Stabile Spielwiese

Edle Größe: Mayones Caledonius Classic 5 im Test

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(Bild: Dieter Stork)

Satte 40 Jahre gibt es Mayones schon, handgebaute Gitarren und Bässe aus dem polnischen Danzig. Waren es am Anfang noch Instrumente, deren mehr oder minder klassische Vorbilder klar erkennbar waren, entwickelte sich nach und nach eine deutlich sichtbare eigene Identität. So wie bei unserem Testbass, dem edlen Caledonius Classic 5.

Majestätisch ist das erste, was mir in den Sinn kommt, als ich den Mayones aus seinem exzellenten Softcase-Gigbag hole. Groß und nicht eben leicht wirkt er. Groß relativiert sich schnell, denn von dem markanten Zipfel an der Kopfplatte abgesehen, ist er nicht größer als andere Longscales auch. Der gewichtige Eindruck stimmt allerdings, knapp 4,7 kg ist schon eine Ansage. Es steckt ja aber auch viel Holz in diesem Bass.

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Der durchgehende Hals ist aus drei Streifen Wenge, mit zwei Streifen Padouk gesperrt. Die Korpus-Seitenteile haben eine Basis aus Sumpfesche, und eine spektakuläre Decke aus Maserpappel, abgesetzt durch eine feine Lage Wenge, die bei näherem Hinsehen ein natürliches Binding schafft. Das tiefschwarze Ebenholzgriffbrett wirkt nicht nur länger als normal, es hat tatsächlich 27 Bünde – da kann man sich virtuos austoben!

Damit das auch gelingt, hat Mayones das untere Cutaway sehr tief ausgeschnitten für den ungehinderten Zugang zu den hohen Lagen, was die Single-Cut-Form recht unauffällig verschleiert. Optisch dafür sehr auffallend ist die obere Hälfte des Bodys. Wie es sich für einen Single Cut gehört, liegt der Korpus bis zum 14. Bund am Hals an, dazu hat er einen sehr prägnanten ausgeschnittenen Handgriff. Das ist, wie alles an diesem Instrument, handwerklich fantastisch gemacht. Auch schwierigere Übergänge sind sauberst erledigt, wie vom spielbaren Bereich der Halsrückseite zum Korpusansatz einerseits und zur vollen Korpusdicke andererseits.

Die schon erwähnte, schwungvolle Kopfplatte hat passend zum Body ein Facing aus Maserpappel bekommen, lackiert ebenfalls in Graphite Burst. Das ist, wie der gesamte Bass, in makellosem Hochglanz ausgeführt, was den Hölzern eine sehr schöne optische Tiefe verleiht. Wer Hochglanz aus optischen oder haptischen Gründen nicht mag, kann seinen Caledonius auch in Satin oder Raw bekommen, was noch mehr Holz spüren lässt. Die Mechaniken von Schaller sind die bewährten M4 in der ultraleichten Variante, die auch hier wieder sauber und sahnig ihren Dienst verrichten.

Die Brücke am anderen Ende der Saiten ist die Mayones-eigene zweiteilige X2. Hier werden die Ballends im Stoptail einfach eingehängt, bevor sie über die in Oktave und Saitenlage einzustellende Brücke läuft. Beide Teile sind elegant geformt und passen sehr schön zum Bass.

Aguilar hat sich schon längst nicht nur einen hervorragenden Ruf im Bereich der Bassverstärkung erarbeitet, sondern auch in puncto Tonabnehmern. Mayones hat dabei eine interessante Zusammenstellung gewählt: Am Hals (was bei dem langen Griffbrett tatsächlich ziemlich wörtlich zu nehmen ist) sitzt ein Super Single, also ein Singlecoil-Pickup mit AlNiCo-5-Magneten, am Steg dagegen ein Super Double, der – man ahnt es schon – ein Humbucker mit zwei Spulen und einer doppelten Reihe AlNiCo-Magneten ist. Keine gewöhnliche Bestückung, aber das ist ja auch kein gewöhnlicher Bass.

Der Vorverstärker hört auf den wenig polnischen Namen Musashi und ist benannt nach dem japanischen Schwertmeister, Philosoph und Ronin Miyamoto Musashi. Der vordere Minischalter wählt zwischen passivem und aktivem Betrieb. Passiv ist der Bass vollwertig mit Volume, Balance und Tonblende zu betreiben. Aktiv kommen Mitten und als konzentrisches Doppelpoti Höhen und Bässe dazu. Für die Mitten können am zweiten Minischalter zwei unterschiedliche Frequenzen gewählt werden. Weiterhin steht auch aktiv die passive Tonblende weiter zur Verfügung, was ich sehr begrüße!

Die Elektronik mit DIP-Schaltern zur Anwahl der Frequenz von Höhen und Mitten (Bild: Dieter Stork)

Auf der leicht gewölbten Rückseite des Basses finden sich gleich zwei Batteriefächer, die sich ohne Werkzeug öffnen lassen und den 9V-Blöcken ein verpolungssicheres Zuhause bieten. Für die E-Fachabdeckung müssen vier Schrauben rausgedreht werden – allesamt Gewindeschrauben, sehr schön. Saubere Verarbeitung sehe ich hier, sorgfältige Abschirmung des gesamten Faches inklusive Deckelrückseite. Und eine vergossene Elektronik mit gleich zwei DIP-Schaltern. An denen kann vorgewählt werden, wo Höhen und Mitten ansetzen. Jeweils vier Stellungen gibt es, wobei die Mitten wie beschrieben dann per Minischalter um eine Oktave verschoben werden können.

So, Deckel wieder drauf, die perfekte, glänzende Lackoberfläche noch ein wenig eingesogen, und dann an den Amp mit dem Bass.

STABILE SPIELWIESE

Am Gurt relativiert sich das doch hohe Gewicht, der Caledonius schmiegt sich regelrecht an, obwohl er außer der ganz leichten rückseitigen Wölbung (weit weg von der Spector-Kurve) und allgemein abgerundeten Korpusrändern keine weiteren Shapings hat. Trotz leichter Mechaniken will der Hals eher in die Waagerechte; das ist aber sehr gut beherrschbar. Die leicht verlängerte Mensur merke ich kaum, etwas mehr strecken muss ich den linken Arm trotzdem wegen der Positionierung des Gurtknopfes.

Die Bespielbarkeit ist, wie ich es in dieser Preisklasse erwarte, über jeden Zweifel erhaben. Locker geht es bei griffbrettnaher Saitenlage schnarrfrei über die gesamte Länge des als flaches C geschnittenen Halses. Ich gebe zu, ich hatte noch nie wirklich das Bedürfnis, einen 27. Bund zu haben. Aber da er nun mal da ist, ist er immerhin dank des tiefen Cutaways des sich wie ein normal freistehend anfühlender Hals locker erreichbar. Eine großartige Spielwiese! Vielleicht nicht optimal für Viel-Slapper, die ob des geringen Abstands zwischen Griffbrett und Pickup nicht richtig unterhaken können, obwohl mit ein bisschen Bedacht auch das geht. Und alles andere sowieso!

Die Buchse in der Zarge ist eine arretierende von Neutrik, der ich immer etwas zwiegespalten gegenüberstehe. Einerseits greift sie fest zu und sorgt für zuverlässige Verbindung, andererseits ist es doch lieber, wenn mir denn mal jemand aufs Kabel tritt, dass mir das Kabel aus der Buchse flutscht, statt dass die gesamte Buchse oder gar der ganze Bass hinterher möchte. Zudem ist es immer mühsam, den Stecker wieder abzuziehen, gerade bei Winkelklinken würde ich mir wenigstens die Arretierung auf der anderen Seite wünschen.

Alles das ist vergessen, sobald der Caledonius am Amp loslegt. Der Grundsound ist groß und löst das ein, was Singlecut-Bässe generell versprechen: einen überaus stabilen Ton gibt es hier zu bestaunen. Jeder Ton puncht, dass es eine reine Freude ist, von eben stabilem Sustain gefolgt. Die Aguilar-Tonabnehmer setzen das auf eine durchaus eigene Weise um. Statt lispelnder Höhen parallel geschalteter Humbucker dominieren beim Hals-Pickup angeraute Mittenanteile, beim Stegabnehmer drückende Tiefmitten mit keinesfalls verhangenen, aber dennoch zurückgenommenen Höhen. Gefällt mir ausnehmend gut! Erkauft wird diese Wiedergabe mit der typischen Singlecoil-Brummempfindlichkeit, die in Mittelstellung weniger wird und ganz am Steg dann völlig verschwindet.

Die Höhenblende ist gut abgestimmt und funktioniert wie schon geschrieben auch im aktiven Modus. Darauf stehe ich ja sehr, eröffnet es doch Möglichkeiten der Klangformung, die eine Höhenregelung alleine nicht bietet. Über die DIP-Schalter lässt sich schön voreinstellen, wie luftig oder zupackend der Höhenregler eingreift.

Beim Mittenregler finde ich die Werkseinstellung tatsächlich am besten, zumal der zweite Minischalter ja noch zwei Varianten bietet. Wie meistens gibt mir ein tiefer Boost oder eine höhere Absenkung „meinen“ Sound.

Der Bassregler kann dank des ohnehin massiven Sounds eigentlich in neutraler Mittelstellung bleiben. Wenn die Anlage es hergibt, ist aber auch ein Boost drin, bei dem die Hosenbeine flattern und der Ton trotzdem konkret bleibt.

(Bild: Dieter Stork)

RESÜMEE

Eine exzellente, opulente Holzauswahl perfekt zusammengestellt, perfekt zusammengebaut und perfekt lackiert – der Mayones Caledonius Classic 5 ist die makellose Verkörperung eines Edelbasses. Passend dazu ist die Bespielbarkeit allererste Klasse, und auch die sensible Ansprache, die schon bei leichtem Einsatz einen ultrastabilen Ton beschert – und dann noch reichlich Dynamik bereithält. Die Tonabnehmerwahl ergänzt das Paket um eine erdige Note, die dem Bass sehr gut steht, und, wenig erstaunlich, meilenweit weg ist von traditionellen Schraubhals-Sounds (was ich nicht als Wertung verstanden wissen möchte). Zum persönlichen Antesten empfohlen, dann lässt sich auch schnell klären, ob das erhöhte Gewicht und der etwas weiter ausladende Hals stören, oder doch von den klanglichen, spielerischen Leistungen mehr als aufgewogen werden.

PLUS

  • Sound
  • Verarbeitung
  • stabiler Ton
  • Bespielbarkeit
  • Pickups und EQ
  • Gigbag

MINUS

  • erhöhtes Gewicht


(erschienen in Gitarre & Bass 06/2022)

Produkt: Jack Bruce 1943 – 2014
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