Ladies in black:

Washburn Solar Ola Englund Signature-Gitarren im Test

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Washburn und Ola Englund scheinen eine wirklich fruchtbare Partnerschaft eingegangen zu sein. Anders ist der durchschlagende Erfolg und die große Auswahl bei der Solar-Reihe kaum zu erklären. Zum Test haben wir uns die Solar V 160CK und die siebensaitige Solar 170C rausgesucht. Los geht’s!

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(Bild: Dieter Stork)

Ola Englund zählt zweifellos zu den bedeutendsten Gitarristen der YouTube-Generation. Zumindest war er einer der ersten, der seine Gear-Videos konstant und in immer besser werdender Qualität produzierte. Neben der Arbeit auf seinem Kanal, wurde er einem größeren Publikum erstmals als Gitarrist der US-amerikanischen Death-Metal-Legende Six Feet Under vorgestellt. Nach diversen Touren und seinem Beitrag auf dem Album „Unborn“ wechselte der blonde Schwede 2014 zu den Thrashern von The Haunted, welche sich nach einem kompletten Lineup- Wechsel neu aufstellten. Seitdem ist Englund weltweit mit seiner Band unterwegs und rührt nebenbei auf den verschiedenen Musikmessen ordentlich die Werbetrommel für seine Signature-Modelle von Washburn.

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Schwarze Bretter

Ola hat sich bei seinen Washburn-Klampfen auf jeden Fall für eine grundsätzlich schlichte Ausführung entschieden – unnötigen Firlefanz sucht man hier vergeblich. Das Resultat sind zwei aufs Wesentliche reduzierte Metal-Äxte. Die Solar 170C kommt mit einem Erle-Body und einem eingeleimten Ahornhals mit pechschwarzem Ebenholzgriffbrett. Die gesamte Gitarre ist von einem matten, schwarzen Lack überzogen und gibt der 170C einen ziemlich reduzierten, „stealthigen“ Look. Das Gesamtbild wird von der ebenfalls schwarzen Hipshot-Style- Bridge und den mattierten Grover-Mechaniken abgerundet. Um dem blonden Flitzefinger ein uneingeschränktes Solo- Spiel zu ermöglichen, wurden die Cutaways tief in den Body geschnitten und der Hals/Korpus-Übergang sehr fließend gestaltet, um auch die höchsten Lagen mühelos zu erreichen.

Der Hals ist mit seinem komfortablen C-Profil ebenfalls vollkommen unproblematisch im Handling und sollte sogar Gitarristen mit kleineren Händen ein sehr angenehmes Spiel bieten. Wer allerdings ein flaches Brett wie bei vielen anderen Metal-Äxten erwartet, der sei gewarnt: der Hals der Solar 170C hat – besonders Richtung Body – schon bemerkenswert viel Fleisch auf den Rippen und beweist mal wieder, dass auch kräftigere Hälse sehr komfortabel zu bespielen sein können, wenn man ein sinnvolles Shaping wählt. Die 24 Jumbo- Bünde sind tadellos abgerichtet und unterstützen das mühelose Spiel auf der 170C zusätzlich. Ich muss gestehen, dass ich schon länger keine Siebensaiter mit einer klassischen Fender-Mensur in der Hand hatte und frage ich mich ein wenig, wie zeitgemäß das eigentlich noch ist.

Für meinen persönlichen Geschmack (!) ist die 25,5″ Mensur leider ein wenig kurz geraten – gerade bei Siebensaitern bevorzuge ich für einen knackigen Ton auf den tiefen Saiten dann doch die verschiedenen Baritone-Mensuren, die ja immer verbreiteter werden (ich empfehle bei Interesse zu diesem Thema die Kolumne „Extended Range Guitars“ meines lieben Freundes und Kollegen Simon Hawemann hier im Heft). Aber zum einen haben wir es hier schließlich mit einem Signature-Model zu tun, und zum anderen wird es sicherlich immer Freunde der klassischen 25,5″ Mensur auch bei Siebensaitern geben. Also alles OK. Wie auch ihre V-förmige Schwester, ist die 170C mit den extra für Englund entwickelten Seymour-Duncan-Solar-Pickups bestückt. Diese sollen laut Hersteller ein sehr breitbandiges Klangbild liefern, ohne dabei matschig oder undifferenziert zu klingen. Klar, mit klassischen PAFs hat das erst mal nichts zu tun – hier sind richtige Heavy-Pickups am Werk.

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(Bild: Dieter Stork)

Die Solar V160CK ähnelt ihrer dunklen Schwester auf den ersten Blick in Farbe und Ausstattung zwar sehr, doch bei genauerem Hinsehen, zeigen sich dann doch einige Details, die auf deutliche klangliche Unterschiede hoffen lassen. Der V-förmige und an den Zargen stark angeschliffene Korpus ist bei dieser Gitarre nicht aus Erle, sondern aus Mahagoni – hier scheint Ola auf die Holzauswahl der klassischen Flying V zu setzen. Auch der Hals hat im Vergleich – schon aufgrund der fehlenden siebten Saite – ein deutlich schmaleres Profil. Was mir aber sehr gefällt, ist, dass man nicht einfach das Shaping der Siebensaiter benutzt, sondern ein eigenständiges, etwas schlankeres Sechssaiter-Profil erstellt hat. Im Gegensatz zur 170C hat die V eine Tune-o-matic Bridge hinter der die Saiten durch den Body laufen und auf der Rückseite eingefädelt werden.

Um auch bei der V160 eine optimale Bespielbarkeit zu gewährleisten, hat der Hersteller den Übergang des unteren Flügels zum Hals sehr ergonomisch angeschliffen, was für ein leicht asymmetrisches aber sehr gelungenes Gesamtbild sorgt. Übrigens: beide Gitarren werden – wie bei Washburn üblich – mit einem Graphite-Sattel und dem Buzz Feiten Tuning System, welches eine optimale Intonation gewährleisten soll, ausgeliefert. Auch das opulente Logo von Ola – welches um den zwölften Bund herum ins Griffbrett eingelassen ist – haben beide Gitarren gemeinsam. Alles in allem muss man den zwei schwarzen Ladies eine exzellente Verarbeitung bescheinigen, die in dieser Preisklasse absolut herausragend ist.

Schnell & sportlich

So, da hängen sie nun bei mir an der Wand, die beiden schwarzen Klampfen. Fast schon ein bisschen ehrfürchtig nehme ich mir als erstes die 170C zur Brust um zu schauen, was das Teil in der Praxis denn so zu bieten hat. Eines lässt sich auf jeden Fall sofort feststellen: Die Bespielbarkeit der Washburn ist sensationell gut. Der flache Hals, der sehr schnittige Body und die großzügigen Cutaways ermöglichen ein komfortables Spiel und man hat zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, dass sich die Gitarre einem „in den Weg stellt“. Akustisch gespielt zeigt sich die Solar 170C als eine kerngesunde Gitarre. Über alle Register und in allen Lagen des Griffbretts muss man dieser Klampfe schlichtweg attestieren: alles da! Mein Augenmerk liegt neben der Tonentfaltung, dem Attack und dem Sustain natürlich besonders auf der tiefen H-Saite.

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Schwärzer geht es kaum: die beiden Solars kommen im einheitlichen Look. (Bild: Dieter Stork)

Diese schwingt schön gleichmäßig aus und fällt im Vergleich zu den restlichen Saiten klanglich keineswegs ab. Auch das Attack ist schön crisp und brillant – etwas was man leider nicht von jeder Siebensaiter behaupten kann. Die Werksbesaitung scheint mir tendenziell etwas dünn zu sein – für tiefere Tunings wäre dann doch eine etwas dickere Saitenstärke ratsam. Am Verstärker bestätigt sich mein akustischer Eindruck. Fett, drückend und ganz dezent zurückgenommen in den Mitten, brettern tiefe Powerchords durch die Speaker. Ich muss schon sagen, die Solar 170C macht richtig Dampf. Die Seymour Duncan-Pickups haben es auf jeden Fall in sich – was jetzt nicht heißt, dass wir es hier mit sinnlosen High-Gain-Monstern, sondern vielmehr mit sehr geschmackvoll abgestimmten Tonabnehmern zu tun haben.

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Im zwölften Bund befindet sich das Ola Englung – Logo. (Bild: Dieter Stork)

Der Hals-Tonabnehmer liefert dezent abgerundete und warme Leadsounds, die sich bestens für melodiebetontes Spiel in den höheren Lagen eignen. ers Steg-Pickup dagegen entpuppt sich als wirklich enorm tighter und präziser Kandidat wenn es darum geht, eine klare Saitentrennung und deutlich umrissene Kontouren in den Mitten zu liefern. Selbst harmonisch komplexe Akkorde auf den tiefen Saiten können die 170C nicht aus der Ruhe bringen. Übrigens: In den Zwischenpositionen des Fünf- Weg-Schalters sind die Humbucker gesplittet, was für zusätzliche Flexibilität sorgt.

Washburn ist nicht etwa nur einer von vielen großen Gitarrenherstellern – bei der 1864 in Chicago gegründeten Firma, handelt es sich um einen der ältesten Hersteller für bundierte Saiteninstrumente in den USA.

Dass sich beide Gitarren die gleichen Gene teilen, wird relativ schnell deutlich, wenn man sich die Solar V160CK einmal genauer anschaut. Klar, das Handling ist schon etwas anders – einen Preis für optimale Bespielbarkeit wird eine Flying V wohl niemals gewinnen. Obwohl es einige essentielle Unterschiede in der Konstruktion gibt, zeigt sich die Sechssaiter dennoch als genauso schnell und sportlich in der Tonansprache, wie ihre große Schwester. Wo diese in den Mitten etwas gezügelt auftritt, lässt die Solar V so richtig die Sau raus – unverhohlen bis unverschämt blökt mich das Teil durch meinen Test-Combo an. Der Ton ist mittig aber trotzdem ausgewogen und fett. Während sich die beiden Gitarren auf dem Hals-Pickup noch am ähnlichsten sind, zeigen sich die Unterschiede vor allem im Betrieb mit dem Steg-Tonabnehmer. Hier teilt die Solar V so richtig aus und zeigt einem vor allem in den Hochmitten wo der Hammer hängt. Diese Gitarre schreit geradezu nach schnellen Thrash-Metal- Riffs! Mittels des Push/Pull-Tone-Potis lassen sich übrigens auch hier die Pickups splitten – also ebenfalls maximale Klangvielfalt. Ob es nun am Mahagoni-Body, an der Form oder der unterschiedlichen Brücken-Konstruktion liegt, sei mal dahingestellt – ich würde sagen, dass die Siebensaiter tendenziell etwas moderner und die Solar V etwas traditioneller klingt. Beide liefern auf jeden Fall sagenhaft gute Metal-Sounds und lassen einen angesichts des Preises ganz schön staunen.

Alternativen

Bei Signature-Modellen ist das mit den Alternativen ja immer so eine Sache. Schließlich liegt es im Wesen einer solchen Gitarre, speziell auf die Wünsche des Künstlers zugeschnitten zu sein. Alleine aufgrund der Tatsache, dass die Solar-Pickups von Seymour Duncan den Ola-Englund-Gitarren vorbehalten sind, zeichnen sich keine wirklichen Alternativen ab. Allerdings könnte man sich in der mittlerweile recht breit aufgestellten Solar-Produktreihe umschauen, ob eine der anderen Versionen einem vielleicht mehr liegt. Immerhin bietet Washburn ja neben den gängigen Varianten wie Tuneo- matic oder der Hipshot-Style-Fixed- Bridge, auch eine Version mit der innovativen Evertune-Brücke an.

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Die eigens für Ola entwickelten Seymour Duncan Solar Pickups. (Bild: Dieter Stork)

Resümee

Washburn ist wieder zurück – und das mit einem gewaltigen Paukenschlag. Die Ola- Englund-Signature-Modelreihe beweist, dass die Jungs es einfach immer noch draufhaben. Hier stimmt von der Optik, der Ausstattung, der Bespielbarkeit bis hin zum wirklich sehr guten Preis/Leistungsverhältnis einfach alles. Wer auf der Suche nach einer schlichten, funktionalen und sehr praxisorientierten (Metal-)Gitarre ist, muss kein Ola-Englund-Fan sein, um hier bedenkenlos zuschlagen zu dürfen.

Plus

  • Verarbeitung
  • Spielbarkeit (170C)
  • Optik
  • Pickups und Hardware
  • Klang

 

Übersicht

Fabrikat: Washburn

Modell:PX-Solar V160CK & PX-Solar170C

Typ: Solidbody

Herkunftsland: Indonesien

Mechaniken: Grover 18:1, matt-schwarz

Hals: Ahorn einteilig, geleimt,

Sattel: Graphite, Buzz Feiten Tuning System

Griffbrett: Ebenholz, Ola Englund Signatur Inlay

Halsform: Ola Englund Custom Profil

Halsbreite: 48 mm (Sattel)

Bünde: 24, Super Jumbo Bünde

Mensur: 648 mm

Korpus: Erle (170C) & Mahagoni (V160CK)

Oberflächen: Matt Schwarz

Schlagbrett: keines

Tonabnehmer: Duncan Solar

Elektronik: Passiv

Bedienfeld: 1 x Toggle Switch 1 x Master-Tone 1 x Master-Volume

Steg: Hipshot-Style-Fixed-Bridge (170C) & String-Thru-Tune-O-Matic–Bridge (V160CK)

Hardware: Matt schwarz

Gewicht: 3,5kg (170C) & 3,4kg (V160CK)

Lefthand-Option: ja (170C)

Internet: www.washburn.com

Zubehör: Form-Gigbag (V160CK)

Preis (Street): ca. 829 (170C) & 799 (V160CK)

Produkt: Jazz Amp
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