Godin Icon Type 2 Convertible im Test

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Semisolidbody-E-Gitarre von Godin, braun, liegend
(Bild: Dieter Stork)

 

Neues vom emsigen Robert: Mahagoni-Gitarre mit eingeleimtem Mahagonihals. Und das soll neu sein? Nun, für Godin schon, denn jahrzehntelang gab es Godin-Gitarren nur mit Schraubhalsverbindung. Natürlich aber hat die Icon Type 2 Convertible noch einiges mehr zu bieten.

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Alle Modelle der Icon-Serie verfügen über einen Korpus aus Mahagoni mit Kammerfräsungen, dem ein Hals mit Ebenholzgriffbrett eingeleimt wurde. Vom Aufbau im Wesentlichen sehr ähnlich, unterscheiden sich die verschiedenen Modellversionen vor allem durch die Holzwahl der Decke, Ahorn oder Mahagoni, und ihre elektrische Ausstattung.

 

Konstruktion der Godin Icon Type 2 Convertible

Na klar geht das von der Konstruktion her in Richtung Les Paul. Das zeigt sich nicht zuletzt auch am Gewicht von gut 4,1 kg. Dabei verfügt der Korpus der Icon Type 2 Convertible doch sogar auch noch über gewichtsmindernde Hohlkammern. Die Mahagoniplatte misst allein schon gut 3,7 cm; mit aufgesetzter, leicht konturierter Decke aus Ahorn kommen wir auf etwa 5 cm in der Mitte. Ein ganz anständiges Brett also. Die Decke ist ansonsten noch von einem cremefarbenen Binding eingefasst; die Korpusrückseite bietet im Anlagebereich einen leichten Kehlschnitt.

Dem in der Mitte zwischen dem 14. und 15. Bund eingeleimten Hals aus Mahagoni wurde der untere Bereich des Halsfußes und der obere Teil der Kopfplatte angesetzt. So vermeidet man Verschnitt und hält die Kosten in Grenzen. Das Griffbrett aus Ebenholz mit 16″ Radius trägt 22 kantenglatt abgerichtete und glänzend polierte Bünde, von denen der letzte auf dem frei über der Decke schwebenden Ende des Griffbretts untergebracht ist. Die abgewinkelte Kopfplatte wurde mit verchromten Mechaniken im bekannten Kluson-Style ausgestattet und gewährt Zugriff auf den eingelegten Halsstab. Von Graphtech kommen der Sattel aus Kunststoff (Tusq) und die ResoMax Bridge mit Stop Tailpiece.

 

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(Bild: Dieter Stork)

 

Die Elektrik umfasst zwei P-Rail Pickups in Cremekappen von Seymour Duncan. Diese bietet neben der Standardanwahl der Pickup-Positionen über den im Zargenkopf befindlichen Dreiwege-Toggle auch noch zwei optionale Mini-Switches zur internen Pickup-Verschaltung als Humbucker, Singlecoil oder P-90. Darüber hinaus sorgt der per Dip-Schalter aktivierbare Godin High-Definition Revoicer für zusätzlichen Zugriff auf die Klangstruktur. Dazu braucht es allerdings eine 9-V-Blockbatterie, die im Elektrikfach untergebracht ist. Um den Deckel für den Batteriewechsel zu öffnen, sind sechs Holzschrauben zu lösen. Das scheint zwar nicht sonderlich praxisgerecht gelöst, aber zum einen wird das selten nötig sein und zum anderen bleibt die Gitarre mit ihrer grundlegend passiven Elektrik auch bei Batterieausfall weiterhin spielbar. Generell lassen sich natürlich auch noch Lautstärke und Tonfarbe kontrollieren.

Die Gitarre verfügt über eine Mensur von 629 mm, ist rundum in Perfektion hochglänzend lackiert und klaglos sauber verarbeitet.

 

Die Godin Icon Type 2 Convertible in der Praxis

Mit ihrem regelrechten Les-Paul-Gewicht hängt die Godin Icon Type 2 Convertible rundum ausgeglichen am Gurt und lässt sich mit ihrem überaus gut geschnittenen, mittelstarken Halsprofil, dem samtigen Griffbrettkantenabgleich (ErgoCut) und der glänzend polierten Bundierung und der perfekt eingerichteten Saitenlage bestens spielen. Auch der hohe Tonbereich ist dank des tief gesetzten Cutaways lässig zu erreichen. Schon akustisch erweist sich das Icon-Modell als charaktervolle neue Stimme im vielstimmigen Godin-Chor. Das Set-Neck-Prinzip, aber auch Tonhölzer und Tune-o-matic-Brücke mit Stop Tail sorgen in Summe tatsächlich für eine tendenzielle Annäherung an den Basis-Charakter einer Les Paul. Die Gitarre ist schwingfreudig, stark in Sachen Sustain und Ansprache und wartet mit bester dynamischer Beweglichkeit auf. Da hat man also schon einmal von der Konstruktion her alles richtig gemacht.

Die gilt es nun elektrisch auszuschöpfen und dafür stehen zwei sehr spezielle P-Rail Pickups von Seymour Duncan bereit. Beschrieben werden diese Tonabnehmer als „full size“-Humbucker, die sich entweder in amtliche P-90- oder in Alnico-bestückte Singlecoil Rail Pickups teilen lassen. Für jeden Tonabnehmer steht ein kleiner Dreiwege-Kippschalter bereit, über den sich der gewünschte Modus aufrufen lässt. Ein weites Feld an Schaltoptionen gilt es hier also zu erkunden. Beginnen wir mit den Humbucker-Sounds in Mittelstellung: Satt, volltönend rund und mit recht stark ausgeprägten Bässen in der Halsposition (12,8 kOhm); drückend mit guter Mitten-Kompression am Steg (18,8 kOhm) bieten die P-Rails als Doppelspuler saftige Tonwandlung und geben uns, besonders in Zerrpositionen, stramme, sustainreiche und durchsetzungsfreudige Sounds an die Hand.

Kippen wir die Schalter zu uns hoch, so ertönt die P-90-Variante der P-Rails (Hals 7,2 kOhm/Steg 10,2 kOhm): Die Bässe, plastisch und geradezu knorpelig crisp, zeigen Tiefgang ohne jegliche Schlacke. Warm und glockenklar ergänzen transparente Mitten und leuchtende Höhen das bestens gewogene Klangbild.

Dieser plastische Ausdruck ist beiden Tonabnehmern in dieser Schaltebene zu eigen und vertieft sich noch bei Zusammenlegung beider Pickups. In Zerrpositionen kommt diese Single Coil-Variante nicht ganz so geschmeidig wie die zuvor gehörte Humbucker-Schaltung zum Zuge, aber dafür sind die Höhen offener und der Ton hat ordentlich Kante.

 

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(Bild: Dieter Stork)

 

Die Singlecoil-Schaltung (Hals 5,6 kOhm, Steg 8,5 kOhm), Mini-Switches nach unten, lässt über ihre jeweils innenliegenden Klingen ein nochmals verschlanktes Tonbild hören. Kein Strat-Sound, nein das nicht, aber auf jeden Fall ein mehr als ordentlicher Singlecoil-Sound der viel Schärfe und Angriffslust versprüht. Gut nutzbar auch hier die Kombi-Klänge beider Tonabnehmer.

Als besonders effektiv stellt sich nun der Wechsel in Overdrive-Positionen zwischen den verschiedenen Pickup-Typen dar, der eine spontane Differenzierung in den Zerrgraden zulässt.

Haben wir bisher schon eine große klangliche Beweglichkeit in petto, so kommt mit dem aktiven High Definition Revoicer per Knopfdruck noch so etwas wie ein Klangbooster ins Spiel, der das Signal allgemein kraftvoll anhebt und mit verschärfter Präsenz ausstattet. Das verleiht jeder zuvor gehörten Klangvariante zusätzlich noch eine in jeder Hinsicht aufgeblasene, etwas künstlich erscheinende Megaebene nach dem Motto: mach mal laut „mit Alles“. Geschmacksache – meins ist das zwar nicht, aber wenn man damit arbeitet … Eine Option ist es auf jeden Fall.

Um noch einmal auf den Vergleich mit einer Les Paul zurückzukommen: Klanglich gibt es durchaus Ähnlichkeiten in der Humbucker-Ebene, aber wo die Gibson-Gitarre diesen einen Sound kultiviert, da setzt die Icon auf Beweglichkeit und das ist alles andere als ein Kompromiss. Nach längerer Spielzeit und im Wechsel mit jener ist dann doch der um 1,5 Bünde vorgezogene Hals/Korpusübergang zu bemerken. Er sorgt wohl mit für das gute Sustain der Gitarre und bringt die Gitarre auch in eine perfekte Spielposition, aber der 12. Bund ist nicht ganz so gut zu bespielen wie beim Gibson-Modell.

 

Resümee

Immer wieder erstaunlich, wie viel Platz es allein braucht, um die vielen speziellen Details in Konstruktion und Elektrik bei Godin aufzulisten. Ehre wem Ehre gebührt. Die Konstrukteure begnügen sich eben nicht mit der Variation von Bekanntem und Bewährtem, sondern fügen immer wieder selbstentwickelte Neuheiten hinzu. Auch wenn bei dem Icon-Type-2-Convertible-Modell der Rückgriff auf das Les-Paul-Prinzip unstrittig ist, so wurde doch vor allem in elektrischer Hinsicht eine Vielfalt der Klangauslegung implantiert, die so originell, wie schlagend ist. Als im wahrsten Sinne des Wortes „convertible“, also wandelbar, erweist sich diese Gitarre mit ihren P-Rail-Pickups von Seymour Duncan. Die lassen sich tatsächlich in die wesentlichen Tonabnehmer-Typen Humbucker, P-90 und Singlecoil auslegen und das in durchaus kompetenter Qualität. Wer also gerne die Sounds wechselt und ein anpassungsfähiges Instrument sucht, mit diesem Chamäleon Icon Type 2 Convertible von Godin liegt er richtig.

 

Übersicht

Fabrikat: Godin

Modell: Icon Type 2 Convertible

Typ: Semisolidbody-E-Gitarre

Herkunftsland: Kanada

Mechaniken: Kluson-Style, gekapselt

Hals: Mahagoni, eingeleimt, oberer Teil der Kopfplatte angesetzt

Sattel: Tusq, GraphTech

Griffbrett: Ebenholz, nicht eingefasst, Punkt-Einlagen

Radius: 16″

Halsform: D-Profil

Halsbreite: Sattel 43,8 mm; XII. 52,3 mm

Halsdicke: I. 21,0 mm; V. 22,2 mm; XII. 24,0 mm

Bünde: 22, Medium Jumbo

Mensur: 628 mm

Korpus: Mahagoni mit Kammerfräsungen, leicht gewölbte Ahorndecke

Oberflächen: Sunburst HG

Schlagbrett:

Tonabnehmer: 2x Seymour Duncan P-Rail Pickups schaltbar als Humbucker, P-90 oder Singlecoil (Hals 12,8/7,2/5,6 kOhm; Steg 18,8/10,2/8,5 kOhm)

Bedienfeld: 1x Master-Volume, 1x Master-Tone, 1x Dreiweg-Pickup-Schalter, 2x Mini-Schalter für PU-Modi: Humbucker, Singlecoil und P90, 1x Dip-Schalter für Godin High Definition Revoicer

Steg: GraphTech ResoMax Bridge, Stop Tail

Hardware: verchromt

Gewicht: 4,1 kg

Lefthand-Option: nein

Vertrieb: PB International BV

NL-6045 Roermond

www.godinguitars.com

Zubehör: Gigbag

Preis: ca. 1590

 

Plus

  • Set-Neck-Konstruktion
  • Schwingverhalten/Sustain
  • Sounds & Pickups
  • flexible Klangauslegung Humbucker/P-90/Single Coil
  • Hals/Ergo Cut Griffbrett
  • Handhabung
  • Verarbeitung

Minus

  • Batterie schwer zugänglich
Produkt: Gitarre & Bass 2/2023 Digital
Gitarre & Bass 2/2023 Digital
Im Test: J&D DX-100 +++ Jimmy Wallace Guitars MT +++ Solar Guitars AB1.4JN +++ Fender Acoustasonic Player Jazzmaster +++ Vintage Historic Series +++ Tech 21 SansAmp Character Plus Series +++ Baroni AFK150 +++ Paul Belgrado NaNo B4 Shortscale +++ Harley Benton MV4-PJ Gotoh BM +++ British Pedal Company Dumble Overdrive Special +++ JHS Packrat

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