Finnische Kanalarbeiter

Mad Professor „1“, Golden Cello, Sweet Honey Overdrive Deluxe im Test

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Schlicht und ergreifend „1“ nennt Mad Professor aus Finnland sein Braun-Metallic glitzerndes Distortion-Reverb- Kombipedal, das sich dem sogenannten Brown-Sound widmet. Das Golden Cello bietet singende Solo-Distortions, die sich mit Echos verfeinern lassen.

(Bild: Dieter Stork)

Das Sweet Honey Overdrive hingegen gehört als Low- bis Medium-Gain-Overdrive schon länger zu den beliebtesten Mad- Professor-Zerrpedalen. Die neue Deluxe- Variante gibt sich dank zusätzlicher Treble- und Bass-Regler sowie angepasstem Wirkungsgrad des Focus-Potis jedoch erheblich flexibler als das weiterhin verfügbare Standard-Pedal.
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Analog meets digital

Alle drei Probanden gehören zur Serie der Factory Pedals, die bei Mad Professor in Finnland entwickelt und in Taiwan gefertigt werden. Die Zerrschaltungen aller drei Pedale sind analog aufgebaut. „1“ und Golden Cello stellen Kombi-Pedale dar, deren Hall- bzw. Echo-Effekte digital erzeugt und zugemischt werden, ohne dass das Originalsignal die analoge Welt verlässt.

Brown, Golden & Sweet Honey Sounds

„1“: Im Original erzeugte Eddie Van Halen ab Ende der 70er-Jahre seinen Brown-Sound mit einem bis zum Anschlag aufgerissenen Marshall Super Lead Amp, in Kombination mit einem regelbaren Transformator (Variac) und einer Dummy-Load-Box. Der auf diese Weise entstandene originelle Heavy-Distortion- Sound enthält deutliche Fuzz-Anteile und erfreut nicht nur EVH-Fans. Das Mad Professor „1“ hat sich also eine Menge vorgenommen, diesen beliebten Klang ansprechend nachzubilden. Das Pedal gehört vor einen möglichst clean eingestellten Verstärker. „Level“ sollte man zunächst tunlichst ziemlich weit zurückdrehen, denn dieser Regler verfügt über mächtige Reserven. Unverzerrt geht beim „1“ gar nichts, das hatte ich auch nicht erwartet. Aber dieses vollmundige, gutturale und in den Mitten so prägnant hervorstechende EVH-Marshall-Klangbild ist auch bei moderaten „Brown“-Einstellungen bereits vorhanden. „Die Zähne zeigt“ das Pedal jedoch erst richtig, sobald Brown weiter aufgerissen und der Höhengehalt mit Presence passend zum Equipment eingestellt wird.

Nun steigt das Sustain kontinuierlich an, Obertöne und gewollte Rückkoppelungen fließen mit Leichtigkeit aus den Fingern und zudem sind diese markant-rauen Fuzz-Anteile, die dem Brown-Sound seinen hohen Wiedererkennungswert bescheren, deutlich hörbar. Ein Sound zum Genießen, der sowohl bei Soli als auch bei Riffs äußerst definiert, harmonisch und ohne jeglichen Mulm rüberkommt. Mit dem Reverb-Poti lässt sich ein ausgezeichnet abgestimmter Halleffekt zumischen, der an einen Studiohall der späten 70er-Jahre angelehnt ist. Was mir zudem sehr gut gefällt, ist die Tatsache, dass dieser Hall ab ca. der Hälfte seines Regelweges mit der Gitarre zu verschmelzen scheint und somit formbar wird.

Preis UVP/Street: ca. € 259/€ 199


Golden Cello: Auch das goldene Cello möchte vor einen möglichst unverzerrt eingestellten Amp gestöpselt werden. Ziel dieses Treters ist es, mit einem einzigen Fußkick singende Solo-Sounds, wahlweise inklusive Delays, zu erzeugen. Bereits bei recht schwach aufgedrehtem Gain-Poti legt sich ein fülliger, warmer und gefälliger Distortion/Fuzz-Sound um den Gitarrenton. Das auf diese Weise entstehende Klangbild erinnert etwas an ein Big Muff Fuzz, wirkt jedoch erheblich stabiler und längst nicht so faserig und wollig. Bei mehr Gain wird der Sound obertonreicher und singt mit mächtig viel Sustain, jedoch ohne Mulm. Eine Gitarre mit Humbuckern ist bei viel Gain empfehlenswert, um Brummeinstreuungen zu verhindern.

Zu diesem riesig wirkenden, universell einsetzbaren Solo-Sound passen die in ihrer Stärke regelbaren Echos optimal. Sie hauchen den Soli Leben ein, besonders, sobald Finger- oder Hebel-Vibrato ins Spiel kommt. Die fest eingestellte Verzögerungszeit liegt bei ca. 350 mS, wer möchte, kann im Inneren des Pedals Verzögerungszeit und Anzahl der Echowiederholungen über zwei Trimm- Potis justieren. Die Höhen nehmen von Delay zu Delay etwas ab, ähnlich wie bei einem Bandechogerät. Dreht man das Tone-Poti an der Gitarre zu und benutzt vorzugsweise den Halstonabnehmer, so wird aus dem singenden Cello eine hohle Flöte. Ebenfalls ein sehr verführerischer Klang! Den letzten Schliff verleiht der Tone-Regler des Pedals, der den Höhenbereich formt und dabei nie in dumpfe Bereiche abdriftet.

Preis UVP/Street: ca. € 259/€ 199


Sweet Honey Overdrive Deluxe: Seine hohe Qualität zeigt dieses Pedal aus der finnischen Boutique-Schmiede von Mad Professor bereits im „Leerlauf“, wenn Drive ganz links und alle drei Klangregler in der Mitte stehen, da kein Klang- und Nebengeräuschunterschied zum True-Bypass-Modus erkennbar ist. So kann man sich vom Clean Boost langsam über Low- bis hin zu Medium-Gain vortasten, um die Palette des Sweet Honey Overdrive Deluxe näher kennenzulernen. Das Zerrspektrum gibt sich ziemlich britisch, mit deutlicher Marshall- Note.

Die Stärken des Pedals liegen einerseits in der Fähigkeit den Gitarrenton bei Bedarf nur minimal anrauen und sich bis zur mittelstarken Zerre allmählich steigern zu können und andererseits in seiner hohen Anschlagssensibilität. Hier kommt das Focus-Poti ins Spiel, das gleichermaßen Empfindlichkeitsregler für die per Saitenanschlag gesteuerte Zerrintensität und Tone-Poti ist. „Bass“ befindet sich vor der Overdrive-Schaltung und „Treble“ dahinter. So lassen sich herrliche Amp-Style-Break-ups oder süßlich- cremige Solo-Sounds erzeugen. Nur bis ins High-Gain-Milieu dringt das Pedal nicht vor. Das Sweet Honey Overdrive Deluxe ist ideal zum Pushen eines bereits zerrenden Verstärkers, oder man setzt es wie einen zusätzlichen Amp-Kanal ein.

Preis UVP/Street: ca. € 269/€ 219 bis € 245

 

Resümee

EVHs Brown Sound im „One“-Pedal mit einem 70er-Jahre-Hall zu kombinieren ist gleichermaßen gelungen wie das Golden Cello mit seinem ausdrucksstarken, groß klingenden Solo-Sound inklusive Tape- Style-Delay. Auch das Sweet Honey Overdrive Deluxe erweitert mit seinem Lowbis Medium-Gain-Marshall-Sound so gut wie jeden Gitarrenverstärker um einen weiteren Kanal und bietet durch den neu hinzugekommenen 2-Band-EQ erheblich mehr Klangmöglichkeiten als die Standard- Version.

Plus

  • ausgezeichnete Effekte
  • Bauteil- und Signalqualität
  • originelle Kombi-Effekte („1“ und Golden Cello)
  • viele Möglichkeiten, kompakte Abmessungen
Produkt: Treble Booster im Test
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