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Test: Furch 1 00M-SR

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Furch Guitars ist ein vorzüglicher Hersteller von Akustik-Gitarren. Ich denke immer wieder gerne an die Einladung nach Brünn in Tschechien, als dort 2016 das 35-jährige Firmenjubiläum gefeiert wurde.

Von daher öffne ich den stabilen Hiscox-Koffer mit seiner großen „F“-Prägung nicht ohne eine gewisse Vorfreude und Spannung. Zum Vorschein kommt eine hübsche kleine Steelstring aus der Vintage- Serie …

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(Bild: Dieter Stork)

Es sind die Details …

Die beiden Nullen in der Modellbezeichnung (Double-0) entstammen natürlich der bekannten Martin-Nomenklatur, wo die Anzahl der Nullen die Größe des Korpus’ definiert (wobei man dann allerdings nach der Triple-0 zu Namen wie Dreadnought und Jumbo überging).

Wir haben hier also ein recht kleines Modell zum Test vorliegen – eine berühmte Userin dieses Formates, die mir sofort in den Sinn kommt, ist Joan Baez.

Es muss betont werden, dass trotz aller Liebe zur Historie viele eigene Ideen von Frantisek Furch in diesem Instrument stecken. So ist die Holzauswahl für den Korpus zwar traditionell – massive AA-Sitka- Fichte für die Decke und massiver Indisches Palisander für Zargen und Boden – die Deckenbeleistung gemäß dem hauseigenen „Soundboard-Voicing“ und das „Full-Pore Vintage Hand-Brushed Finish“, ein sehr edel wirkendes Halbmatt, sind aber ureigener Input.

Der schöne Look des Bodies wird durch elfenbeinfarbenes Binding, das kleine Tortoise-Schlagbrett, die schlichtfeine Schalllochrosette und den Ebenholzsteg auf den Punkt gebracht. In Letzterem sind die Saiten mit schicken Ebenholz-Pins fixiert und laufen über Stegeinlage und Sattel aus Tusq (Mensur = 653 mm) Richtung Kopfplatte.

(Bild: Dieter Stork)

Der Hals aus Afrikanischem Mahagoni ist am 12. Bund an den Korpus angesetzt. Das hierbei eingesetzte hauseigene CNR-System (Composite Neck Reinforcement) bietet besondere Festigkeit durch eine tiefe Verankerung im Halsfuss und einen Dual-Action-Halsstellstab (Trussrod) mit Carbon-ummantelten Stäben für präzise und lange anhaltende Justage. Da steckt ganz viel Furch drin!

Siebzehn schlanke, bestens polierte Bünde sitzen gratfrei im Ebenholzgriffbrett, sehr kleine aber gut sichtbare Dot- Inlays geben Orientierung. Die Kopfplatte bietet Eleganz per Ebenholz-Oberfläche und Firmenlogo-Einlage aus Abalone. Die verchromten Die-Cast-Tuner nehmen die Saiten sicher auf und leisten bei einem Ratio von 1:18 saubere Arbeit.

(Bild: Dieter Stork)

…und nicht die Größe

Bei einer 12-Bund-Acoustic dieser Größe ist alles schön nah am Spieler. Man nimmt das Ding auf den Schoß und ab dafür. Bedenkt man dann noch die sehr erwachsene Griffbrettbreite von 45,5 mm am Sattel und das sanfte schlanke V-Profil des Halses, wird einem klar: Das hier ist „Fingerstyler’s Paradise“. Da holt man gerne mal wieder die Fingerpicks aus der Krimskram-Schublade und frischt die sowieso bescheidene Technik etwas auf.

Macht Spaß! Aber auch Strumming per Plektrum liefert einen vollen Klang, den man einer Gitarre dieser Größe nicht zugetraut hätte. Gerade die Bässe sind trotz der kurzen Mensur und des geringen Korpusvolumens erstaunlich konkret, kraftvoll und verbindlich. Ein rundes stimmiges klar aufgelöstes und auch lautes Klangbild mit ordentlich Sustain und reichlich Dynamik-Spielraum breitet sich aus. Man spricht ja oft über das Preis/Leistungs- Verhältnis einer Gitarre (das hier sehr gut ist) – ich möchte jetzt mal das ausgezeichnete Größe/Klangvolumen- Verhältnis unterstreichen.

(Bild: Dieter Stork)

Resümee

Frantisek Furch weiß was er tut. Diese Double-0 hier ist einfach ein Statement für Know-how, Geschmack, Stilsicherheit, Traditionsbewusstsein mit Blick nach vorne und eine klare klangliche Vision. Punkt. Unbedingt antesten.

PLUS

  • Tradition trifft Innovation
  • Hölzer, Hardware
  • Verarbeitung, Werkseinstellung
  • Hand-Brushed Finish
  • Bespielbarkeit, Handling
  • voller „großer“ Klang

(erschienen in Gitarre & Bass 09/2019)

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Kommentare zu diesem Artikel

  1. Kann den Test nur bestätigen.
    Ausgewogener lauter, klarer Ton mit klasse Sustain. Klare Bässe, kräftige Mitten und nicht zu spitze Höhen. Stimmstabil und perfekt gebaut. Akustisch top.
    Mit K&K pure mini western und K&K mini preamp über eine PA oder über Fishman Amps mit einem Hauch Reverb einfach ein Traum.
    Da konnten vergleichbare Gibson 00 und Taylor 00 leider nicht mithalten.
    Vergleichbare Martin 00er waren auf gleichem Niveau. Etwas dunkler im Ton.
    Mein Preis im Handel war 1.700eur in 2021.

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  2. Ist nicht mehr aktuell, aber warum ist im Text von kurzer Mensur die Rede, wenn in der Übersicht merkwürdige 65,3 cm angegeben sind. Was stimmt?

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