Superior Hollowness

Fender American Elite Telecaster Thinline im Test

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Im Rahmen der aktuellen American Elite Series lebt auch das Telecaster-Thinline-Design wieder einmal neu auf, natürlich zu zeitgemäßen Bedingungen. Gut so, denn diese gern unterschätzte Modellvariante ist von Anfang an schon eine erfreuliche Erweiterung der Fender-Farbpalette.

Fender American Elite Telecaster (3)
(Bild: Dieter Stork)

Fender drohte Ende der 60er-Jahre der Bestand an leichter Esche auszugehen, also suchte man nach Wegen, die verfügbare, aber schwerere Esche zur Verwendung zu bringen, was die Thinline-Konstruktion ins Leben rief. Die aktuelle Elite-Ausführung orientiert sich im Wesentlichen an dem frühen, 1968 eingeführten Telecaster-Thinline-Design mit Maple Cap Neck, dessen Korpus allerdings im Gegensatz zum vorliegenden Modell von hinten ausgefräst und mit einer dünnen Platte wieder verschlossen wurde. 1969 wechselte man zum einteiligen Ahornhals und 1971 wurde das Modell dann bleibend mit den neuen Fender-Humbuckern ausgestattet.

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Konstruktion

Der Korpus der äußerlich traditionell belassenen, aber inhaltlich runderneuerten American Elite Telecaster Thinline verfügt über einen Korpus aus Esche. Dem aus drei Teilen gefügten Block wurden von oben seitlich großzügig Hohlkammern ausgefräst, den Mittelblock beließ man durchgehend massiv. Eine darauf gesetzte plane Decke mit einzelnem f-Loch aus gut 6,5 mm starker Esche macht den Korpus von insgesamt 4,5 cm Plattenstärke komplett.

Der Semi-Hollow Ash Body verfügt über ein Brown-Shell-Decken-Binding. Der Hals aus einteiligem Ahorn mit Compound Back Shape (Modern C to D) ist mit der ergonomisch angepassten 4-Bolt Asymmetrical-Halsbefestigung im Korpus fixiert. Dem Griffbrett aus Ahorn gab man einen aufsteigend flacher werdenden 9.5″-14″ Compound Radius. 22 Medium Jumbo-Bünde zeigen perfekte Verarbeitung; Black Pearloid Dots kennzeichnen die Lagen. Die wie üblich parallel zurückversetzte Tele-Kopfplatte ist mit Deluxe Cast/Sealed Locking-Mechaniken mit gleichmäßig kurzen Wickelachsen ausgestattet. Ein Stringtree hält zusätzlich noch die hohen zwei Saiten nieder.

Fender American Elite Telecaster (1)
4th Generation Noiseless Pickups (Bild: Dieter Stork)

Für den Sattel kam synthetischer Knochen zum Einsatz. Die noch zu erwähnende Besonderheit dieses Halses ist aber das Heel-Mounted Spoke Wheel Adjustment, ein am Ende des Griffbretts direkt zugängliches Stellrad zur Einstellung der Halskrümmung. Der Halsrücken wurde mit einem Satin Finish versiegelt, die Kopfplattenfront glanzlackiert. Am Korpus finden wir die neue Elite Suspension Bridge, eine zweiteilige Konstruktion mit Trägerplatte für den Pickup und davon getrennter Brücke mit drei beweglichen Saitenreitern aus Messing inklusive Saitenhalterung nach Top LoaderArt, d. h. die Saiten werden nicht durch den Korpus gefädelt, sondern oben eingehängt.

Die neuen 4th Generation Noiseless Pickups finden wir natürlich auch in der Thinline Elite Telecaster. Die Tonabnehmer werden konventionell mit einem 3- Position Toggle angewählt: Position 1. Bridge Pickup, Position 2. Bridge And Neck Pickups, Position 3. Neck Pickup. Verwaltet wird der Sound mit Master Volume (inklusive S-1 Switch zur seriellen Schaltung der PUs) und Master No-Load Tone. Das Instrument ist in Perfektion verarbeitet und neben Natural auch noch in den Farben 3-Color Sunburst und Mystic Ice Blue zu haben.

Fender American Elite Telecaster (2)
Die neue Elite Suspension Bridge (Bild: Dieter Stork)

Praxis

Mit den neuen Compound Hals-Shapings liegt Fender bestens im Wind. Das Spielgefühl erinnert einerseits an die legendäre Formgebung der frühen 60er-Jahre, bietet aber mit dem aufsteigend flacher werdenden 9.5″-14″-Griffbrettradius deutlich besseren Spielkomfort in den höheren Lagen. Die Saitenlage ist extrem flach über der sauber abgeglichenen Medium-Jumbo-Bundierung eingestellt, das greift sich fast schon widerstandslos und Bendings gehen entsprechend locker von der Hand. Schon unplugged tritt die Thinline Elite Telecaster mit kraftvollen Sounds typisch semiakustischer Klangfärbung an. Perkussiv und trocken im Anschlagsverhalten, höchst präsent und mit differenziert dargestellter Stimmlichkeit im Akkord lässt sich bereits ahnen, was elektrisch mit diesem Instrument möglich ist.

Am Amp zeigen die neuen 4th Generation Noiseless Pickups, was sich aus dem guten akustischen Klangvermögen ohne lästige Nebengeräusche alles herausholen lässt. Kristallklar wandelt der Tonabnehmer am Hals und transportiert dennoch diesen leicht holzigen Charakter der Thinline-Konstruktion. Mit präziser Anschlagsdefinition federt der Ton ab, steht fest und schwingt ebenmäßig aus. Das gilt natürlich besonders im Overdrive, der den Ton mit guter Obertonkraft und angenehmer Kehligkeit herausstellt. Der neue Noiseless Pickup am Steg liefert offensiven Twang in bester Tele-Manier. Nicht schrill, aber bissig. In der Abteilung Clean gibt er sich oben herum etwas glasig, unten knackt es dagegen knochentrocken markant. Er kommt sehr schön in Zerrpositionen, wo er eine gute Portion Aggression auspackt und bei Bedarf auch dreckig klingen kann.

Im Verhältnis zu einer Solidbody verschafft die semiakustische Konstruktion dem Ton etwas mehr an Federkraft und einen durchgehend perkussiven Touch. Mit dem S-1 Switch lassen sich in der Mittelposition des Pickup-Schalters dann optional noch beide Tonabnehmer in Serie schalten. Damit haben wir einen Extra-Sound an der Hand, der dem eines Humbuckers mit gespreizten Spulen entspricht. Der Ton gewinnt dadurch natürlich deutlich an Mitten. Clean gespielt klingt es demgemäß voll, allerdings nicht bemerkenswert fokussiert. Im Zerrmodus bekommen wir einen mäßig drückenden Ton, der aber weder wie ein Steg- noch wie ein Hals-Humbucker tönt. Dieser etwas spezielle In-Between-Sound bleibt wohl Geschmackssache, ist aber auf jeden Fall ein Bonus zur Steigerung der Solo-Intensität.

Fender American Elite Telecaster (4)
Toller Cap-Neck-Hals mit Compound Shaping (Bild: Dieter Stork)

Resümee

Das Telecaster-Thinline-Modell ist eine so sinnvolle wie erfreuliche Ergänzung der neuen Fender American Elite Series. Mit dem neuen Compound-Shaping des Halses plus aufsteigend flacher werdendem Griffbrett spielt sich auch diese Thinline-Version aus der American Elite Series aufregend gut. Die neuen 4th Generation Noiseless Pickups machen ihre Sache allemal gut, auch wenn sie für mein Gefühl nicht wirklich an das Dynamikverhalten richtig guter Singlecoils heranreichen. Dafür transportieren sie das semiakustische Flair mit knochig perkussivem Ton sehr schön authentisch und natürlich ist das Spiel ohne lästiges Brummen in der Bühnenpraxis von unschätzbarem Wert. Ich empfehle auf jeden Fall einen persönlichen Test, um herauszufinden, ob es denn auch zum individuellen Gefühl und Anspruch passt, denn die American Elite Thinline ist schon besonders. Aber Vorsicht: dieser Hals kann süchtig machen. Zu weiteren Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Arzt oder Twang Master.

Plus

  • traditionelles Design
  • Schwingverhalten
  • 4th Generation Noiseless Pickups
  • Sounds, Schaltung (S-1)
  • Hals mit CompoundShaping und Compound-Griffbrett
  • Spieleigenschaften
  • Verarbeitung

 

Fender American Elite Telecaster (profil)

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