Der Sound der NWOBHM

Test: Seymour Duncan Diamondhead

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(Bild: Dieter Stork)

Mit der „New Wave of British Heavy Metal“ sollte sich die komplette Musiklandschaft für alle Zeiten ändern. Einer der Wegbereiter dieser neuen Ära war ohne Frage die britische Formation Diamond Head. Seymour Duncan tragen dem Sound dieser Zeit nun mit einem neuen Pedal Rechnung.

Ende der 70er- und Anfang der 80er-Jahre wehte auf einmal ein rauer Wind von England über den Ärmelkanal nach Europa (und etwas später auch in die USA). Bands wie Iron Maiden, Judas Priest oder eben Diamond Head krempelten die Rockmusik jener Tage im Handumdrehen um. Hohes Tempo, zackige Riffs, aggressive Vocals und ein schnittiger Gitarrensound schlugen ein neues Kapitel der Musikgeschichte auf. Gitarristen der damaligen Zeit setzten auf die damals in England gut verfügbaren Marshall-Verstärker, die einfach bis zum Anschlag aufgerissen und/oder mit einem Treble Booster in die Verzerrung getrieben wurden. Das Ergebnis war jener Sound, dem Seymour Duncan nun mit dem Diamondhead-Distortion-Pedal ein eigenes Effektgerät widmen.

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AM I EVIL

Das Gerät kommt in einem dunkelbraun gehaltenen Gehäuse, das in seiner Größe in etwa einem MXR Phase 100 entspricht. Grundsätzlich haben wir es hier mit einem Distortion-Pedal zu tun, das anstatt mit der sonst üblichen Tone-Blende mit einem 3-Band- Equalizer mit +/-13db Boost/Cut ausgestattet wurde. Dazu gesellen sich neben den Level- und Gain-Potis noch ein weiterer Boost-Regler, der mit einem eigenen Fußschalter versehen ist und eine Signalverstärkung von bis zu 15db ermöglicht. Dieser Boost-Schaltkreis kann unabhängig vom restlichen Pedal genutzt werden und sitzt hinter der Zerrstufe im Schaltkreis. Außerdem ermöglicht der kleine Sat-Mini-Switch einen weiteren Gain-Boost von satten 24db.

Hier handelt es sich jedoch nicht um einen reinen Clean-Boost, sondern um Seymour Duncans 805-Schaltung, die es ebenfalls als Pedal zu kaufen gibt. Ein weiteres positiv zu erwähnendes Detail ist, dass alle Anschlüsse des Diamondhead stirnseitig verbaut sind, was das Verkabeln häufig erleichtert. Etwas unschön dagegen sind die fragil wirkenden Potiachsen aus Kunststoff – hier wären etwas höherwertige Bauteile wünschenswert.

(Bild: Dieter Stork)

Klanglich zeigt sich das Diamondhead vor einem ganz leicht zerrenden Amp als Amerikaner im britischen Gewand: Das für die Gitarrensounds der „British Invasion“ typische Kratzen in den Hochmitten, kombiniert mit dem warmen Sound eines schwitzenden Röhrenverstärkers, ist sofort zu hören und lässt einen Hauch 1979 aufkommen. Dank des effizient arbeitenden EQs kann man den Klang in nahezu jede gewünschte Richtung schieben. Vor allem der bei ca. 800Hz breitbandig arbeitende Mittenregler ermöglicht eine enorme Bandbreite an Distortion-Sounds. Vom harten Mid-Boost à la Michael Schenker zu UFO-Zeiten bis hin zur totalen Mittenbadewanne – hier ist eine ganze Menge möglich. Das Treble-Poti sorgt dann für das feine Rasseln in den Höhen und ermöglicht es, den Klang bei Bedarf messerscharf werden zu lassen. Als richtig spannend erweist sich der Sat-Gain-Boost, denn bei ihm wird nicht die Lautstärke erhöht, sondern, dank des festeingestellten 805-Schaltkreises, eine Art Tube-Screamer-Effekt erzielt. Die Bässe werden deutlich schlanker, während der Sound in den Hochmitten deutlich bissiger und angriffslustiger wird.

Die beste Performance hat das Diamondhead im Test vor einem crunchig eingestellten Amp und mit aktivierter Sat-Boost-Stufe hingelegt. Dabei liegt der Trick darin, das Gain-Poti nicht zu weit aufzureißen. So erhält man einerseits die Aggressivität der zusätzlichen Boost-Stufe, erhält aber andererseits die grundsätzliche Wärme, die das Diamondhead mitbringt.

YES I AM

Natürlich haben wir es beim Diamondhead mit einem relativ speziellen Distortion-Pedal zu tun. Schließlich waren die Gitarrensounds der New Wave of British Heavy Metal nicht gerade das, was man als ohrenschmeichelnden Wohlklang bezeichnen würde. Aber genau diese charakterstarken Vorläufer der modernen High-Gain-Sounds gibt das Pedal wunderbar wieder. Dank des vielseitigen EQs lässt sich der Klang eines an der Belastungsgrenze agierenden Marshalls gut nachbilden. Der zusätzliche Booster und die zweite Gain-Stufe ermöglichen ein vielfältiges Klangbild, mit dem sich nahezu jede Schattierung der Retro-Distortion-Sounds abdecken lässt. Für Fans von Iron Maiden, Judas Priest, Diamond Head und Co. auf jeden Fall ein Pflichtpedal.

PLUS

  • NWOBHM-Sounds
  • Verschiedene Gain-Stufen
  • Schaltbarer Boost
  • Effiziente Klangregelung

MINUS

  • Potiachsen aus Kunststoff

(erschienen in Gitarre & Bass 05/2020)

Produkt: Gitarre & Bass 12/2022 Digital
Gitarre & Bass 12/2022 Digital
Im Test: J. Rockett Uni-Verb +++ G&L Fullerton Deluxe LB-100 +++ Dowina Albalonga GACE HiVibe +++ Nik Huber Bernie Marsden Signature +++ Fender Acoustasonic Player Telecaster +++ Gibson Dave Mustaine Signature Flying V +++ Börjes JB-Custom 5 DLX-Multiscale +++ EarthQuaker Devices Ghost Echo by Brain Dead +++ Blackstar St. James 50/EL34 112 Combo +++ Harley Benton Double Pedal Series

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