Duesenberg

Gitarrenschmiede Duesenberg begeistert mit Retro-Ästhetik & Technik die internationale Gitarrenszene. Erfahrt mehr über Facts & Fans wie Paul McCartney.

Mit Retro-Ästhetik und innovativer Technik begeistert die Hannoveraner Gitarrenschmiede Duesenberg seit Mitte der 1990er Jahre die internationale Gitarrenszene. Fans von Starplayer & Co. sind u.a. Johnny Depp, Rod Stewart und Paul McCartney!

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Duesenberg Facts

Die Erfolgsgeschichte von Duesenberg 

Duesenberg Starplayer TV im Test

Starplayer TV Custom im Test

Duesenberg Mike Campbell II im TestDuesenberg Logo

Duesenberg Facts

Duesenberg ist aus der deutschen Firma Rockinger heraus entstanden, die seit 1978 Bausätze für E-Gitarren herstellt. 1995 präsentierte Duesenberg mit Starplayer das erste Gitarrenmodell. Die Hannoveraner mussten schon damals gewusst haben, dass ihre Gitarren prominente Anhänger finden würden…

Gitarre & Bass hatte die Starplayer in Heft 07/87, damals noch unter dem Namen „Musiker Magazin“:

G&B Starplayer Test

Hier kannst du dir den Test kostenlos herunterladen!

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Im Jahr 2000 präsentierte Duesenberg mit der Starplayer „TV“ eine weitere Version. Die TV ist zweifellos das erfolgreichste Gitarrenmodell des deutschen Herstellers, dessen User- bzw. Endorser-Liste zahlreiche nationale und internationale Größen des Rockzirkus nennt, darunter auch gaaanz große.

Warum? Na, weil die Duesenberg-Instrumente neben ihren klanglichen und technischen Qualitäten auch Eigenständigkeit und extreme Coolness ausstrahlen. Offensichtlich hat der Göldo-Chef ein Faible für hübsch anzusehende Gitarren (u. a. für Gretsch), auf denen sich die zahlreichen Art-déco-Accessoires besonders gut machen…

Mittlerweile gibt es die Starplayer TV in zahlreichen Variationen: Black Sparkle, Gold Top, Rebound, Custom, Outlaw, Pearl, Ron Wood und besonders bekannt, die Starplayer Mike Campbell.

Weitere bekannte Serien von Duesenberg sind die 49er, Fullerton, Double Cat, Gran Majesto oder auch Fullerton Hollow Vintage Burst. An Viersaitern hat Duesenberg den D-Bass, Starplayer Bass und den Violin Bass im Sortiment. Außerdem gibt’s einige handverdrahtete Analog-Effektgeräte und Art-Déco-Verstärker (Doozy) aus der Gitarrenschmiede.

Die Preise für Duesenberg Gitarren liegen zwischen 1.000 (Starplayer Special) und 4.600 Euro (Duesenberg Alliance Series Soundgarden).

Die Special ist die günstigste Duesenberg des Katalogs.
Die Special ist die günstigste Duesenberg des Katalogs.

Der Name Duesenberg stammt übrigens von der US-amerikanischen Automarke Duesenberg, die in den 1920er-Jahren Luxusschlitten produzierten.

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Die Erfolgsgeschichte von Duesenberg

Es ist nicht leicht, eine Story über jemand zu schreiben, den man seit Jahren kennt. Viele Fragen werden nicht gestellt, weil man die Antworten bereits weiß. Dennoch gilt es, einiges aufzuarbeiten, wie z. b. die Erfolgsstory der Duesenberg-Gitarren! Vom hinterhof-Traum eines durch die fast-pleite seiner innovativen Firma gebeutelten Jungunternehmers hin zu einer erfolgreichen deutschen Gitarrenbau-Firma: Eine spannende Story.

Wenn man den Fluss erkunden will, soll man sich an seine Quelle begeben, sagt eine indianische Weisheit. Wenn man also mehr über Duesenberg erfahren will, muss man sich mit der Quelle dieser Marke auseinandersetzen – und die wird personifiziert durch Dieter Gölsdorf, den die meisten schlicht und einfach Atze nennen. Wir trafen Gölsdorf an seinem dritten Wohnort, dem Madrider Stadtteil Ventas.

Einraumwohnung

Kein kultiges Studenten- oder Altstadt-Viertel und auch keine vornehme Wohngegend in einer Madrider Vorstadt, sondern Ventas, ein ganz normaler Stadtteil, in dem hauptsächlich Arbeiter und Angestellte wohnen und in dem viele Bars, kleine Läden, Restaurants und die imposante Stierkampf-Arena das Straßenbild prägen.

Hier, wo das ganz normale spanische Leben pulsiert, bewohnt Gölsdorf eine ehemalige, ca. 200 m2 große Fabriketage. Gölsdorf entwickelt hier Gitarren und Gitarren-Parts. So wie der Raum, sind auch Arbeits- und Freizeiten nicht voneinander zu trennen, bzw. einem eigenen Rhythmus unterworfen.

So beobachte ich, wie Atze zwischen Essen und Espresso oder dann zwischen E-Mail-Check und Fertigmachen zum Ausgehen rüber zur Werkbank geht, um wieder und wieder über sein neues TransTune-System zu sinnieren. Es scheint, dass dieser große, freie Rahmen, den er sich gönnt, der Kreativität Flügel verleiht.

Wohl wissend, dass er an dieser Stelle seinen Firmen am besten dienen kann. Wohl wissend, dass das Tagesgeschäft mittlerweile von sehr guten Mitarbeitern und seinem Partner Ingo Renner erfolgreich erledigt wird. Das sah Anfang der Neunzigerjahre noch anders aus.

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Rockinger Guitars in der Krise

Rockinger Guitars, von Gölsdorf Ende der Siebzigerjahre gegründet, stürzte aufgrund unwirtschaftlichen Denkens und Handelns sowie zwischenmenschlicher Querelen in ein tiefes Loch. Die Insolvenz war bereits beantragt worden, Prozesse mit den Teilhabern drohten, während Gölsdorf einen Großteil seiner Zeit und Energie für den Aufbau einer weiteren verrückten Idee gelassen hatte, jener Gitarrenbauschule auf der spanischen Mittelmeerinsel Formentera.

Nach einigem nervenaufreibenden Hin und Her – genauer in dem halbautobiographischen Roman Gölsdorfs ,Angst und Schrecken auf Formentera‘ nachzulesen – behielt Gölsdorf letztendlich das heruntergewirtschaftete Rockinger Guitars, verkaufte seine Anteile an Formentera Guitars und gründete 1991 unter dem Namen Göldo eine neue Firma, die Händler mit Gitarren-Ersatzteilen und -Zubehör belieferte.

Um Rockinger Guitars am Leben zu erhalten, wurde alles verkauft, was nicht niet- und nagelfest war. Dazu muss man wissen, dass Rockinger in den Achtzigerjahren eine regelrechte Gitarrenproduktion mit teilweise bis zu 16 Angestellten unterhielt, in der bis auf die Hardware alles selbst hergestellt wurde. Hier gab es also eine Menge Maschinen, die zu Geld gemacht wurden, womit man den Grundstock für das neue Imperium legen konnten.

Heute ist Göldo eine GmbH mit Gölsdorf und dem Geschäftsführer und Teilhaber Ingo Renner, während Rockinger, nun ebenfalls eine GmbH mit Geschäftsführer Andreas Mertens, sich schon lange wieder gefangen hat und aktiv wie eh und je dem Endkunden alles rund um E-Gitarren anbietet.

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Die erste Gitarre

An eigene Gitarren dachte jedoch in dieser schwierigen Zeit keiner, vor allem dachte keiner mehr an Duesenberg-Gitarren. Denn die hatte es schon einmal gegeben! Die Rockinger-eigenen Kreationen hatten zwar in den Achtzigern für Aufsehen, aber leider nicht für Umsatz gesorgt. Futuristische Gitarren für Metal-Rocker mit einem interessanten Vibratosystem, die laut Gölsdorf aber „keiner wollte!“. Nur einer ließ sich von dem Plan nicht abbringen, eigene Gitarren auf den Markt zu bringen, – Dieter Gölsdorf selbst.

Starplayer: A Star is born

Unter der gleichen Flagge wie die nicht erfolgreichen Rockinger-Duesenbergs stellte Gölsdorf dann Mitte der Neunziger sein erstes Duesenberg-Modell der neuen Generation vor – und schien damit endlich und tatsächlich in ein Wespennest gestochen zu haben. Denn innerhalb kurzer Zeit war die Starplayer TV, die klassische Konstruktionselemente mit auffälligen Design-Details im Art-Déco-Stil und großer Funktionalität verknüpfte, in aller Gitarristen Munde.

Die Starplayer II – schon im aktuellen Design – erschien auf dem Titelblatt von G&B-Ausgabe 03/1996:

Starplayer II auf dem G&B Cover

Der Name dieses Modells, eben Starplayer, war ihr Programm, denn schon sehr bald sah man die Gitarren aus Hannover in den Händen berühmter Musiker – Keb Mo und Carl Carlton waren zwei der ersten, und viele sollten noch folgen. Auf die Frage, ab wann er an den Erfolg der neuen Duesenbergs zu glauben begann, sagte Gölsdorf präzise: „Als Shiina Ringo aus Japan unsere Gitarren entdeckte! Wir haben anfangs ja ganz wenig Gitarren gefertigt, vielleicht 20 im Jahr. Aber wir hatten immerhin schon einen Vertrieb in Japan, der einige Läden in Tokyo mit Duesenbergs bestückt hatte.

Shiina sah dort eine mintgrüne Starplayer TV, damals noch die mit der flachen Decke, und kaufte sie. Dann wurde sie plötzlich in Japan so erfolgreich wie vielleicht Madonna hier bei uns, was zu Folge hatte, dass auf einmal viele Japaner diese mintgrünen Duesenbergs aus Germany haben wollten.“ Damals haben die Hannoveraner die Gitarren noch selbst gebaut – und plötzlich spuckte das Faxgerät eine Order aus Japan über 80 Gitarren aus.

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Wo werden Duesenberg Gitarren gebaut?

Da war natürlich Handlungsbedarf angesagt, denn diese Menge konnte nicht selbst bewerkstelligt werden, zumal die eben erwähnte Bestellung nur der Anfang einer nicht enden wollenden Order-Welle darstellte. Insgesamt lieferte man im Jahr 2000 nicht weniger als 850 Gitarren ins Land der aufgehenden Sonne, davon ca. 650 in mintgrün! So wurde damals ein Baukasten-System für die Produktion der Duesenberg-Gitarre aufgebaut, das sich bestens bewährt und bis heute Bestand hat.

Die Hannoveraner geben dabei bei verschiedenen, ausgesuchten Lieferanten aus aller Welt die einzelnen Gitarrenteile in Auftrag, die dann in Hannover von zurzeit fünf Gitarrenbauern zu Duesenberg-Gitarren montiert und perfekt eingestellt werden.

Seit letztem Jahr steht am Ende der Produktionskette eine Plek-Maschine, die ein optimales Abrichten von Sattel und Bünden garantiert. Die Stückzahl von 850 Gitarren pro Jahr hat sich bis heute auf 3000 pro Jahr gesteigert.

Das Design der Starplayer

Das Design der Starplayer TV, dem Erfolgsmodell von Duesenberg, war von Anfang an klar: Lange Mensur, Art-Déco-Elemente, Les-Paul-Korpusform … wobei Gölsdorf vehement einwirft: „Les-Paul-Form, das höre ich eigentlich immer sehr ungern. Denn die Form ist nichts anderes als eine verkleinerte Jazz-Gitarre.“ Das Erscheinungsbild der Starplayer ist letztendlich eine konsequent durchgeplante Designer-Arbeit, die mit der Form der Kopfplatte beginnt.

„Die Kopfplatte ist wie der Kühlergrill eines Autos das Gesicht der Gitarre, also das, was sofort ins Auge fällt. Da sind wir auf diese drei Stufen gekommen, und diese Dreistufigkeit habe ich bei fast allen Metallteilen und dem Pickguard umgesetzt, um dem Ganzen eben ein unverwechselbares Gesicht zu geben,“ lässt sich Gölsdorf in die Karten blicken.

Neben der gelungenen Optik mit hohem Wiedererkennungswert wurde nebenbei auch ein eigenes Sound-Design geschaffen, das bis heute Bestand hat – die Kombination eines P90-Pickuptyps am Hals mit einem PAF-Humbucker am Steg sowie eine Schaltung, die über Kondensatoren in der Kombinationsstellung die Bässe des Steg-Pickups bedämpft, sodass hier ein brillanter, etwas hohler und dennoch lauter Sound entsteht

sind ein Markenzeichen von Duesenberg geworden. „Das war eine ganz schöne Tüftelei“, erinnert sich Atze, der sich bald, als die Bestellungen weiterhin alle Erwartungen übertrafen, vom Tagesgeschäft überfordert sah. Das war der Zeitpunkt, an dem Gölsdorf Ingo Renner, der in einem großen Hannoveraner Musikladen tätig war, für seine Firma gewinnen konnte, was ihm wiederum Freiraum für seine Entwicklertätigkeit gab – ein Glücksfall!

„Ich habe mir dann wenig später ca. 200 m entfernt von der Firma ein 200 m2 großes Gebäude gemietet, das ich ganz alleine für mich habe – mit allen möglichen Maschinen und Utensilien, um Prototypen zu bauen und Dinge auszuprobieren“, stellt Gölsdorf sein Labor vor.

Und sieht man die Anzahl der Entwicklungen, die seitdem den Göldo-Katalog und die Duesenberg-Gitarren bereichern, dann muss man konstatieren, dass sich diese Investition, aber auch die Art der Arbeitsteilung gelohnt hat. Denn Entwickeln ist eine Sache und Verkaufen ist eine andere. Dieter Gölsdorf jedenfalls ist ein Entwickler vor dem Herrn, das beweisen nicht nur seine zahlreichen Patente, sondern auch ein Blick auf seine persönliche Historie, an deren Eckpunkten stets Vibratosysteme stehen.

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Trems pflastern seinen Weg!

Nicht umsonst sammelt Gölsdorf Vibratosysteme, irgendwie scheinen diese Jammerhaken eine besondere Faszination auf ihn auszuüben und zu immer neuen Taten zu inspirieren. Der erste Steg, den er in seinen Teenager-Jahren modifizierte, war der seiner ersten E-Gitarre, eine billige Egmond. Ihr wurde ein psychedelischer Sitar-Sound mittels eines Stegs aus einer gewölbten Blechdose verpasst. Den Einstieg in die große Welt des Rock ’n’ Roll ebnete er sich dann ebenfalls über ein komplett anderes Vibratosystem.

Ein Teil des Trem-Museums
Ein Teil des Trem-Museums

Gölsdorf war nach seiner Würzburger Studentenzeit, in der er Jura studierte – „Was mir nicht viel gebracht hat. BWL wäre besser gewesen, dann hätte ich später ein paar Fehler weniger gemacht!“ – nun zurück in Hannover, damals, wie mach einer sagt, die Stadt mit den meisten Bands bundesweit.

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Das Rockinger Tru Tune Tremolo

Dank seiner Firma Rockinger lernte er Matthias Jabs kennen, den Gitarrist der Scorpions, der eines Tages bei Rockinger ankam und seine Strat zeigte, auf der das nagelneue, innovative Floyd-Rose-Trem installiert war, ein totaler Insider-Tipp damals.

Die Saiten wurden kompromisslos am Steg und am Sattel festgeklemmt. Gute Idee eigentlich, aber es fehlte leider die Möglichkeit des Nachstimmens, was bedeutete, dass man die Sattelklemme lösen musste, wenn man eine Saite stimmen wollte – ein Unding, was nicht nur Jabs nervte. Gölsdorf erinnerte sich an Streichinstrumente und deren Feinstimmer und erweiterte das FR-System kurzerhand um Feinstimmer am Steg – und fertig war das Rockinger Tru Tune Tremolo!

Kurz nach dieser Entwicklung stellte Rockinger erstmals auf der Frankfurter Messe aus. Man schrieb das Jahr 1979 – und Standnachbar war die Firma Kramer, die so begeistert von dem Tru-Tune-System waren, dass sie es nicht nur auf ihren Gitarren verbauten, sondern zusammen mit ihrem prominentesten Endorser als Edward-van-Halen-Tremolo auf den Markt brachten.

Zwar kam kurze Zeit später Floyd Rose ebenfalls mit einem System mit Feinstimmern auf den Markt und konnte Kramer von seinen Produkten überzeugen, aber immerhin war der Erfolg dieses Systems so groß, dass Rockinger 1981 eine eigene amerikanische Vertriebsfirma gründete.

Weitere innovative Trem-Systeme folgten dem Tru Tune: Der Tellybrator für eine Tele, das Les Trem für eine Les Paul. Die Black Box, 1982 erfunden, verhinderte bei üblichen Strat-Vibratosystemen die Verstimmungen bei Saitenreißen und -wechseln.

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Das Duesenberg Tremola

Von den vielen Detailverbesserungen bei existierenden Vibratosystemen einmal abgesehen, konzentrierte sich Gölsdorf in der Folgezeit auf die Entwicklung eines eigenen Bigsby-artigen Systems und stellte schon bald in mehreren Versionen das Duesenberg Tremola vor. Wie nicht anders zu erwarten, waren diese Systeme keine 1:1- Kopien der amerikanischen Originale, sondern zeigten viele Verbesserungen auf. Nicht nur, was die Materialien angeht, sondern vor allem auch das Handling.

Neben den verschiedenen aktuellen Duesenberg Diamond-Deluxe-Tremola-Systemen gibt es das RL Tremola, das sowohl für Rechts- wie für Linkshänderbetrieb verwendet werden kann. Bei meinem Besuch in Madrid arbeitete Gölsdorf an den letzten Feinheiten des neuen TransTune-Systems (Arbeitstitel!), eine Erweiterung der Tremola-Serie, bei der die Saiten nicht mehr unterschiedlich gedehnt bzw. entspannt werden, sondern kompensiert, sodass man nun butterweiche und vor allem tonal stimmige Mehrklänge nach oben oder unten vibrieren kann.

Die Dehnung jeder Saite ist individuell per Madenschraube einstellbar. „Diese Möglichkeit hat mich schon lange beschäftigt,“ erzählt Gölsdorf und weist mich anschließend darauf hin, dass ich das Vibratosystem seiner neuen Roger-Gitarren in meiner Aufzählung noch nicht erwähnt hätte. Stimmt tatsächlich … vielleicht liegt dies daran, dass dieses System so gar nichts mit Fender-Strat-, Floyd-Rose- oder Bigsby-Typischem zu tun hat, sondern in Optik und Funktion irgendwie an die 50er- und 60er-Jahre in Deutschland erinnert. Eine einfache Blattfeder wird hinter dem beweglichen Steg ins Holz geschraubt – und fertig ist der Vibromaster!

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Das Multibender-System

Weitaus spezieller ist das Multibender-System, das Gölsdorf in Zusammenarbeit mit dem Lap- und Pedalsteeler Martin Huch, der mittlerweile auch der Duesenberg-Hausfotograf geworden ist, entwickelt hat: Ein auf viele verschiedene Gitarren zu installierendes System, das mit dem Handballen bedient wird, wobei der tonale Bereich, in dem die Saiten sich bewegen, pro Saite unterschiedlich einstellbar ist. Auf Dobro über Lapsteel bis hin zur Fender Strat oder Tele sind mit diesem System Pedalsteel-ähnliche Licks spielbar.

Duesentrieb: Die Duesenberg Pickups

Eine ähnliche Entwicklungsgeschichte kann auch über die Pickups geschrieben werden, die Gölsdorf für Göldo, Duesenberg und nun auch Roger entwickelt hat; doch dies würde den Rahmen sprengen. Deshalb hier nur die Eckpunkte: Er war der erste, der P90s in Humbucker-Größe anbot (1978!) und er ist wahrscheinlich auch der erste, der einen Pickup mit Resonator-Sound anbieten wird, der bereits patentiert ist, obwohl er sich zum Zeitpunkt unseres Treffens in einem noch frühen Entwicklungsstadium befand. Mittlerweile hat er sein Zuhause in einem neuen Duesenberg-Modell namens RezoBro gefunden.

Es scheint, dass sich eine Idee, wenn sie sich erst einmal im Kopf Gölsdorfs festgesetzt hat, nicht mehr verschwindet, bis das Ergebnis feststeht. Das kann Jahre dauern, das kann aber auch ganz schnell gehen. Diese spezielle Art von Besessenheit belegt eine Begebenheit, die ich selbst 2001 erlebte. An einem Samstag rief ich Atze an, um irgendeine Sache zu besprechen und erwähnte in einem Nebensatz, dass ich gerade eine Gitarre für G&B testen würde, in die die Eyb Sitar-Bridge eingebaut sei und dass die sehr gut klingen würde.

Per Telefon spielte ich ihm dann noch ein paar E-Sitar-Sequenzen vor. Am folgenden Sonntagabend um 20 Uhr klingelte das Telefon und als ich abhob, quäkten muntere E-Sitar-Sounds aus Hannover durch den Hörer – Gölsdorf hatte in Windeseile übers Wochenende Saitenreiter für den problemlosen Einbau in eine Fender Tele erfunden, die E-Sitar-Sounds produzieren, und die Prototypen eigenhändig aus kleinen Messing-Blöcken gebaut! Die so genial wie einfachen Sitarizer Saddles waren an einem Tag geboren und sind seitdem erfolgreich im Göldo-Programm!

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Saiten rauf – Saiten runter

Auslöser seiner Entwicklungen können spontane Ideen sein – so wie 1978, als er in der Badewanne liegend den plötzlichen Einfall hatte, vorgefertigte E-Gitarrenbausätze anzubieten und damit weltweit ebenfalls der erste war.

Entwicklungen können aber auch vom Bedarf oder einer konkreten Nachfrage eines Musikers gesteuert sein. Bestes Beispiel hierfür sind vielleicht die Duesenberg Tremola-Systeme, die aus der Unzufriedenheit mit den originalen Bigsby-Systemen entstanden sind, mit denen die ersten Duesenberg-Gitarren bestückt waren.

„Diese Pins, auf die die Ballends der Saiten gehangen werden, haben mich jedes Mal beim Saitenwechseln total genervt. Außerdem hatten die Bigsbys eine hohe Ausschussrate, weil die Wellen aufgrund von Fertigungstoleranzen oft klemmten. So haben wir von dem ersten Geld, was wir mit den Gitarren verdient hatten, Werkzeuge gekauft, um unsere eigenen Systeme bauen lassen zu können – mit Löchern, durch die die Saiten bequem gefädelt werden können.“

Auf Wunsch kann man übrigens auch eine Austauschrolle für die Andruckrolle bekommen, durch die die Saiten gefädelt werden können und die dann als Stop-Tailpiece fungiert – wenn man nämlich des Vibrierens einmal müde sein sollte, aber nicht das komplette System entfernen will. Nicht alle neuen Ideen sind jedoch automatisch gut. So erzählt Atze, dass sein schon patentiertes, sogenanntes Cam Trem dann letztendlich doch nicht gebaut wurde, weil neben anderen technischen Problemen die Musiker es als zu weich gehend empfunden haben.

Auch das Backstop-System für seine Tremolas, das garantiert, dass das System in die Nullstellung zurück geht, sei in seiner Firma nicht gut angekommen, weil man dort der Meinung war, dass die User die Funktion nicht verstehen würden. „Erfindungen müssen halt möglichst einfach sein,“ schließt Gölsdorf daraus. Einfachheit schließt jedoch Genialität nicht aus, was viele Erfindungen rund um Rockinger, Göldo und Duesenberg beweisen.

Neue Gitarrenmodelle entstehen mitunter erschreckend schnell, dann aber wiederum auch ermüdend langsam. „Als Michael Schenker eine Gitarre von uns haben wollte, habe ich innerhalb eines Tages unsere Version einer V-Gitarre designed“, erzählt Gölsdorf. „Oder auch die neue Fullerton-Serie und das Double-Cut-Design waren blitzschnell fertig, während die D-Caster mit all ihrem technischen Schnickschnack (Swell-Poti z. B.) ihre Zeit brauchte.“ Manchmal entstehen neue Gitarren aber auch zufällig.

Gölsdorf, der grundsätzlich an Design interessiert ist und neben Vibratosystemen Fotos von BMW-Kühlergrills und teure Mauser-Möbel sammelt, besuchte vor ein paar Jahren eine Möbeldesign-Messe in Mailand. Dort wurden die schrillen, bunten Möbel der italienischen Designer-Gruppe Memphis ausgestellt, die in den Achtzigerjahren aktiv war.

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Eine Memphis für Billy

Von dort brachte er die Idee zur Duesenberg Memphis mit, die für Billy Gibbons gedacht ist und noch in der Entwicklungs-Pipeline steckt – übrigens genauso wie spezielle Gitarren für die Eagles oder das brandneue Signature-Modell für Bob Dylan, das in einer Auflage von genau 61 Stück erscheinen wird, und dessen erste Prototypen gerade zur Ansicht beim Meister sind.

In der Warteschleife dreht sich zudem noch die Duesenberg Steel Top mit ihrer großen Edelstahlplatte, die auf einem ausgehöhlten Body sitzt, während eine Mando- und eine Bariton-Gitarre gerade ihre Serienreife erlangt haben.

Alles Roger

Schon auf der Musikmesse 2009 erregte eine neue Marke mit altem Namen Aufsehen. Genau wie für Kluson hatte sich Gölsdorf die Namensrechte für Roger sichern können, eine alte, deutsche Marke, die einst von der Familie Rossmeisl ins Leben gerufen worden war. Unter der Flagge von Roger hat Gölsdorf sich ein Betätigungsfeld geschaffen, das er mit Produkten füllen kann, die nicht zu Duesenberg passen.

„Ich hatte da ein Konglomerat aus verschiedenen deutschen Designs der Sechzigerjahre im Kopf. Also Gitarren mit verchromten Schlagbrettern, Schiebeschaltern, irren Potiknöpfen und schrägen Korpusformen, aber diesmal in richtigen Beziehungen zueinander gesetzt. Die Firmen haben damals ja nicht richtig designed, sondern einfach Dinge zusammengefügt, die vor allem ein bisschen nach Fender aussehen sollten. Auf Details wurde nicht geachtet. Da war meistens zuwenig Konzeption dahinter, und das möchte ich gerne besser machen.“

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Wer spielt Duesenberg?

Die Liste der Duesenberg-Spieler liest sich wie das who is who der Gitarrenszene. Hier kommen einige bekannte Namen: Rod Stewart, John Mayer, Billy Gibbons, Elvis Costello, Andy Powell, Wolfgang Niedecken, Keith Urban, Paul Mc Cartney, Bob Dylan, Bon Jovi und viele mehr.

Johnny Depp betritt keine Bühne ohne seine Duesenberg Signature Gitarre:

Dass seine Gitarren gerade bei vielen bekannten Gitarristen so gut ankommen, liegt laut Gölsdorf zuallererst am „coolen Design“. Alle Parts sind eben nicht aus dem Baukasten, aus dem sich fast alle anderen Hersteller bedienen, sodass die Duesenbergs schon für das Auge etwas Besonderes darstellen.

Und wenn sie die Gitarre dann anschließen, „klingt sie halt auch noch besonders.“ Mit einem eher offenen, transparenten Charakter, der entfernt mit Gretsch und Rickenbacker verwandt scheint, und mit hoher Funktionalität und robuster, professioneller Verarbeitung und Ausstattung gepaart ist. „Genau“, stimmt Gölsdorf zu, „kein Knopf zu viel, beste Bauteile, ein gut funktionierendes, charismatisches Vibratosystem und Pickups, die authentisch klingen – das macht den Unterschied. Nicht umsonst stehen vor allem die Guitar Techs vieler bekannter Gitarristen auf unsere Gitarren.“

Für Gölsdorf selbst ist die Tatsache, dass seine Gitarren bei den vielen prominenten Usern genauso gut ankommen wie bei den weniger bekannten Musikern, gleichermaßen wichtig.

„Es ist natürlich schön, wenn so viele große Gitarristen die Sachen spielen, die man sich ausgedacht hat, aber das allein reicht ja nicht, um eine Firma am Laufen zu halten. Und jedes Mal, wenn ich einen guten Gitarristen mit einer Duesenberg sehe, egal, ob er sehr bekannt, weniger bekannt oder unbekannt ist, dann macht mich das schon sehr zufrieden. Denn wir haben ihm das Werkzeug gebaut, damit er seine Kunst so gut ausüben kann.“

Eine wichtige Rolle beim großen Erfolg der Duesenberg-Gitarren in USA hat der amerikanische Vertrieb, der gute Kontakte zur Rock-Szene hat und darüber auch Mike Campbell, den Gitarristen von Tom Petty, kennengelernt und ihn auf die Duesenbergs aufmerksam gemacht hat. Campbell fand sie sehr gut und die Zusammenarbeit gipfelte in einem Signature-Modell, einer blauen Starplayer TV mit weißem Racing-Streifen.

Also genau das Modell, das er während des Kurzauftritts von Tom Petty & the Heartbreakers bei der Super-Bowl 2008 spielte, dem Football-Endspiel, das traditionell mehr als eine Milliarde Menschen am Fernseher verfolgen. Campbell ist aber auch ein Multiplikator, der neben seiner Tätigkeit als Gitarrist der Heartbreakers in der amerikanischen Musikszene als Produzent und Studiogitarrist viel rumkommt und dabei immer seine Duesenberg im Gepäck hat.

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Eine Duesenberg für Bob Dylan

So ist auch Bob Dylan auf Duesenberg gekommen, denn Campbell hatte dessen letztes Album produziert. Dylan spielte solange Campbells Duesenberg, bis er endlich seine eigene bekam. „Seitdem darf kein anderer auf der Bühne eine Duesenberg spielen, auch Charlie Sexton nicht, der seit einiger Zeit eigentlich ebenfalls Duesenberg-Spieler ist. Dylan wollte nicht, dass noch einer in seiner Band solch eine coole Gitarre spielt, wurde uns berichtet,“ erzählt Gölsdorf lachend.

Auf die Frage, ob er in der imposanten Riege der Duesenberg-Player noch bestimmte Namen vermissen würde, hat Gölsdorf gleich zwei markante Typen parat: „Neil Young und David Gilmour!“ Gölsdorf war und ist immer gut für Sensationen!

Der Mann, der einst als Atze Rockinger vielbeachtete Kolumnen im Musiker Magazin geschrieben hatte, bevor er seine eigenen Romane in Angriff nahm, um von einem Leben zwischen Werkbank, Band und Freak-Firma zu berichten, hat wie kein anderer die Gitarrengeschichte Deutschlands nach dem Vintage-Zeitalter geprägt. Zahlreiche Innovationen, tolle Gitarren, beste Referenzen und ein Wirken, bei dem noch kein Ende abzusehen ist, halten die Spannung hoch, was wohl demnächst aus den verschiedenen Werkstätten Gölsdorfs nach außen dringen wird…

Text: Heinz Rebellius

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Duesenberg Starplayer TV im Test

Rote Duesenberg Starplayer III Caralina
Starplayer III – Catalina-Red

Konstruktion der Duesenberg Starplayer TV

Als Korpus-Basis dient Korina, eine Mahagoni-Art, bekannt geworden durch die Explorer- und Flying-V-Modelle der 50er Jahre. Aus dem Body werden zwei große Resonanz-Kammern ausgefräst, so das ein 90 mm breiter durchgehender Mittelblock und eine Zargenstärke von 16 mm übrig bleibt. Dabei werden die Wölbungen von Decke und Boden, beide aus gesperrter Fichte hergestellt, berücksichtigt.

Den Boden ziert ein kontrastreich geflammtes, bookmatched Riegelahorn-Furnier, welches, wie auch Zargen und Hals, transparent schwarz lackiert wurden. Mit ihrem satten Surf Green sticht die Decke regelrecht ins Auge. Insgesamt präsentiert sich eine tadellose Lackierung, nur am Cutaway-, F-Loch- und Kopfplatten-Binding sind ein paar „lapsuli“ (wie der Lateiner sagt) zu erkennen.

Da mit Randeinfassungen nicht gegeizt wurde, sind Decke, Boden, F-Loch, Griffbrett und Kopfplatte von Vintage-gegilbtem Binding umgeben. Die massive Zargenplatte der Klinkenbuchse ist ebenso in aufwendigem Art-déco-Stil gestaltet wie die Abdeckung der Halsjustierung. Als Gurtpins wurden Göldo-Versionen montiert, die sowohl eine sichere konventionelle Befestigung bieten, als auch mit Schaller-Security-Locks kompatibel sind.

Den eingeleimten Hals aus Hardrock Maple hat man in Höhe der ersten beiden Bünde großflächig zusammen gesetzt. Auf dem Palisandergriffbrett finden 22 MediumBünde Platz (2,60 × 1,05 mm), die exakt eingesetzt, mit leichter Wölbung abgerichtet, feingeschliffen und an den auf dem Binding aufliegenden Enden sorgfältig verrundet wurden. Wenngleich der Sattel, verglichen mit der Halsbreite, einen Hauch zu kurz geraten ist, hat man ihn doch optimal aus- und abgerichtet, so dass die Saiten sehr flach über dem ersten Bund verlaufen.

Präzise arbeitende, gekapselte Kluson MG33-Mechaniken erlauben exaktes und stressfreies Stimmen. Auf dem Weg zum Vibrato überqueren die Saiten eine Göldo-Tune-o-matic-Brücke, um dann am Duesenberg DV-10 Halt zu finden. Es überrascht nicht, dass das Vibratosystem vom selben Hersteller kommt, wie die Original Bigsbys.

Die Grand-Vintage-Alnico-Pickups – ein Humbucker in der Stegposition, ein Domino Singlecoil (P-90-Variante) am Hals – sind Eigenkreationen aus dem Hause Göldo. Die Schaltung, auf der bräunlich glitzernden Schlagplatte montiert, bietet neben butterweich und gleichmäßig agierenden Volume- und Tone-Potis einen Dreiwegschalter, der in der Mittelstellung die Halsspule des Humbuckers mit dem Hals-PU kombiniert. Auch an der Schlagplatte, der Zierleiste, den Schalter- und Reglerknöpfen wird des Herstellers Liebe zum Detail deutlich.

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Duesenberg Starplayer TV in der Praxis

Nicht nur ihre Korpusform, sondern auch die Mensur und der recht starke Halsneigungswinkel machen die Starplayer TV zu einer echten Alternative für Les-Paul-gewöhnte Spieler, wenngleich sich die Duesenberg durch ein wesentlich geringeres Gewicht auszeichnet. Ihr handliches Halsprofil und die vorzügliche Griffbrettbearbeitung erhöhen den Spielkomfort noch einmal beträchtlich. Unverstärkt gespielt entwickelt sich der typische kraftvolle Klang semiakustischer Gitarren mit knackigem Attack und klaren, druckvollen Bässen.

Es macht schon Spaß, die Starplayer rein akustisch zu spielen. Laut genug ist sie allemal. Hals und Korpus zeigen sehr gute Schwingungseigenschaften, die wiederum dem Sustain zugute kommen. Die Ansprache erscheint ein wenig behäbig, auch wenn sie sich immer noch im akzeptablen Bereich bewegt; dafür entfaltet sich jeder Ton schnell und konkret.

Am Amp geben sich beide Tonabnehmer zunächst mal recht leistungsstark, machen also ordentlich Druck. Der Domino-PU am Hals liefert die bekannten Sounds der alten Gibson P-90-Einspuler, Atzes Lieblingen: Warm, rund und voluminös mit weich zeichnenden Mitten und Höhen, aber dennoch offen, luftig und transparent ohne den berüchtigten Mulm.

Mit dem Domino lässt sich der Blues so richtig abfeiern, und selbst bei hartem Anschlag bleibt sein Ton eher cool und sanft. Wesentlich beherzter, je nach Anschlag auch bissig und aggressiv, geht der Humbucker ans Werk, der dabei aber immer Transparenz bewahrt. Mit einer gesunden Portion oberer Mitten weiß er sich stets durchzusetzen. Interessant und eigenwillig zugleich (so tönen also Retro-Sounds?) klingt die Kombination aus Hals-PU und Halsspule des Humbuckers.

Hohl, näselnd und irgendwie out-of-phase werden Erinnerungen an Gretsch-Einspuler wach. Das dürfte der Rhythmus-Abteilung gut gefallen. Wechseln wir mal das Areal und lassen den Amp erst mal crunchen und dann deftig zerren. Konstruktionsbedingt erzeugen der Domino und die Kombi beider Spulen mit steigendem Gain auch zunehmend Brummgeräusche, die ich zumindest beim Hals-PU gerne in Kauf nehme, da er so wunderschön vor sich hin singt, unterstützt vom prächtigen Sustain.

Das Spulenpaar hingegen trifft dabei nicht so ganz meinen Geschmack, da das konkrete Attack und zugleich ein gerüttelt Maß an Transparenz auf der Strecke bleiben. Absolut wohl in diesem Metier fühlt sich jedoch der Humbucker, der, wie auch der Domino, sehr nuancierte Wiedergabe-Eigenschaften an den Tag legt und je nach Anschlagsintensität brav singen oder auch richtig losbrüllen kann.

Hüben wie drüben, clean wie High Gain, gibt er sich frisch, lebendig, transparent und geradeaus. Ebenso feinfühlig wie die Starplayer TV ausdrucksstarkes Spiel umsetzt, steuert das Volume-Poti Lautstärke und Verzerrungsgrad, und lassen sich die Höhen via Tone-Regler dämpfen.

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Resümee: Was kann die Duesenberg Starplayer TV?

Wie schon die Vorgängerinnen, entpuppt sich auch die neue Version der Duesenberg Starplayer als echter Leckerbissen. Sie hebt sich nicht nur optisch aus dem unüberschaubaren Gitarrenangebot hervor, sondern bringt auch klanglich frischen Wind in die Szene, und zwar mit erstklassigen Sounds. Von ein paar Lackierpatzern am Binding abgesehen, wurde das Instrument tadellos verarbeitet und liebevoll mit zahlreichen Details optisch aufgewertet. Hochwertige Hardware-Komponenten unterstreichen den überaus positiven Gesamteindruck. Erstaunlich, dass die Preise nach vier Jahren dermaßen drastisch gesenkt werden konnten.

Text: Michael Dommers

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Starplayer TV Custom im Test

Schwarz, drei Humbucker, Vibrato und goldene Hardware?! Kommt mir irgendwie bekannt vor, spielt jedoch angesichts von Halbakustik-Body, Hardware bzw. Applikationen im ArtDeco-Stil und einer simplen aber ausgefuchsten Schaltung in einer anderen Liga.

Starplayer TV Custom
Starplayer TV Custom

Wie alle Starplayer TVs besitzt auch die Custom einen hohlen Body aus gesperrten Hölzern. Über einen massiven, ca. 10 cm breiten, durchgehenden Sustainblock sind Fichtendecke und -boden – beides gewölbt – miteinander verbunden. Die gebogenen Ahornzargen hat man ohne die traditionellen Reifchen verleimt. Während die gesamte Gitarre deckend schwarz lackiert wurde, ziert den Boden ein bookmatched halbiertes Riegelahornfurnier, geschmackvoll in Szene gesetzt von transparentem Black-Burst-Finish. Lackierung und Politur zeugen von höchster Sorgfalt.

Auch am Binding hat Duesenberg nicht gespart, denn Kopfplatte, Griffbrett, Boden, Decke und F-Loch sind mit cremefarbenem Kunststoff eingefasst, der Body sogar mit mehrlagigem. Die stramm packende Klinkenbuchse wird von einer Art-Deco-Platte an der Zarge gehalten, und locking-kompatible Duesenberg-Knöpfe garantieren auch bei konventioneller Gurtbefestigung sicheren Halt.

Mit der Starplayer TV Custom bescherte Duesenberg 2012 seinem Lineup ein weiteres Highlight. Die kleine Schwarze für die Gala? Den Dresscode betreffend mag das in jedem Fall zutreffen, beim Benimm-Code bin ich mir da jedoch nicht so sicher, denn die Gitarre kann auch prächtig rocken.

Neben ihrer Schwingfreude und Dynamik, ihrem breiten Klangspektrum, der vorbildlichen Verarbeitung und der gleichermaßen edlen wie eleganten Optik begeistern mich vor allem die simple aber geniale 3-HB-Schaltung, das Duesenberg Diamond Deluxe Vibrato, die zahlreichen pfiffigen technischen Lösungen sowie die geschmackvollen optischen Details. Kurz, eine phantastische Gitarre zum fairen Preis.

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Text: Michael Dommers

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Duesenberg Mike Campbell II im Test

Duesenberg Mike Campbell II
Starplayer Mike Campbell

Mike Campbell kennen wir als treuen musikalischen Begleiter von Tom Petty. Seit geraumer Zeit nun schon hat der Herzensbrecher auch die Duesenberg-Leute um seinen Finger gewickelt – oder war das etwa sogar anders herum? Die Liebe scheint jedenfalls ungebrochen, denn zusammen hat man nun bereits das zweite Kind zur Welt gebracht.

Das vorausgegangene semiakustische Starplayer-Ltd-Mike-Campbell-Modell kam schon gut an, da ist es kein Wunder, wenn man jetzt noch eins drauflegt. Diesmal aber im King-Size-Format mit doppeltem Cutaway und ohne Sustainblock, also vollakustisch auf Grundlage der Fullerton Hollow Series.

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Konstruktion der Mike Campbell II

Das Design der Mike Campbell II ruft Erinnerungen wach, die nicht nur ein Schelm mit Gretsch-Gitarren in Zusammenhang bringen könnte. Wir bewegen uns also im Ambiente klassischen Gitarrenbaus, staunen aber über die aktualisierte Umsetzung des archaisch anmutenden Konzepts. Diesem traditionell und zugleich irgendwie zeitlosen Vintage-Charme kann sich auf jeden Fall kaum jemand entziehen.

Der große, vollkommen hohle Double-Cutaway-Korpus – lediglich in der Mitte hinten stützt ein Y-Stück aus Palisander in der Art eines Stimmstocks die Bridge von innen ab – mit einer seitlichen Zargentiefe von rund 4,5 cm besteht aus laminiertem Ahorn, kombiniert mit einer Decke aus ebenfalls laminierter Fichte. Decke und Boden weisen leichte Wölbung auf. Die Zargenränder sind mit cremefarbenen, mehrfach unterlegten Bindings besetzt, auch das einzelne f-Loch ist eingebunden.

Der eingeleimte Hals aus einstreifigem Ahorn wurde mit einem eingefassten Griffbrett aus ostindischem Palisander kombiniert, das neben Perloid Dots 22 Jumbobünde mit perfekter PLEK-Bearbeitung trägt. Die abgewinkelte Art-déco-Kopfplatte ist mit Duesenberg Z Tuners ausgestattet, eine Plakette verschließt den Zugang zum Halsstab oberhalb des Sattels.

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Sehr schön ist die Candy-Apple-Red-Lackierung der gesamten Gitarre einschließlich Kopfplatte mit dem doppelten weißen Rallye-Streifen im Korpuszentrum anzuschauen. Am Korpus werden die Saiten dann über die Duesenberg Steel Saddle Bridge (TOM-Typ) zu einem traditionellen Trapez-Saitenhalter geführt.

Die elektrische Ausstattung, auf ein spiegelndes Metall-Pickguard mit Namensgravur und angesetzter Zierkante montiert, umfasst zwei hauseigene Domino-P-90-Pickups, die konventionell mit einem Dreiwege-Schalter bedient und von generellen Volume- und Tone-Reglern kontrolliert werden.

Bonus ist der sogenannte Destruct Knob, ein aktiver Booster, von dem wir unten noch hören werden. Neben der Kabelbuchse in der Zarge unten ist ein optisch angepasstes Batteriefach für den dafür nötigen 9-V-Block zu finden, das mit beiliegendem Werkzeug zu öffnen ist. Wie eigentlich immer bei Duesenberg, liegt uns mit dem Mike-Campbell-II-Modell ein klaglos sauber verarbeitetes und spielbereit eingestelltes Instrument vor.

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Duesenberg Mike Campbell II in der Praxis

Die Mike Campbell II ist ein großformatiges, dafür aber recht leichtes Instrument. Vorgenommen überrascht es mit bestem Spielkomfort, denn die Proportionen stimmen, die Griffbrettaufsicht ist gut und am Gurt ist die Ausrichtung praxisgerecht. Das aber sind lediglich die optimalen spieltechnischen Aspekte einer Gitarre, die darüber hinaus mit beeindruckender akustischer Potenz ins Rennen geht.

Konstruktion und 65- cm-Mensur sorgen für ein strammes Akkordbild, das kernige Bässe mit gesunden Mitten und offen klingelndem Diskant harmonisch in Einklang bringt. Immer ist da auch ein guter Anteil Draht in der Tongestalt zu hören und das Sustain kann sich wirklich sehen lassen.

Jaujau, das sind wirklich bemerkenswert vitale akustische Voraussetzungen für eine elektrische Tonwandlung durch die zwei verbauten Duesenberg-Domino-P-90-Pickups. Am Amp startet die Campbell II über ihren einspuligen Hals-Pickup dann auch sofort kraftvoll durch, zeigt frischen Schmiss und setzt sehr dynamisch um. Mit knackig akzentuiertem Anschlag springt der Ton spontan vor, zeigt gehörigen Tiefgang ohne Mulm und schwingt ebenmäßig aus.

Akkorde öffnen sich dank der guten Saitentrennung mit höchst plastischem Ausdruck, rollen frech und fröhlich aus dem Lautsprecher. Diese schöne Spreizung bei Mehrklängen bleibt auch beim Wechsel in zerrende Einstellungen erhalten, nur dass das eben noch quietschfidel vor sich hin hüpfende Rotkäppchen unversehens in die Rolle des böse knurrenden Wolfs wechselt. More Gain – more Pain!

Die dunkle Vehemenz wird nun von einer Impulsstärke befördert, die uns die Hosenbeine flattern lässt. Die Hollowbody-Konstruktion sorgt für diesen geradezu unbändig herausplatzenden Energieschub, brizzelnd elektrisch im besten Sinne. Es ist sehr reizvoll, an der Grenze des Feedbacks entlang zu hangeln, aber so etwas verlangt natürlich auch nach Kontrolle. Der Domino am Steg punktet mit angenehm luftigem Ton, dem lästige Schärfe fremd ist.

Sehr schön pointiert setzt er die Aktionen der rechten Hand um, verfügt über klare Artikulation und anschlagssensible Perkussion. Das ist toll für alle rhythmischen Operationen, die höchst plastisch ins Werk zu setzen sind. In Zerr-Positionen wirkt der Ton wiederum wie angeblasen, springt uns förmlich ins Gesicht. Schön knochig im Bass und scharf im Anriss wird das Solospiel von der Gitarre regelrecht befeuert.

Die dynamische Bandbreite ist auch in diesem Schaltstatus erfreulich groß und auch die mit dem Plektrum steuerbare klangfarbliche Beweglichkeit sorgt für uneingeschränkt freudvolles Tun. Mit diesem perkussiv lebhaften Tonverhalten lässt sich wirklich ausdrucksstark solistisch agieren. Beide Tonabnehmer zusammen ziehen das Bild breiter, sorgen für luftig perlende Auflösungen.

Diese vollen Panoramaklänge verfügen über Transparenz und Leuchtkraft, eignen sich für das unverzerrte Begleitspiel so gut, wie sie sich unter Crunch-, aber auch Zerrbedingungen mit katzenhaftem Schnurren, oder halt knorpeligem Grollen in den Kampf werfen. Leute: Das hat Format! Über den auf das untere Horn montierten Destruct Knob lässt sich ein aktiver Booster in den Signalweg schalten und stufenlos bis +10 db regeln. Mike nutzt ihn, um angeschlagene Noten wirkungsvoll aufzublasen, ihnen ausbauendes Gain zu geben.

Tatsächlich kann man eine Note darüber höchst wirkungsvoll und kontrolliert ins Feedback jagen – ein toller Special Effect. Wie immer bei Brücken mit recht langer Saitenführung zwischen Steg und Trapezhalter werden Resonanzen aufgerufen, die einerseits für das spezielle, besonders farbreiche und charakteristische Ambiente sorgen, andererseits, etwa bei Gain-Einstellungen, aber auch lästige Interferenzen ins Spiel bringen können. Das ist ein genereller Aspekt der Konstruktion und damit zu nehmen, wie er ist.

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Mike Campbell über Vibrato-Technik: 

Resümee: Was kann die Duesenberg Mike Campbell II?

Duesenberg ist nicht ohne Grund so erfolgreich. Unfassbar, wer alles sich diese Dinger inzwischen um den Hals hängt. Man hat dort in Hannover einfach den richtigen Mix aus beliebten klassischen Konstruktionsdetails, gewinnender Retro-Ästhetik und optimaler Handhabung gefunden. Die Mike Campbell II macht auf den ersten Blick natürlich Anleihen bei Gretsch, legt die alte Konzeption aber wieder ganz eigen aus und führt sie zu neuen Höhen.

Das Instrument zeigt schon akustisch großes Potenzial. Den guten Domino P-90-Pickups wird es damit leicht gemacht, höchst plastisch aufgelöste Tonbilder in die Welt zu setzen.

Die Gitarre erweist sich als ungemein wendig, sie reagiert spontan und detailreich auf den Anschlag. Bei Zerr-Einstellungen segelt man natürlich mit der Hollowbody hart am Wind, aber diese „auf Messers Schneide“-Spielweise ist von großem Reiz und mit dem Destruct Knob lässt sich das Feedback auch noch kontrolliert manipulieren. Na, und in Sachen Spielkomfort lässt Duesenberg ja eh nichts anbrennen: vornehmen und Spaß haben – ein tolles Instrument mit Charme und eigenem Charakter!

Text: Franz Holtmann