Ultraeffektiv

Keeley Engineering Super Mod Workstation und Delay Workstation im Test

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Robert Keeley hat wieder einen genialen Coup gelandet: Pedale, die parallel zwei Effekte produzieren. Und das, dem Datenblatt nach zu urteilen, in einer besonders breiten Vielfalt. Wir untersuchen, ob und wie sich die Konzepte in der Praxis bewähren.

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Wohl um gebührend auf die Leistungsfähigkeit der beiden Pedale hinzuweisen, sie zu unterstreichen, hat Robert Keeley den Namenzusatz Workstation gewählt. Und in der Tat, was auf der Specs-Liste steht, beeindruckt. Das ist fern von dem, was „normale“ FX-Pedale leisten. Schließlich halten zwei separate FX-Sektionen jeweils acht unterschiedliche Effekttypen bereit!

Mod Fakten

Mod steht bekanntlich für Modulation. Darunter versteht man normalerweise Effektarten, die, in wie auch immer gearteter Weise, durch einen LFO gesteuert werden. Also Flanger, Chorus usw. Die Super Mod Workstation geht darüber weit hinaus, wie man an der Liste der FX-Typen sieht:

  1. In der Mod-1-Sektion stehen über einen Drehschalter aktivierbar zur Verfügung: Harmonic Tremolo (eine spezieller Keeley-Effekt), Phaser, Chorus/Vibrato, Flanger, Rotary (Rotor-Kabinett/Leslie), Digital Delay, Hall-Reverb, Plate-Reverb. Da haben wir es: neben den Modulationen stehen obendrein drei Raum-Effekte zur Wahl …
  2. … wie auch in der Mod-2-Sektion: Tremolo, Harmonic Tremolo, Filter/Wah, Phaser, ADT (30 ms Automatic Double Tracker, Doppelungseffekt), Rotary, Digital Delay, Analog Delay.

Die beiden Effektsektionen sind seriell hintereinander angeordnet (2-folgt-1). Zu den Regelmöglichkeiten kommen wir unten im Praxisteil. An Anschlüssen sind zunächst zwei Ausgänge vorhanden. Der eine heißt Mono, der zweite, sogenannte Stereo-Out, kann innen im Gerät über einen Schalter zum Dry-Out umfunktioniert werden. Des Weiteren kann man ein Expression-Pedal anschließen, das auf die Mod-1-Sektion wirkt. Die TAP-Buchse ist der Tempo-Eingabe Mod 2 zugeordnet. Daneben ist natürlich noch eine DC-IN-Buchse vorhanden, Bedarf 170 mA bei 9VDC. Logisch, dass bei dem Stromhunger kein Batteriebetrieb vorgesehen ist.

Zwei Fußschalter schalten nach dem True- Bypass-Prinzip die FX-Sektionen ein/aus. Rechts außen befindet sich ein Fußtaster für die Tap-Eingabe. Drei recht hell leuchtende blaue LED zeigen optisch den Status der Funktionen an.

Delay Fakten

Die Konzeption gleicht der des Mod-Pedals. Die Anschlüsse sind sogar identisch. Die Effektsektionen nennen sich hier Reverb Mode (Sektion 1) und Delay Mode (Sektion 2). Folgende FX-Typen stehen zur Wahl.

  1. Reverb: Spring, Chamber, Hall, Plate, Shimmer, Flanged, Tape Delay, Digital Delay (50 – 950 ms).
  2. Delay: Slapback, Tape, Multihead, Analog, Digital, Subdivided, Ducking, Pitch.

Trotz Analog-Delay basiert die Workstation auf einem digitalen Prozessor.

Großer Auftritt

Robert Keeley ist in der komfortablen Situation, dass er ein höchst umfangreiches Sortiment an Effektgeräten bereits entwickelt hat und bei Bedarf sozusagen aus seinem Fundus schöpfen kann. So finden sich beim Super Mod in der Tat Effekttypen wieder, die man von seinen Einzelpedalen bereits kennt. Beispielsweise das Harmonic Trem (aus dem Dyna Trem, Test in Ausgabe 08/2016), Filter/Wah und der ADT-Effekt. Die Delay Workstation dagegen steht für sich, da gibt es keine direkte Beziehung zu anderen Keeley-Produkten. Erste Erkenntnis im Kontakt mit den Pedalen: Die Signalqualität ist sehr gut, um nicht zu sagen hervorragend. Was sich darin äußert, dass die Effekte klar differenziert mit den Gitarrensignalen umgehen und sich Nebengeräusche dezent im Hintergrund halten. Rotor beim Super Mod und das Ducking-Delay der Delay Workstation erzeugen allerdings doch etwas erhöhtes Rauschen; nun, man darf an Pedale aber auch nicht dieselben Erwartungen stellen wie an Studioprozessoren. Besondere Highlights sind bei den Modulationen das „schräg“ blubbernde weil LFO-modulierte Filter/Wah, der zuweilen ähnlich einem Harmonizer doppelnde ADT, und definitiv Rotary, weil schon mono ziemlich authentisch das Leslie im Raume steht. Die Effekte sind im Übrigen – wie erfreulich – bei beiden Pedalen monokompatibel, d. h. der Effekt bricht nicht zusammen wenn man beide Signalquellen mittig in die Stereo- Balance bringt.

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Die Delay Workstation liefert einen weiten Rundumschlag an Raumsimulationen, inklusive getimter Echos im Modus Subdivided (punktierte Achtel, Achtel, Triolen, Sechzehntel). Tape Delay wirkt vordergründig nur wie eine in den Höhen dumpfere Version des Digital-Delay. Letzteres kann allerdings moduliert werden, also Chorus-artig schwebende Klänge erzeugen. Flanged (-Reverb) tut Ähnliches. Oktave runter, Oktave rauf, Pitch darf man deswegen aber nicht als Octaver missverstehen.

Es handelt sich um einen Echo-Modus, der in den Repeats die Intervalle enthalten kann, falls gewünscht; hat einen experimentellen Charakter, gut für „Weirdo“- Sounds. Ich habe Soundclips von den FXTypen erstellt, anhand derer man auf unserer Homepage präzise Höreindrücke gewinnen kann. Ansonsten ist noch zu erwähnen, dass sich natürlich bei beiden Geräten die Option, ein Expression-Pedal benutzen zu können, bezahlt macht. Beim Super Mod kann damit in der Sektion 1 die Geschwindigkeit des LFO (Rate) variiert werden, bei der Delay Workstation wird das Decay, die Ausklingzeit der Reverb-Sektion gesteuert.

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Abgesehen von der qualitativen Beurteilung der Effekte an sich ist für uns bei einem Test komplexerer Geräte auch immer wichtig zu untersuchen, ob die Vielzahl an Parametern wirklich entsprechende Variabilität liefert oder doch nur werbewirksam großes Potential vorgaukelt. In der Hinsicht gibt es bei Herrn Keeleys Workstations null Irritation. Nein, das sind keine Blender. Abgesehen davon, dass sie schon satt im Plus punkten, weil zwei Effekte gleichzeitig am Start sein können, sind beide hocheffizient und stellen wirklich eine große Bandbreite zur Verfügung. Ja so viel sogar, dass man sich fragen muss, ob speziell in der Live-Situation der User das Spektrum überhaupt nutzen kann. Denn die Regler haben je nach Effekttyp unterschiedliche Funktionen (Morph wechselt ständig seine Aufgabe). Und die muss man in ihrer Gesamtheit erst einmal beherrschen (lernen). Abgesehen davon, dass es nicht ganz einfach ist, definierte Einstellungen beim Wechsel zu einem anderen Effekt wiederherzustellen, also die korrekte Position der Potis wiederzufinden. Na gut, man kann sich da ja etwas beschränken, und die Workstations ansonsten als das verstehen und verwenden, was ihr Name suggeriert: als omnipotente FX-„Konsolen“ fürs Recording.

Alternativen

Ich möchte behaupten, obwohl der Pedal-Dschungel immer unüberschaubarer wird: In ähnlicher Konzeption sind keine Alternativen in Sicht. Aber ich möchte in dem Zusammenhang etwas anderes ansprechen: Wer hauptsächlich live spielt sollte überlegen, ob er in seinem speziellen Einsatzbereich mit einem programmierbaren Pedal (z. B. dem Strymon Timeline o. ä.) nicht besser bedient ist.

Resümee

Angesichts der hohen Signalgüte und der großen Vielfalt, die beide Pedale auszeichnen, kann die Bewertung in der Endabrechung nur ganz und gar positiv ausfallen. Die Super Mod Workstation und die Delay Workstation sind inspirierende FX-Tools mit hohem Nutzwert, zweifelsfrei empfehlenswert und im Preis unkritisch.

Plus

  • Signalqualität der Effekte
  • FX-Vielfalt, ausgesprochen variabel
  • Dynamik, Transparenz
  • Anschluss f. Expression-Pedal
  • Verarbeitung/Qualität der Bauteile

Hinweise zu den Soundfiles

Für die Aufnahmen kamen ein Kondensatormikrofon mit Großflächen-membran zum Einsatz, das C414 von AKG, platziert vor einem Mesa-MC90 im Mesa-Half-´n-Half-Cabinet (oben offen, unten Thiele). Amp: Der DCP100 von Marble-Amps (p-t-p-handverdrahtetes Edeltopteil im Fender-BF-Style, aber mit High-Gain-Kanal).

Die Clips wurden pur, ohne Kompressor o. jegliche EQ-Bearbeitung über das Audio-Interface Pro-24DSP von Focusrite in Logic Pro eingespielt.

Den Ton liefert eine Fender-CS-Relic-Strat-1956 am Steg auf-/umgerüstet mit einem Seymour-Duncan-JB-Humbucker im SC-Format. D.-I.-Aufnahmen mit Steinberger GL4T/EMG.

Die Clip #1 bis #6 vermitteln Impressionen von einigen FX-Typen der Super Mod Workstation (SM W). Clip #5 und #6 sind direkt aus der Gitarre über das Pedal in das Focusrite-Interface eingespielt.

 

In den Clips #7 bis #9 hören wir die Delay Workstation. Die D.-I.-Aufnahme #9 präsentiert die sechs Reverb-Modes hintereinander. Ich habe in den Spielpausen nicht die Einstellung an sich verändert, sondern nur die FX-Typen der Reihe nach angewählt. So hört man wie sich die Halleffekte grundsätzlich im Charakter unterscheiden.

Ich wünsche viel Vergnügen, und…,  wenn möglich, bitte laut anhören, über Boxen, nicht Kopfhörer! ;-).

Fragen, Anregungen  und  ja, auch Kritik sind wie stets willkommen. Nachrichten bitte an frag.ebo@gitarrebass.de.  Es klappt nicht immer,  aber ich werde mich bemühen möglichst kurzfristig zu antworten.


Aus Gitarre & Bass 02/2017

Produkt: Gitarre & Bass 7/2023
Gitarre & Bass 7/2023
IM TEST: Magneto Guitars Eric Gales Signature RD3 +++ Lenz Hot Chili Tube-Head +++ Marshall Guv’nor, Drivemaster, Bluesbreaker, Shredmaster Reissue Pedals +++ Glockenklang Blue Bird Bass-Amp +++ Fender Gold Foil Jazz Bass +++ Walrus Audio Fundamental Reverb und Delay +++ Blackstar Debut 50R Gitarren-Combo +++ Epiphone Adam Jones Les Paul Custom Art Collection +++ Boss Waza-Air Bass Headphones

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