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Gibson Les Paul Studio 2014 im Test

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Wer die Anschaffung einer Gibson Les Paul Standard plant, dabei jedoch Wert auf traditionell verwendete Hölzer legt und dennoch nicht ganz so tief in die Tasche greifen möchte, dürfte innerhalb der Studio-Reihe fündig werden. Wir haben die Gibson Les Paul Studio 2014 getestet!

Gibson Les Paul 2014 Studio Pro Test

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Seit 1983 gibt es diese Gibson Les Paul Budget Line, deren zusätzliche Modellbezeichnungen wie Standard, Custom, Synthesizer, GEM, Lite, 50 Tribute, Platinum, Limited Edition, Pro, Pro Plus, Satin usw. schnell den Überblick verlieren lassen. Aktuell umfasst das Programm die Varianten Studio, Studio Pro, Studio Satin sowie eine Serie mit den motorbetriebenen Tronical MinE-Tune-Mechaniken. Vom aktuellen 2014 Lineup liegt eine Studio Pro mit intensiv geflammter Ahorndecke der Güte AAA auf meinem Seziertisch.

Die Konstruktion der Gibson Les Paul Studio 2014

Getreu traditioneller Bauweise besteht der Body dieser Gibson Les Paul  aus Mahagoni, und nur mit Röntgenblick ist auszumachen, dass er aus zwei Hälften zusammengesetzt wurde. Sogar die gewölbte und perfekt bookmatched halbierte Riegelahorndecke ist massiv – angesichts des Preises nicht unbedingt eine Selbstverständlichkeit, erst recht nicht bei Gibson. Um das Gewicht unter vier Kilo zu halten, bedient sich der Hersteller des Modern Weight Reliefs, welches den Body durch zwölf zusätzliche, unterschiedlich große Kammern erleichtert. Der Fuß des eingeleimten einteiligen Mahagonihalses reicht nicht bis in die Fräsung des Hals-Pickups hinein, ein Konstruktionsmerkmal, das landläufig als Short Neck Tenon bekannt ist.

Irgendwo müssen sich die Sparmaßnahmen ja auswirken, denen übrigens auch sämtliche Bindings zum Opfer fielen. Heritage Cherry Sunburst Candy nennt Gibson die vorliegende Transparentlackierung auf Nitroversiegelung. Weder Finish noch Politur zeigen irgendwelche Mängel. Die im Spiegellicht erkennbare Mahagonistruktur zeugt davon, dass der Lack nicht allzu dick aufgetragen wurde. Der Blick ins E-Fach lässt modernen Platinenaufbau mit gesteckten Kabelverbindungen und wertigen Bauteilen erkennen, aber auch, dass man trotz Coil-Split-Schaltung gänzlich auf Abschirmungsmaßnahmen verzichtet hat. Die aktuellen großen Alu-Pins halten den Gurt erheblich sicherer als die Vintage-Typen.

Neue Gurtpins
Große Knöpfe, sicherer Halt

Der Hals der Gibson Les Paul Studio 2014 trägt ein echtes Palisandergriffbrett mit von sattelseitigen 9,5″ bis auf 12″ zunehmendem Compound-Radius. 22 sorgfältig abgerichtete und polierte Medium- Jumbo-Bünde verteilen sich auf dem Spielfeld, deren Kanten leichte Grate aufweisen. Offenbar ist das Palisander seit der Fertigung etwas geschrumpft. Trapez-Inlays aus Acryl und weiße Sidedots markieren die Lagen, den zwölften Bund ziert ein 120th- Anniversary-Banner.

Neu ist auch das Sattelmaterial „TekToid“, welches neben guten klanglichen auch hervorragende Gleiteigenschaften besitzt. Per PLEK-Verfahren perfekt ausgerichtet, hätte man die Sattelkerben und damit die Saitenlage allerdings noch um das eine oder andere Zehntel optimieren können. Zum Jubiläumsjahr hat Gibson das Serienummernsystem „vereinfacht“, indem der anfänglichen 14 (für 2014) neun weitere Ziffern folgen, die konsequent die Produktionsreihenfolge darstellen.

Inlay am 12. Bund

Schade, denn das bisherige Nummernsystem der Gibson Les Paul ließ präzise Datum und Ort (Nashville oder Memphis) der Herstellung erkennen. Die Wandlung der Saitenschwingungen übernehmen ein Classic 57 Humbucker am Hals und ein Burstbucker Pro in der Stegposition. Über die gewohnte Gibson- Schaltung hinaus – Dreiweg-Toggle, je zwei Volume- und Tone-Potis – lassen sich die inneren Humbucker-Spulen durch Ziehen der entsprechenden Volume-Knöpfe stumm schalten. Den bewährten Speed- Knöpfen hat man durch Einbuchtungen in der umlaufenden Oberkante mehr Griffigkeit spendiert. Auf ähnliche Weise modifizierte der leider viel zu früh verstorbene Dimebag Darrell schon vor Jahren die Reglerknöpfe seiner Dean-Gitarren mit dem Lötkolben.  

Gibson Les Paul Studio 2014  in der Praxis

Das 60s Slim Taper Halsprofil schmiegt sich angenehm in die Hand und gestattet entspanntes Spiel, allein die etwas holprigen Bundkanten hemmen bei schnellen Lagenwechseln ein wenig den Spielfluss. Dagegen hebt der zunehmende Griffbrettradius vor allem bei Bendings deutlich den Spiel und die griffigeren Reglerknöpfe den allgemeinen Bedienkomfort. Im offenen, spritzigen und transparenten Klangbild, das mit reichem Obertongehalt insgesamt akustischer, dafür jedoch nicht ganz so mächtig daherkommt wie bei einem massiven Korpus, spiegelt sich die Schwingfreude der Konstruktion wieder.

Dank ihrer direkten, konkreten Ansprache und lebendigen Tonentfaltung entwickelt unsere Gibson Les Paul Studio 2014 treffliche Dynamik und fördert damit ausdrucksvolles Spiel. Obgleich mir bislang ein Classic- 57-Hals-Humbucker auf einer Les Paul stets leicht dröhnig und wummerig erschien, klingt dieser offenbar auf einem Modern Weight Reliefed Body klarer und transparenter. Hier jedenfalls entwickelt er einen ausgewogenen warmen Ton mit definierten Bässen, samtigen aber straffen Mitten, glockigen Höhen und feinen, vitalen Obertönen. Im Zerrbetrieb lässt der Classic 57 mit druckvollem Brett seine Muskeln spielen, verliert dabei nur wenig von seiner Transparenz und gibt sich in den Mitten und Höhen einen guten Schuss aggressiver und bissiger, sobald man ihn mit intensiverem Saitenanschlag kitzelt.

E-Fach
Modern: Platinenaufbau, Steckverbindungen.

Die Stegversion des Burstbucker Pro liefert nur unwesentlich mehr Output als der Classic 57, tönt jedoch deutlich knackiger und impulsiver. So zeigt er mit strafferen, kompakteren Bässen und bissigeren Höhen nicht nur am cleanen Amp mehr Durchschlagskraft, sondern kann sich dank seines kraftvollen Mittenbretts auch im High-Gain-Betrieb mühelos im Bandkontext behaupten. In jedem Fall aber unterstützt seine Dynamik variantenreiches Spiel mit unterschiedlichsten Klangfacetten und nutzt das Sustain der Gitarre für singende Lead-Sounds. Dagegen erscheinen beide Coil Splits eher blass und leblos, da hier Höhen auf der Strecke bleiben.

Die ausgedünnten Klangbilder der Einzelspulen lassen zwar noch einen Hauch von Glockigkeit durchscheinen, insgesamt aber entsteht der Eindruck, als hinge ein Handtuch vor den Lautsprechern. Zu meiner Überraschung machen beide Einzelspulen und auch deren Kombi wieder einiges an Boden gut, sobald der zerrende Amp die oberen Mitten und Höhen wieder auf Trab bringt. Dabei dringen bissig rockende Rhythmus- und singende Lead-Sounds ans Ohr, auch wenn diese nicht ganz so fett daherkommen wie beim Volleinsatz der Humbucker. Zudem geben sich die einzelnen Spulen erfreulich nebengeräuscharm. Alle vier Potis besitzen eine sehr ausgewogene Regelcharakteristik und gestatten damit die präzise Kontrolle von Pegel/Gain und Klang.

Fazit

Gibson hat die 2014er Version seiner Les Paul Studio Pro erfolgreich überarbeitet und ihr eine sehr schöne (massive) Riegelahorndecke, ein Compound-Griffbrett, hochwertigere Humbucker, Grover-Mechaniken, Coil-Split-Schaltungen, größere Gurt- und griffigere Reglerknöpfe usw. spendiert. Auch der neue braune Gibson-Koffer macht einen erheblich wertigeren Eindruck als der schwarze mit dem weißen Innenplüsch. Die Gitarre zeigt sehr gute Schwingeigenschaften, klingt mit Ausnahme clean betriebener Coil Splits richtig klasse und trotz Modern Weight Relief nach Les Paul. Abgesehen von den etwas holprigen Bundkanten wurde sie sorgfältig verarbeitet und lässt sich höchst komfortabel spielen. Es darf also gefeiert werden – Unternehmen 2014 gelungen!

Mehr zur Thema Gibson Les Paul und anderen Gibson Gitarren findest du in unserer Gibson Sonderausgabe: http://musik-media-shop.de/gitarre-bass/sonderhefte/gitarre-bass-1797

 

Plus

  • Sounds (mit Ausnahmen)
  • Schwingeigenschaften
  • Verarbeitung
  • Spielbarkeit
  • Optik
  • Preis/Leistung

Minus

  • cleane Coil Split Sounds

 

 

Übersicht

Fabrikat: Gibson

Modell: 2014 Les Paul Studio Pro

Typ: Solidbody E-Gitarre, Modern Weight Relief

Herkunftsland: USA

Mechaniken: Grover, gekapselt, 14:1

Hals: Mahagoni, verleimt, Short Neck Tenon

Sattel: TekToid, PLEKed

Griffbrett: Palisander, nicht eingefasst, Acryl Trapez Inlays, 12.

Bund: 120th Anniversary Banner

Radius: 9,5″ – 12″, compound

Halsform: C, oval (60s Slim Taper)

Halsbreite: Sattel 43,20 mm; XII. 53,09 mm

Halsdicke: I. 20,68 mm; V. 21,32 mm; XII. 22,28 mm

Bünde: 22, Medium Jumbo (2,30 × 1,34 mm), kältetechnisch behandelt

Mensur: 628 mm

Korpus: Mahagoni (Modern Weight Relief ), Decke: Riegelahorn, bookmatched, gewölbt, nicht eingefasst

Oberflächen: Heritage Cherry Sunburst Candy, hochglanzpoliert, Nitro-Versiegelung

Schlagbrett: Kunststoff, schwarz

Tonabnehmer: 2× Gibson Humbucker: Classic 57 (Hals 7,61 kOhm, Alnico 2), Burstbucker Pro (Steg 7,86 kOhm, Alnico 5)

Bedienfeld: 2× Volume mit Push/Pull Coil Split, 2× Tone (Supreme Grip Speed Knöpfe), 1× Dreiweg-Pickup- Schalter (kurzes Switchcraft-Modell)

Steg: Nashville Tune-o-matic, Stop Bar

Hardware: verchromt

Saitenlage: E-1st 1,70 mm; E-6th 2,10 mm

Gewicht: 3,84 kg

Lefthand-Option: ab ca. Sommer 2014

Vertrieb: Gibson Europe www.gibson.com

Zubehör: Gibson-Koffer (braun), Justierschlüssel, Manual

Preis: ca. 1299

 

Aus Gitarre & Bass 06/2014

Produkt: Fender Stratocaster
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