plexi die Blaupause deines Wylde-Audio-Amps?

Es ist wie beim Ford T-Modell. Alles was danach kam, ist von diesem Auto inspiriert, weil es perfekt designt war. Natürlich kann man Variationen entwickeln, aber worum geht es bei einem Amp? Man möchte ihn einschalten, die Gitarre einstöpseln, und dann soll er einfach gut klingen. Das wünscht sich jeder Gitarrist. Keiner will erst eine komplizierte Bedienungsanleitung durcharbeiten müssen, um den Aufbau seines Amps zu verstehen.

Je simpler desto besser?

Ohne Zweifel! Ich muss immer heimlich grinsen, wenn Leute zu mir sagen: „Mein Amp hat 100 Sounds!“ Es gibt nur zwei Sounds, nämlich gut oder schlecht. Nimm dir eine Gitarre, stöpsele sie ein, spiele, und entweder es klingt gut oder schlecht.

Dann bleibt mir nur, mich bei dir zu bedanken und dir alles Gute mit Wylde Audio und deinen unterschiedlichen Bands zu wünschen.

Danke, Bruder, auch dir alles Gute, und bis zum nächsten Mal!

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(erschienen in Gitarre & Bass 08/2018)

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