Ultraflexibel

Test: KMA Audio Machines Logan Transcend Drive

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(Bild: Tom Schäfer)

Die meisten Hersteller von Gitarren- und Basseffekten sind oder waren selbst aktive Musiker mit starker Affinität zu Technik und Elektronik. Das trifft auch auf Enrico Preuß zu, der als Gitarrist und studierter Ingenieur 2013 begann, für sich, Bandkollegen und andere Musiker Effektpedale zu reparieren, modifizieren oder auch völlig neu zu entwickeln. Bereits ein Jahr später gründete er seine Firma KMA Audio Machines in Berlin, die bald zum Geheimtipp avancieren sollte, inzwischen jedoch längst diesem Status entwachsen ist.

Hinter dem Kürzel KMA verbirgt sich nichts anderes als die frühere Wohnadresse von Enrico Preuß, nämlich die Karl-Marx-Allee.

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Das brandneue Logan Transcend Drive ist ein sehr variables Low/Mid-Gain Overdrive, grob basierend auf der Schaltung des Marshall-Bluesbreaker-Pedals, dessen prägnante Höhen jedoch abgemildert wurden. Mit umfangreichen Möglichkeiten der Klangbearbeitung erweist sich das Logan Transcend Drive jedoch als unvergleichbar flexibler. Dank variablen Q-Faktors und Expression-Pedal-Anschlusses zur Verschiebung der Mittenfrequenz kann der fußschaltbare Mid-EQ mit einem konventionellen Expression-Pedal sogar als WahWah verwendet werden. Da KMA dem Logan Ausgangspegelreserven von bis zu 25 dB spendiert hat, ist es sogar als Clean-Preamp und Booster einsetzbar.

Out of the box

Das gleichermaßen liebe- wie geschmackvoll gestaltete robuste Hammond-Alugehäuse wurde pulverbeschichtet und aufwendig siebbedruckt. Bei den komplett in Handarbeit gefertigten KMA-Pedalen finden Premiumkomponenten wie Alpha-Potis, WIMA- oder Panasonic-Kondensatoren und Neutrik-Klinkenbuchsen Verwendung. Input, Output und Netzteilbuchse finden sich auf der Stirnseite, der Anschluss fürs Expression-Pedal rechts. Gespeist wird das Logan Transcend Drive per 9-Volt-DC-Netzteil, Batteriebetrieb ist trotz des geringen Stromverbrauchs von 30 mA nicht vorgesehen. Intern wird die Gain-Stufe mit 9 Volt, die EQ-Sektion mit 18 Volt Spannung betrieben. Öffnet man den verschraubten Gehäuseboden, sind zwei Trimmpotis zugänglich, die dem Overdrive-Effekt ein wenig vom cleanen Direktsignal zumischen (Dirt) bzw. den Q-Faktor (Q-Resonance, Bandbreite) der Mittenanhebung/-absenkung variieren. Während beim Testmodell der Gehäuseboden noch vollständig verschlossen ist, sollen die zukünftigen Serienpedale eine Bohrung für den direkten Zugang zum Q-Trimmer erhalten.

Schaltungstechnisch ist der KMA-Zerrer in zwei Sektionen aufgeteilt, die jeweils mit soliden Fußschaltern aktiviert werden können. Der linke Schalter nimmt die Drive-Sektion in Betrieb, bestehend aus den mit griffigen verschraubten Aluminiumknöpfen bestückten Reglern Drive und Level, den Minipotis Lows und Highs sowie dem internen Dirt-Trimmer. Auch diese beiden Klangregler arbeiten aktiv und mit jeweils +/-15 dB entsprechend effizient. Die Mid-EQ-Sektion, die nicht nur vor oder hinter die Gain-Stufe geschaltet, sondern auch per Fuß aktiviert werden kann, bietet eine vollparametrische Mittenklangreglung mit Cut/Boost- (+/- 12 dB) und Mid-Frequency-Potis (100 Hz – 2,4 kHz) sowie dem Q-Resonance-Trimmer. Eine orange LED signalisiert den Status der Drive-, eine weiße den der Mid-EQ-Sektion.

Auf geht‘s …

Nehmen wir uns zunächst die Drive-Abteilung des Logan vor. Die Minipotis für die Bässe und Höhen bleiben erst mal in High-Noon-Neutralstellung. Dreht man Drive ganz zu und Level ein wenig über die Mittelposition hinaus, besteht Unity Gain, soll heißen, die Ausgangspegel von ausgeschaltetem und aktivem Pedal sind für meine Ohren nahezu identisch. Während das Logan in eingeschaltetem Zustand, Drive auf Null, normaler Anschlagsintensität und Vintage-Humbuckern bereits einen Hauch von Zerren erkennen lässt, bleibt es bei Strat-Einspulern völlig clean. Dreht man mit Humbuckern Drive langsam auf, steigt die Zerrintensität kontinuierlich an, bis sie etwa bei der 12:30-Position mit fettem Hardrock-Rhythm- und Lead-Overdrive endet.

Wie gesagt, haben wir es hier mit Low/Mid-Gain Overdrive zu tun, das Pedal rangiert somit weit weg von High Gain amerikanischer Prägung oder gar Metal. Wer also in diesem Spektrum seinen Sound sucht, wird mit überirdisch homogenen, höchst differenzierten und dynamischen, vor allem aber durchsetzungsstarken Zerrsounds bei extrem geringen Nebengeräuschen verwöhnt. Nicht nur auf den Saitenanschlag, sondern auch auf das Gitarren-Volume reagiert das KMA Logan sehr feinfühlig. Aber was passiert nun oberhalb von Drive 12:30? Ab hier bis zur Vollaussteuerung nimmt die Verzerrung eher nuanciert zu, und dezent anziehende Höhen lockern das Klangspektrum auf. Eigentlich eher eine zusätzliche Färbung als ein wirkungsvoller Nachbrenner, was keinesfalls als Einschränkung zu verstehen ist.

Die beiden nach wie vor in Neutralstellung belassenen Klangregler zeigen, wie praxisnah und geschmackvoll KMA das Sounddesign des Pedals hinbekommen hat. Dennoch erlauben die Minipotis umfangreiche Klangbearbeitung, sind jedoch primär dazu gedacht, den Sound dem verwendeten Amp anzupassen. So lassen sich z. B. einem 1×10 Combo ein treffliches Fundament verpassen, eine 4×12 Box mit zusätzlichen Höhen „durchlüften“ oder auch schlanke Singlecoil-Sounds anfetten.

Mit der (bis zu) 25-dB-Verstärkung des Level-Potis lässt sich die Vorstufe eines Röhrenverstärkers ordentlich anblasen, was noch intensiver zerrende Sounds ermöglicht, die sich mit Offenheit, Definition und Dynamik locker durchs Band-Gefüge pflügen. Der Dirt-Trimmer im Gehäuseinneren soll dem Effektsignal einen gewissen Anteil des cleanen Direktsignals zumischen um auf diese Weise Attack, Ansprache und Direktheit der Overdrive-Sounds zu erhöhen. Prinzipiell eine feine Sache, hier jedoch mit kaum nennenswerter Wirkung. Allerdings habe ich beim Logan auch keinesfalls das Bedürfnis nach derartiger Klangoptimierung.

Das Innenleben mit den beiden Trimmpotis (Bild: Tom Schäfer)

Was man mit einem effizient agierenden voll-parametrischen Mitten-EQ wie dem des KMA Logan in Kombi mit einem Overdrive-Effekt so alles anstellen kann, wird meist unterschätzt. Gravierende Klangund Zerrunterschiede entstehen schon allein durch Variieren der Position im Signalweg. Vor die Gain-Stufe geschaltet (Pre), lassen sich bestimmte Mittenfrequenzen oder -bereiche gezielt in die Verzerrung einbeziehen, während die Post-Platzierung eher Boost-Funktionen übernimmt, z. B. zum Anfetten von Lead- und Betonen von Rhythmus-Sounds. Andererseits kann man auch mal eben zwischen scooped oder linearen Mitten wechseln. Durch Drehen des Mid-Frequency-Reglers von einem zum anderen Anschlag (100 Hz – 2,4 kHz) lassen sich die Wah-Qualitäten schon erahnen, erst Recht, wenn man Mid Cut/Boost und den versteckten Q-Resonance-Trimmer voll aufdreht.

Schließt man an die TRS-Buchse an der rechten Gehäuseseite ein handelsübliches Expression-Pedal an, übernimmt dieses die Funktion des Mid-Frequency-Potis und agiert wie ein konventionelles Wah-Pedal, hier sogar mit den Möglichkeiten der umfassenden Klangbearbeitung. Sollen Wah-Wah bzw. Mid-EQ deaktiviert werden, genügt ein Tritt auf den Mids-Schalter. Mit dem Mitten-EQ wird gleichzeitig auch das Wah vor oder hinter die Gain-Stufe geschaltet.

Neben seiner Aufgabe als Overdrive-Pedal kann das KMA Logan Transcend Drive auch als Clean Booster und Preamp eingesetzt werden. Sogar als Acoustic Preamp macht es eine gute Figur.

Resümee

Die junge Berliner Effektschmiede KMA Audio Machines bringt mit dem Logan Transcend Drive ein überaus vielseitiges Low/Mid-Gain-Overdrive-Pedal auf den Markt, das sich mit innovativem Konzept, allerbesten Klangeigenschaften und vorbildlicher Handverarbeitung nahtlos in die Riege ihrer anderen Stompboxes einreiht. Die ausgewogene Gain-Struktur des Logan liefert offene, extrem dynamische und durchsetzungsfähige Zerrsounds, die sensibel auf Anschlag, Spielweise und Gitarrenvolume reagieren. Allein für die Drive-Sektion mit ihren beiden wirkungsvollen Klangreglern und hohen Output-Reserven würde ich schon eine Empfehlung aussprechen. Als echtes Highlight entpuppt sich der parametrische Mitten-EQ, der sich nicht nur vor oder hinter die Drive-Stufe schalten, sondern dessen Mittenfrequenz sich wie ein WahWah auch per Expression-Pedal verschieben lässt. Angesicht der gebotenen Soundqualitäten, der Vielseitigkeit und der tadellosen Verarbeitung verblüfft mich der Preis.

PLUS

  • Overdrive-Sounds
  • klanglich extrem vielseitig
  • flexible Einsatzmöglichkeiten
  • geringe Nebengeräusche
  • Ausstattung/Features
  • Expression-Pedal- Steuerung
  • Qualität der Bauteile & Handverarbeitung
  • Preis/Leistung

(erschienen in Gitarre & Bass 10/2019)

Produkt: Gitarre & Bass 7/2023
Gitarre & Bass 7/2023
IM TEST: Magneto Guitars Eric Gales Signature RD3 +++ Lenz Hot Chili Tube-Head +++ Marshall Guv’nor, Drivemaster, Bluesbreaker, Shredmaster Reissue Pedals +++ Glockenklang Blue Bird Bass-Amp +++ Fender Gold Foil Jazz Bass +++ Walrus Audio Fundamental Reverb und Delay +++ Blackstar Debut 50R Gitarren-Combo +++ Epiphone Adam Jones Les Paul Custom Art Collection +++ Boss Waza-Air Bass Headphones

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