(H)allgegenwärtig

Yamaha LL-TA & LS-TA im Test

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Immer wenn man denkt, jetzt ist aber wirklich alles auf dem Markt, was man sich nur ausdenken kann, kommt jemand mit was Neuem um die Ecke.

(Bild: Dieter Stork)

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Gut so. Manchmal wird man von einem Garagentüftler überrascht, das andere Mal von einem Weltkonzern – so wie in diesem Fall von Yamaha. Die beiden Test-Gitarren haben nämlich Hall und Chorus an Bord – und bringen das nicht nur verkabelt über Amp oder PA rüber, sondern auch rein akustisch, aus dem Korpus heraus zu Gehör. Jetzt kommst du!

Die Gitarren

Zwei Modelle der L-Serie wurden auserkoren, um das Effekt-Feature zu präsentieren. Zum einen wäre da die LS-TA: Ihr Body hat das Concert-Format und besteht aus massivem Palisander für Boden und Zargen, sowie aus massiver Engelmann- Fichte für die Decke. Diese bekam die Yamaha-eigene A.E.R.-Behandlung (Acoustic Resonance Enhancement) die der Gitarre den Klangcharakter eines seit Jahren eingespielten Instruments verleihen soll. Schon in früheren Tests zeigte sich, dass dieses Verfahren eine positive Wirkung hat. Der Korpus unterstreicht seine schnörkellose, klassisch-schlichte Ausstrahlung besonders durch das satte Vintage-Honiggelb der Decke, die schicke Schallloch- Umrandung mit Abalone, die Bindings aus Ahorn und das transparente Schlagbrett. Die Saiten sind mit schwarzen Pins im Ebenholzsteg fixiert und schwingen frei über 650 mm zwischen Stegeinlage und Sattel aus Urea. Der Hals ist superstabil aus drei Streifen Mahagoni und zwei Streifen Palisander gefertigt. Im Gegensatz zum Hochglanz- Finish des Korpus’ hat der Hals eine mattierte Oberfläche. Das altweiß eingefasste Griffbrett ist aus Ebenholz und mit 20 perfekt polierten und verrundeten Bundstäbchen bestückt. Abalone Dots geben Orientierung.

Ein Blick ins Innere: Der Treiber auf dem Instrumentenboden macht die Effekte auch unplugged hörbar. (Bild: Dieter Stork)

Was mir gar nicht gefällt: Body-, Griffbrettund Kopfplatten-Binding haben unterschiedliche Farb-Nuancen – zusammen mit dem Sattel-Material treffen wir auf vier Arten von Weiß … nicht schön. Die Yamaha-typische Kopfplatte ist mit güldenen Die-Cast-Mechaniken bestückt, die sauber arbeiten.

Bei der LL-TA handelt es sich um ein Dreadnought- Modell. Sie unterscheidet sich lediglich in der Korpusform und dem Decken-Finish (Brown Sunburst) von der kleineren Schwester. Man bekommt beide Modelle auch mit der jeweils anderen Decken-Färbung. Alle Konstruktionsmerkmale wie Hölzer, Hardware, Bracing, Mensur usw. sind ansonsten identisch.

Der Elektrik-Trick

OK – jetzt wird’s speziell: Der Piezo- Pickup unter der Stegeinlage und der Klinke-Ausgang am hinteren (erfreulich schlanken) Gurtpin mit daneben befindlichem Batteriefach (2¥ AA) sind ja noch ganz normaler Standard. Dann ist da aber noch das TransAcoustic-System an Bord, welches die Effekte Hall und Chorus liefert – und das eben auch unplugged, aus der Gitarre selbst heraus. Staun! Also – die Effekte an sich werden digital erzeugt und dann von einem Treiber, der die Saitenschwingungen aufnimmt auf den Korpus-Boden und den gesamten Body übertragen der somit wie eine Speaker- Membrane arbeitet. Klingt verrückt – funktioniert aber. An der Stelle dachte ich, der Effekt müsse nachlassen, wenn ich die Gitarre fest an den Körper drücke und die freie Schwingung unterdrücke – ist aber nicht der Fall.

Und das Ganze ist auch regelbar: Auf der Zarge sitzen drei flache Drehregler, von denen der mittlere einerseits als Volume für das PA-Signal fungiert, andererseits als On/Off für die Effekte. Der linke Knopf regelt den Anteil der Reverb- Effekte Room und Hall, mit dem rechten Regler dosiert man den Chorus-Anteil. Und ist das nun wirklich revolutionär neu? Well – Yamaha hat Ähnliches schon in Pianos eingebaut. Im Bereich Gitarre ist mir sowas aber noch nicht untergekommen.

Das Spielen

Bei der Bespielbarkeit der Yamahas kann ich mich kurz fassen. Bundierung, Hals- Finish, Werkseinstellung von Intonation und Saitenlage – alles erste Sahne. Die Griffbrettkanten sind auch wunderbar verrundet, das nennt man Spielkomfort. Beim Sound hat es mir besonders die Dreadnought angetan. Sowas von trocken und abgehangen in den Bässen, knurrig straff in den Mitten und klar tönend in den Höhen – das bekommt man nicht alle Tage frisch aus dem Karton heraus. Und auch die Concert überzeugt da auf ihre eigene Weise.

(Bild: Dieter Stork)

Jetzt aber Butter bei die Fische und einmal auf den Volume-Regler gedrückt: Man glaubt es nicht und fragt sich, wo der Sound herkommt. Hall und/oder Chorus nach Geschmack dosieren und sich wohlfühlen. Ich gönne mir den Spaß und rufe die Familie herbei – die guckt ziemlich verdutzt 🙂 Der sonst staubtrockene Raumklang meines Büros bekommt einen wunderbaren Zuckerguss und klingt wie im Studio produziert. Und erfreulicherweise hat man die Effekte ja auch über Anlage zur Verfügung, wo diese, ebenso wie der verstärkte Sound der Gitarre an sich, vollkommen überzeugen.

Resümee

Grundsätzlich sind das zunächst mal zwei überzeugende E-Acoustics mit erstklassiger Bespielbarkeit, toller Optik und charakterstarkem Grundklang. Top-Yamaha- Quality. Und dann ist da noch dieses Effekt-Feature was kein anderer Hersteller zu bieten hat. Die Verblüffung beim Zuhörer ist garantiert. Und sollte das doch jemand in der unverstärkten Variante für überflüssig halten, so ist es über PA zweifelsfrei super-nützlich. Wie auch immer – das muss man gehört haben!

Plus

  • Konzept, einzigartiges Effekt-Feature
  • Hölzer, Hardware
  • Verarbeitung, Werkseinstellung
  • Bespielbarkeit
  • A.E.R.-Treatment der Decken
  • charakterstarke A- und E-Sounds
  • Reverb und Chorus unplugged und über Anlage

Minus

  • farbliches Durcheinander bei den Bindings

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