USA vs. Japan vs. Korea

Test: ESP Eclipse USA, Eclipse E-II, Ltd EC-1000

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Drei Single-Cutaway-Eclipse-Modelle aus dem Hause ESP im direkten Vergleich. Was eint, was trennt diese nur vom Basis-Design her identischen Versionen aus den Herkunftsländern USA, Japan und Korea? Die recht unterschiedlichen Ausstattungen schlagen sich natürlich in entsprechend differierenden Preisen nieder, aber aus allen drei Ländern können wir gute Fertigungsqualität erwarten.

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2014 wurde in North Hollywood CA das ESP USA Projekt ins Leben gerufen. Neben von Hand gefertigten Einzelstücken der Exzellenzklasse wird dem Kunden heute auch die Möglichkeit zur Konfiguration eines eigenen Instruments mit Zugriff auf alle Parameter im Rahmen der gesetzten Modellpalette an die Hand gegeben. Erschwinglicher, aber auch mit High-Quality-Standard produziert, sind die Gitarren der ESP E-II Serie japanischer Provenienz, die eine Brücke schlagen zu den preiswerten Versionen der Ltd Serie aus koreanischer Produktion. Aus der Vielfalt der Angebote haben wir uns mit dem Eclipse Design drei repräsentative Single-Cutaway-Modelle zum vergleichenden Test ausgesucht.

Identische Gene – differierende Auslegungen

Das 1987 von ESP vorgestellte und seit 1995 in ungebrochener Kontinuität produzierte Eclipse-Design ist formal unverkennbar der Gibson Les Paul entlehnt und teilt auch wesentliche Konstruktionsdetails wie den eingeleimten Hals und die 628 mm-Mensur mit dem amerikanischen Klassiker. Das Eclipse-Modell wurde allerdings – und wird immer noch – in mannigfaltiger Auslegung hergestellt und da ist vom Ahornhals über Hollowbody-Versionen bis hin zum Floyd Rose System so gut wie alles zu finden. Nicht zu übersehen ist dabei die grundsätzliche Ausrichtung auf härtere Gangarten. Bei unseren Probanden handelt es sich sämtlich um Versionen mit Humbucker-Bestückung und Stoptail Bridges.

Die Eclipse USA tritt mit einem am Halsansatz 50 mm starken Korpus aus Mahagoni an, dem eine spiegelgleich gefügte und in attraktivem Tobacco Sunburst hochglänzend lackierte, zudem von cremefarbenem Binding eingefasste Decke aus geflammtem Ahorn aufgesetzt wurde. Der dreiteilige Hals aus Mahagoni mit Thin-U-Profil ist per Set-Thru-Methode (meint nicht durchgehend, aber großflächig eingeleimt) mit fließendem Hals-Korpusübergang in den Korpus eingeleimt und wurde mit einem gebundenen Griffbrett aus Ebenholz (12″ Radius) komplettiert, in dem 22 höchst sauber verarbeitete Stainless Steel-Bünde (Jescar FW57110) und zweiteilige Flag Inlays Platz fanden.

Der über eine verstärkende Volute im Winkel herausgeführte Kopf trägt ein Flame-Maple-Furnier und ist mit funktionsstarken Sperzel-Trim-Lok-Tunern ausgestattet. Die Saiten schwingen in 628 mm-Mensur zwischen dem Sattel aus fein bearbeitetem Knochen und der justierbaren TonePros T3BT Bridge mit Stoptail.

Aktive Elektrik: EMG 66 am Hals und EMG 57 am Steg, sind mit verchromten Kappen in cremefarbenen Rähmchen auf die Decke platziert. Zwei individuelle Volume- und ein genereller Tone-Regler stehen für die Verwaltung der Elektrik zur Verfügung. Zur Stromversorgung (9V Batterie) finden wir am Korpusboden eine leicht zugängliche Klappe. Das minutiös und detailgenau verarbeitete Instrument wird mit Zertifikat in einem ESP USA Form Fit Deluxe Case geliefert.

Das ESP E-II Eclipse-Modell aus der ESP Tokyo Factory in Japan kommt mit einem Korpus aus Mahagoni plus eingebundener, weich konturierter Decke aus Flamed Maple in See Thru Black. Die Korpusstärke misst gut 44 mm am Halsansatz. Am Korpusboden finden wir wie bei der US Eclipse eine zweckmäßige Anlagebucht. Der dank Set-Thru-Methode ebenfalls mit geschmeidigem Übergang in den Korpus eingeleimte einteilige Hals mit Thin-U-Profil aus Mahagoni beherbergt in seinem eingebundenen Palisandergriffbrett mit 12″ Radius 24 (!) sauber kantenrund verarbeitete Extra-Jumbo Frets und Flag Inlays zur Lagenkennung. Die mit einer Volute unterhalb des Sattels aus Knochen im Winkelübergang verstärkte Kopfplatte ist mit schwarzen Gotoh Locking Tuners ausgestattet. Auch die übrige Hardware – wie TOM Bridge und Tailpiece von Gotoh und Schaller Straplocks – zeigt sich in Black.

Die aktiven Pickups EMG 66 am Hals und EMG 57 in der Stegposition sind mit ihren gebürsteten Kappen in schwarzen Rähmchen auf die Decke montiert. Verwaltet werden sie von zwei individuellen Volume-Reglern und einem generellen Tone-Poti. Die elektrische Ausstattung der Japan-Eclipse entspricht also bis hin zur Klappe am Korpusboden für die Stromversorgung (9V Batterie) dem Eclipse USA-Modell. Das Modell ESP E-II ist übrigens optional auch in Vintage Honey Burst mit Duncan Pickups und 22- Bund Griffbrett zu haben.

Hm, ausgerechnet die preiswerte ESP LTD Eclipse-Version EC-1000 aus Korea trägt den Begriff „Deluxe“ auf der Kopfplatte, wozu als Beleg wohl die etwas dick aufgetragene Schminke (Griffbretteinlagen und Decken-/Kopfplatten-Bindings aus echtem, farbigem Abalone) gelten soll. Der etwa 43,5 mm starke Korpus aus Mahagoni mit Quilted-Maple-Deckenfurnier in See Thru Black Cherry ist von einem Binding mit besagtem Zierstreifen eingefasst. Auch der dreiteilig gefügte Hals aus Mahagoni mit Thin-U-Profil der EC-1000 ist, wie bei den Schwestermodellen, per Set-Thru-Methode mit komfortablem Übergang in den Korpus eingeleimt. Die 24 XJ-Bünde im gebundenen und recht flach gestalteten Griffbrett aus Pau Ferro (13.7″ Radius) zeigen ordentliche Verarbeitung. Die gebundene Kopfplatte ist mit LTD Locking Tunern ausgestattet.

Bei der EC-1000 schwingen die Saiten natürlich ebenfalls in 628 mm Mensurlänge, allerdings zwischen einem Sattel aus Kunststoff und einer alternativen Locking TOM Bridge mit Tailpiece von Tonepros. Auch die aktiven Pickups der LTD-Eclipse kommen von EMG, das beliebte Paar mit starkem Output sitzt hier allerdings in den EMG-typischen Kunststoffkappen: EMG 60 (Hals) und EMG 81 (Steg). Verwaltung wie zuvor: Volume/Volume/Tone plus 3-Weg-Toggle Switch. Der EC-1000 kann in ihrer Preiskategorie ein fraglos hohes Niveau serieller Fertigung (Korea) zugesprochen werden.

Das Temperament entscheidet

Bei allen Kandidaten haben wir es zunächst einmal mit bestens spielbaren Arbeitsgeräten zu tun, die sich uns nun in ihren verschiedenen Ausstattungen präsentieren. Bei der USA-Version finden wir mit 5 cm Korpusstärke den fettesten Body vor, die Japan E-II folgt mit 4,4 cm, dem die Korea EC-1000 mit gut 4,3 cm hart auf den Fersen ist. Nur das amerikanische Modell besitzt einen Hals mit 22 Bünden, die beiden anderen kommen jeweils mit 24, allesamt in verschiedenen Griffbrettern beheimatet. Bei der Eclipse USA kann man den Einsatz der hochwertigsten Tonhölzer voraussetzen, was aber natürlich nichts heißen muss. Schwer bis gar nicht wird zu ermitteln sein, welchen Einfluss am Ende die verschiedenen Griffbrettmaterialien auszuüben vermögen. Wir jedenfalls hören auf das klingende Ergebnis jeder Gitarre für sich, um am Ende zumindest in der Tendenz charakteristische Differenzen beschreiben zu können.

Die Eclipse USA ist mit gut 4,1 kg trotz der Kammern im allerdings satt tiefen Korpus die schwergewichtigste Kandidatin im Test. Die exzellent verarbeitete Gitarre bietet mit perfekt austariertem Halsprofil und absolut akkurat bearbeiteten, einzeln endverrundeten StainlessSteel-Bünden und geschmeidig umgesetztem Hals-/Korpusübergang besten Griffbrettzugang bis zum letzten Bund. Schon akustisch tritt dieses Modell höchst schwingintensiv und mit achtbarer Lautstärke (Hohlkammern!) auf. Ein guter Draht im Ton sorgt für straffe Kontur; Tonlänge und Ansprache genügen auch hohen Ansprüchen.

Das aktive Set aus EMG 66 am Hals und EMG 57 am Steg ist ein beliebtes Pärchen, das klassisch gegründete Sounds für moderne Anwendungen hochgerechnet verspricht. Beide Humbucker arbeiten mit Alnico5-Magneten, der 57 mit Steel Polepieces, der 66 mit Ceramic Polepieces (jeweils keine Schrauben) für mehr Klarheit im oberen Register.

In der Eclipse USA setzen diese Pickups erwartet kraftvoll um, was ihnen akustisch angeboten wird und das ist substanzreich. Der Kollege am Hals legt vor – mit leichter Ansprache, schneller Tonentfaltung und einer ungemein volltönenden und umfassenden Darstellung des Frequenzspektrums. Saftig, leicht glasig, aber klar zeichnend und konturiert werden Akkorde umgesetzt. Pointierte Perkussion gibt dem Anschlag im Overdrive dann einen markanten Aufriss, Linien erscheinen dadurch plastisch und profitieren von der hohen Präsenz des Ausdrucks. Auch an Sustain mangelt es gehaltenen Noten wahrlich nicht.

Wechseln wir auf den Steg-Pickup, so ist im Klarklangmodus ein leichtes Gefälle zu vernehmen, vor allem die Bässe verschlanken sich deutlich. Aber sehr schön frei brizzelnde Höhen und definierte Mitten lassen rhythmisches Spiel zur Freude werden. In Zerre liefert die USA Eclipse ein kraftvoll pumpendes Brett oder eben höchst stringent durchdrückende und durchsetzungsfreudige Sounds mit sattem Obertongehalt. Das alles hat nicht viel mit gesetzten Vintage-Sounds gemein, nimmt aber auf moderne Art eine rockwärts gerichtete Spitzenposition ein.

Das Eclipe E-II-Modell ist mit 3,3 kg hübsch leicht für ein solides Single-Cut-Modell, verfügt dank vergleichbaren Halsprofils und 12″-Griffbrettradius’ über ähnlich gute Spieleigenschaften wie die Amerikanerin, bietet aber 24 Super-Jumbo-Bünde und einen Halsansatz im 17. Bund (USA-Modell 22 Bünde; 16. Bund Halsansatz) bei weniger Korpusmasse. Die E-II Eclipse verfügt folglich nicht ganz über den Bums der kräftigen US-Schwester, tönt mithin etwas weniger tiefgreifend und sustainreich, dafür eben leichter und lebendiger.

Interessant zu erfahren natürlich nun, was das identische Pickup-Set von EMG aus diesen akustischen Anlagen zu schöpfen in der Lage ist: Ähnlich der USA-Version können die in diesem Instrument eigentlich sogar besser aufeinander abgestimmten Pickups mit gesundem Tonvolumen und offener Präsenz punkten. Grundsätzlich ist die Verwandtschaft nicht zu leugnen, aber in der E-II setzen die EMGs etwas leichtfüßiger um, vermitteln weniger massive Bässe, dafür eine enorme Frische, alles wirkt luftiger und beweglicher.

In Zerrpositionen überzeugt die Japan-Variante mit sauber definierten, schnell abfedernden Bässen und mit direkter Tonumsetzung. Nicht die enorme Straffheit ist hier Trumpf, eher die dynamische Beweglichkeit. Sehr schön ist auch eine gewisse Körnigkeit im Tonverhalten bei Overdrive-Schaltungen. Das ist toll im heavy Begleitmodus, nimmt aber den offensiv drückenden Lead-Sounds keineswegs Kraft. Im Prinzip werden die akustischen Eigenschaften auf recht paritätische Art gewandelt, bekommen aber durch die aktiven Pickups einfach sehr viel Brillanz und Präsenz. Das klingt natürlich auch hier eher zeitgemäß als vintage.

Die EC-1000 lässt sich dann auch nicht lumpen. Sie wartet mit einem durchaus frischen Grundklang auf, der wohl der leichteste im Vergleich genannt werden muss. Was ihr aber vielleicht an Tiefgang fehlt, macht die LTD mit einer schnellen Ansprache und silbrig-präsenter Tonsprache wett. Mit ebenfalls 24 Jumbo-Bünden, aber Pau-Ferro-Griffbrett und ihrem altbewährten Set von aktiven EMGs richtet sie sich etwas anders aus und das kann ja genau richtig sein.

Am Verstärker zeigt sie diesen leicht vom Griffbrett springenden Ton und das typische, leicht klinische Klangverhalten von aktiven Pickups. Dieses höhenreiche kühle Zisseln, die messerscharfe Bissigkeit und eine Überempfindlichkeit in der Ansprache ist vor allem Clean gespielt wirklich eine fragwürdige Sache und mag den traditionell eingestellten Spieler tödlich frösteln lassen, aber alles was sich jenseits von, ich sag mal Hetfield, Hammett und Co. bewegt, kommt im Zerrmodus dann damit voll auf seine Kosten. Die brisant spitzzüngige Aggression, dieses überelektrische Vorpreschen mit starkem Anschlagsakzent kommt zumindest den Jüngern des Dooms zum Abfeiern der Teufelsmesse wohl gerade recht.

Resümee

Drei Schwestern, eine Familie und doch fallen sie recht unterschiedlich aus. Gemeinsamkeiten: leichte Tonerzeugung, höchst präsentes Klangbild, Saft und Kraft, perkussives Anschlagsverhalten, stringente Umsetzung in Zerrpositionen und Volume-Knopf für den Steg-Pickup an der richtigen Stelle, nämlich vorn (Violining = Einblenden des Tons ohne Anschlagsgeräusch)!

Die elegante USA Eclipse, perfekt in Anmutung und Handhabung, ist dank ihrer Korpusstärke und ihres 22-Bund-Halses im Kreis der Testkandidaten nicht nur vom Gewicht her die am stärksten zur Les Paul tendierende Gitarre. Mit dichtem, auch tief greifendem, aber immer sehr definiert und straff auftrumpfendem Ton überzeugt sie auf ganzer Linie. Natürlich bekam auch sie die Präsenzkrone im Klanggebaren aufgesetzt, denn das aktive Set aus EMG 66 und EMG 57 sorgt für enorm viel Licht und Brillanz in der Darstellung, ohne allerdings die Dynamik bemerkenswert einzuschränken. Die minutiös erstellte Gitarre, quasi eine Les Paul auf Steroiden, erfüllt prinzipiell alle Erwartungen an ein High-End-Produkt.

Die getestete E-II aus japanischer Produktion ist nur 3,3 kg schwer, bietet 24 Bünde und ebenfalls optimale Spieleigenschaften. Sie gefällt mit etwas leichterem Ton, aber sehr wendigem und auch ausgeglichenem Tonverhalten. Die Sounds sind kraftvoll auch ohne den Les Paul-artigen Tiefgang, haben gute Federkraft und in Drive-Stellungen eine nette Körnigkeit in der Auflösung von Zweiund Mehrklängen. Sie setzt sehr direkt und leichtfüßig um und bietet angriffslustige Lead Sounds mit offensiver Obertonentfaltung. Eine tolle Rockgitarre, kein Zweifel!

Auch die EC-1000 überzeugt. Lediglich kleinere Abstriche sind im direkten Vergleich zu machen, etwa in der Bundbearbeitung, aber in ihrer Preisklasse punktet auch sie mit guten Spieleigenschaften. Ihr Ton entspricht mehr als der ihrer großen Schwestern dem Bild, was man sich gemeinhin von EMG-Pickups macht. Also etwas weit vorn stehend, brizzelig höhenreich, dynamisch leicht eingeschränkt und eher klinisch kühl im allgemeinen Klangbild. In Zerre kann aber genau dieser lineare, leicht zu erzeugende Ton auf seine Weise auch gefallen. Das Modell EC-1000 erfüllt damit prinzipiell die Erwartungen an ein modernes Kampfgerät für die härteren Gangarten. Und welche Version ist nun die beste? Ha, das ist nicht zu beantworten, ohne den eigenen Hut in den Ring zu werfen. Spaß machen alle drei, aber letztlich entscheidet doch immer nur der persönliche Geschmack!

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(erschienen in Gitarre & Bass 09/2018)

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Kommentare zu diesem Artikel

  1. Toller Artikel!!!
    Aber was bitte ist die “Körnigkeit” im Ton. Was soll man mit so einer Aussage anfangen???

    Auf diesen Kommentar antworten
  2. SELTSAM:
    Viel Holz macht eher höheren Ton
    Wenig Holz eher tieferen Ton…….wie Gibsonlike von les pauls zur SG … dünne Holzlatte schwingt langsamer als dicke Holzlatte.
    Les pauls singt.,.SG knurrt.

    Deshalb ist euer Soundfazit sehr verwirrend oder?

    Auf diesen Kommentar antworten

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