Disko-Oktaver

KMA Audio Machines Moai Maea Oktaver im Test

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Mit dem Moai Maea stellen KMA Audio Machines aus Berlin ihren neusten Streich vor, einen analogen, drei-stimmigen Oktaver. Ob das Ding klingt, warum die Kiste so gut aussieht und ob die Welt überhaupt noch alte Analog-Oktaver braucht, wollen wir hier klären.

(Bild: Dieter Stork)

Mittlerweile dürfte es sich ja herumgesprochen haben, dass Enrico Preuß mit KMA Audio Machines zum Besten gehört, was die deutsche Boutique-Pedal-Szene zu bieten hat. Schließlich klingen die Pedale nicht nur super, sondern sehen auch noch echt gut aus.

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Disko auf dem Pedalboard

Zunächst einmal muss man feststellen, dass KMAs Grafiker Karlowitsch hier wirklich ganze Arbeit geleistet hat – das an die Osterinsel-Figuren angelehnte Design des Moai-Maea-Pedals sieht wirklich überragend gut aus. Bei den drei Fußschaltern handelt es sich neben dem obligatorischen Bypass-Switch um jeweils einen On/Off-Schalter für die hohe (Shriek) und die tiefe Oktave (Drone). Bei Letzterer wird mittels eines großen Drehschalters festgelegt, ob man die erste, die zweite oder beide tiefen Oktaven zusammen hören will. Dazu hat jede Stimme ihr eigenes Volume-Poti, ein weiterer Regler bestimmt die Lautstärke des Original-Signals. Nicht weniger als neun (drei pro Fußschalter) LEDs zeigen den jeweiligen Status des Gerätes in den Farben Orange, Rot und Blau an. Wenn der Oktaver eingeschaltet ist und sowohl die tiefe als auch die hohe Oktave aktiv sind, fühlt man sich schon ein bisschen wie ein Diskotheken- Betreiber. Als Zierkirsche auf dem Pedalkuchen bringt der Moai Maea einen seriellen Einschleifweg mit zur Party. Dieser ist, zusammen mit der In- und Output-Buchse, auf der Stirnseite angebracht, leider ist keine der Buchsen beschriftet. Im Innenleben des Moai Maea Okatvers geht es – wie von KMA gewohnt – absolut aufgeräumt und sauber zu.

Auf der Platine befinden sich, neben unzähligen, sauber verlöteten Bauteilen, zwei Trim-Potis, welche die Verzerrung und die maximale Lautstärke der hohen Oktave regeln. Ja, richtig gelesen! Im Gegensatz zu den zwei Sub-Oktaven, ist die hohe Stimme mit einem Fuzz-Effekt versehen. So, genug der Details! Wollen wir doch mal schauen, was diese bunte Lichtorgel so drauf hat.

Ich habe – damit der Oktaver ein sauberes Signal bekommt – das Pedal direkt an den Anfang meines Pedalboards, hinter einen Lehle Sunday Driver Buffer geschlossen. Am Verstärker habe ich mir einen möglichst transparenten Sound mit einem leichten Hauch Verzerrung eingestellt und will erst mal hören, wie sich der Oktaver in einem eher neutralen Setting schlägt. Schon die erste tiefe Oktave macht einen beachtlichen Druck und ich staune nicht schlecht, wie fett und groß meine Strat auf einmal klingt. Das Tracking des Pedals ist über den ganzen Hals der Gitarre gespielt erstaunlich sauber und findet zügig die passende Note.

Blitzsauberes Innenleben beim Moai Maea Oktaver (Bild: Dieter Stork)

Schaltet man auf die zweite Sub-Oktave um, wird der Sound erstaunlicherweise nur geringfügig fetter – vermutlich dürften die Grenzen des Übertragbaren für meinen Test-Amp hier deutlich überschritten werden. Trotzdem aber hat man, gerade mit etwas Overdrive, einen sehr warm klingenden Oktave-Effekt. Spannend finde ich, dass der Sound mit der tieferen Oktave noch ein bisschen mehr in die Synthesizer-Richtung geht und weniger an zwei unisono spielende Instrumente erinnert. Aktiviert man mittels des Dreh-Knopfs beide Sub-Stimmen zusammen, klingt das dann natürlich richtig gewaltig – je nach Position der Lautstärke-Regler kann man hier eine ganz schön heftige Wall-of-Sound erzeugen.

Akkorde mag der Moai Maea natürlich nicht so gerne und quittiert das Ganze mit einem tiefen Gebrummel, was meiner Meinung nach aber seinen ganz eigenen Reiz hat und schon fast einen Effekt für sich darstellt. Regelt man beispielsweise beide Sub-Oktaven ziemlich weit runter und spielt über den richtig cleanen Amp eine Akkordfolge, legt sich unter das Gespielte ein Teppich aus dem typischen „glitchy“ Tracking-Gebrummel, was einen völlig eigenen Charme hat. Die hohe Oktave verhält sich da schon ein wenig anders und erinnert an ein altes Octafuzz, in einer klanglich etwas milderen, weicheren Version. Die hohe Stimme verschmilzt deutlich mehr mit dem Original-Gitarrensignal was sicher auch an der Art der Verzerrung liegen dürfte. Mittels der internen Trim- Potis, kann der Fuzz-Effekt dann noch ein wenig auf den persönlichen Geschmack abgestimmt werden – eine tolle Ergänzung zu diesem ohnehin schon sehr vielseitigen Pedal.


Poly oder Mono?

Brauchen wir in einer Zeit, in der polyphones Pitchshifting weniger das Problem als der Standard ist, überhaupt noch monophone Oktaver-Pedale? Nun, ich will an dieser Stelle auf keinen Fall einen Stellvertreter-Krieg zwischen den Verfechtern digitaler und analoger Pedale eröffnen – dieser alte Streit ist genau so sinnlos wie nicht zu gewinnen. Nein, mir geht es ganz gezielt um die Vor- und Nachteile einer Technologie, die angesichts der heutigen Möglichkeiten ein wenig überholt erscheint – die Auswahl an polyphonen Pitchshifter- bzw. Oktaver-Pedalen ist ja mittlerweile wirklich groß. Man bedenke nur den Vorstoß von DigiTech, die ja in den letzten Jahren eine ganze Produktgruppe um ihr Whammy-Pedal aufgebaut haben, welche sich mehr oder minder ausschließlich mit dem Prinzip der mehrstimmigen Tonhöhenverschiebung beschäftigt. Diese funktioniert nahezu latenzfrei und auch die Probleme des ungenauen Trackings der Tonhöhe gehören mittlerweile der Vergangenheit an. Wozu sich also noch mit einem Oktaver abmühen, dessen Tracking unpräzise ist, den Akkorde hilflos überfordern und der manchmal nicht mal über das ganze Griffbrett gleichmäßig in der Lage ist, die jeweilige Note nach oben oder unten zu transponieren? Nun, vielleicht sind es ja gerade all jene kleinen Unzulänglichkeiten, welche die alten, monophonen Oktaver so spannend machen. Ich finde, dass dieses „glitschige“ Tracking, welches beim internen Drehen der Halbwelle (wenn das Original-Signal nicht richtig erkannt wird) entsteht und die leichte Tonungenauigkeit einen ganz eigenen Charakter haben und das Gitarrensignal oft ein wenig wie einen alten Synthesizer klingen lassen. Auch die Wärme und Fülle des oktavierten Signals sind meiner Meinung nach etwas, was für die alten Analog- Oktaver spricht – ich persönlich habe mich mit dem oftmals etwas kühl wirkenden Ton vieler polyphoner Oktaver immer etwas schwer getan. Alles in allem bleibt aber die Frage nach dem Anwendungsbereich – wie so oft – entscheidend. Will ich ganze Akkorde oder zumindest komplexere Harmonie-Stimmen sauber oktavieren, brauche ich sicherlich keinen Gedanken an ein monophones Oktaver-Pedal zu verschwenden. Geht es aber darum, einzelne Töne oder Single-Note-Lines klanglich anzufetten oder den Sound punktuell breiter zu machen, könnte ein analog arbeitender, monophoner Oktaver durchaus seinen Reiz haben.


Alternativen

Wenn es darum geht, einen Analog-Oktaver zu finden, welcher auf vergleichbarem Niveau und in einer so schönen Optik, hier in Deutschland gebaut wird, dürfte das meiner Ansicht nach schwierig werden. Solange es einem aber nur um den Sound geht, könnte man auf jeden Fall den Boss OC-3 (bzw. ein gebrauchtes OC-2) oder sogar den EarthQuaker Devices Bit Commander in Betracht ziehen.

Resümee

KMA Audio Machines beweisen mit dem Moai Maea Oktaver mal wieder, dass sie derzeit einer der heißesten Pedal-Hersteller in unseren Breitengraden sind. Wer auf der Suche nach einem wunderbar warm und fett klingenden Oktaver- Pedal ist, welches nicht nur super klingt, sondern auch noch richtig was fürs Auge bietet, sollte sich den Moai Maea Oktaver unbedingt mal genauer anhören.

Internet: www.kma-machines.com

Preis (Street): € 219

Plus

  • Design
  • Verarbeitung
  • Sound
  • vielfältige Schaltmöglichkeiten
  • Einschleifweg

Minus

  • fehlende Beschriftung

Aus Gitarre & Bass 02/2017

Produkt: Treble Booster im Test
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