G&B Testbericht

DigiTech JamMan Stereo im Test

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Looper von DigiTech, blau/schwarz
(Bild: Dieter Stork)

Sie schauen aus wie Effektpedale, und effektiv verhalten sich Schleifenrekorder in der Tat. Denn obwohl sie ausschließlich Audio- Material aufzeichnen und wiedergeben, kann man mit ihnen Kompositionen intuitiv und kreativ bereichern.

 

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Oft entstehen erst durch sich ständig wiederholende Phrasen neue Ideen für ein komplettes Musikstück. Die vorliegende Stereo-Version ist sowohl Nachfolger des DigiTech JamMan, den wir in Ausgabe 06/2006 auf dem Testprüfstand hatten, als auch großer Bruder des JamMan Solo aus Ausgabe 09/2010. Wichtigste Neuerungen gegenüber dem 2006er-Modell sind Stereo-Signalverarbeitung, vier statt zwei Fußschalter, mehr interner und externer Speicher, sowie einige weitere interessante Funktionen.

 

Konstruktion des DigiTech JamMan Stereo

Die Elektronik umgibt eine stabile und Road-tauglich aufgebaute Vollmetallkonstruktion, mit fest zupackenden verschraubten Klinkenbuchsen und Fußschaltern mit spürbarem Druckpunkt. Für das beiliegende Netzteil (9 V Wechselstrom, 1,3 Ampere) gibt’s zwar am Gehäuse keine Zugentlastungsschelle, dank des Winkelsteckers besteht jedoch nur wenig Gefahr, dass das Kabel aus der Buchse flutscht.

Beim oben angeordneten Bedienfeld hat sich auf den ersten Blick gegenüber dem Vorgänger nichts verändert, das Layout kommt einem vertraut vor. Brauchte man beim 2006er DigiTech JamMan für eine komfortable Bedienung fast zwingend einen Zusatzfußschalter, fällt die neue Stereo-Version mit gleich vier Fußschaltern positiv auf. Terrassenförmig angeordnet, lassen sie sich gut erreichen. Trotzdem erblicken wir auf der Rückseite wieder eine Fußschalterbuchse. Für einige Zusatzfunktionen empfiehlt der Hersteller zusätzlich den Kauf des DigiTech-Dreifachfußschalters FS3X. Die Rückseite des Jam-Man offenbart eine wahre Pracht an Anschlüssen, der Vorgänger war hier aus heutiger Sicht betrachtet etwas spartanisch ausgestattet.

Neben der XLR-Buchse fürs Mikrofon liegen die Klinken-Ein- und -Ausgänge für Instrumente, auch hochpegelige Line-Ausgänge lassen sich hier – wahlweise in Mono oder Stereo – anschließen. Hinzugekommen sind Anschlüsse für Kopfhörer und ein Rhythm Out, dazu später mehr. Natürlich gibt’s auch einen USB-Port zum Ordnen und Sichern von Loops und Phrasen am Computer, sowie einen SD-Kartenschlitz für SDHC-Cards bis 32 GB. Der interne Speicher reicht für ca. 35 Minuten in Stereo-CD-Qualität (16-Bit WAVs unkomprimiert), die sich in bis zu 99 Loops abspeichern lassen. Setzt man eine SD-Card ein, lassen sich darauf weitere 99 Audio-Schleifen abspeichern. Eine 32 GB große SDHC-Card beispielsweise fasst über 16 Stunden Audio-Material.

Ferner hält der neue JamMan Stereo einige neue Schmankerl wie Stereo-Rückwärts-Loop, Unterdrückung des Originalsignals für parallele Effektwege, und drei verschiedene Stop-Modi bereit. Also ab auf den Prüfstand!

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Praxis

Die Bedienungsanleitung ist informativ, schweigt sich jedoch darüber aus, ob man Mikrofon- und Instrumentensignale auch gleichzeitig aufnehmen kann. Getrennte Pegelregler sind ja vorhanden, aber nur eine gemeinsame Peak-LED. Hmm, also ausprobieren. Jawoll, es klappt! Bei Stereo-Instrumenten bzw. Stereo-Effektausgängen z. B. von einem Delay- oder Chorus-Pedal liegt das Mikrofonsignal beim neuen DigiTech Looper automatisch in der Mitte. Diese Möglichkeit wird besonders Musiker freuen, die allein bzw. im Duett mit dem JamMan auftreten wollen. Bei ihrer Mikrofonwahl müssen sie jedoch beachten, dass der XLR-Buchse keine Phantomspeisung zugeschaltet werden kann.

Doch noch etwas anderes fällt besonders bei einer „One Man Band“-Nutzung dieses Schleifenrekorders auf: So angenehm die spürbaren Druckpunkte der vier Fußschalter auch sein mögen, so nervig kann deren Umschaltklacken werden. Denn wenn das Publikum andächtig auf den Beginn des nächsten Stückes wartet, muss der Solo-Künstler auf der Bühne zunächst auf den vier Fußschaltern einen nicht gerade leisen Stepptanz aufführen, um aus dem Speicher eine Loop herauszusuchen, und zur Aufnahme oder Wiedergabe scharf machen. Geräuscharme Taster ohne Druckpunkt wie beim Vorgänger bzw. Konkurrenzfabrikaten wären hier von Vorteil gewesen.

Die Arbeit selbst, also das Aufnehmen, Abspielen und Bearbeiten von Loops bzw. Single-Shots geht komfortabel und intuitiv über die Bühne. Sehr gut gefallen hat mir hier die Auto-Record-Funktion in Verbindung mit dem automatischen Quantisieren. Dabei wird das Maschinchen für die Aufnahme scharfgeschaltet, startet aber nicht auf Knopfdruck, sondern sobald man den ersten Ton oder Akkord spielt. Das funktioniert in der Praxis einwandfrei. Und wenn man vorher das gewünschte Tempo mit dem Tap-Taster eingetappt hat, kann man sich auch darauf verlassen, dass nach Auslösen der Stop-Funktion am Ende der Aufnahme der JamMan diese Loop auch im Takt passend berechnet und ihr Ende korrekt zurechtschneidet. Das Ganze dauert nur ein paar Millisekunden.

Absolut wertvoll sind die beiden neuen Stop-Modi. Während die Wiedergabe einer Loop beim Treten des Stop-Tasters normalerweise sofort beendet wird, läuft sie im Finish-Modus erst bis zu ihrem Ende weiter, und stoppt dann. Ist hingegen der Fade- Modus aktiviert, wird der Loop nach dem Drücken des Stopp-Tasters langsam ausgeblendet, also immer leiser. Kleine Ursache, große und praktikable Wirkung.

Wer sich von der angekündigten Drum-Begleitung komplette Rhythmen (wie beispielsweise beim Boss RC-2) erhofft hat, wird enttäuscht. Da hat sich gegenüber dem Vorgänger nichts geändert. Die Rhythm-Types des JamMan Stereo sind variable Metronom-Klänge, bei denen gesamplete Drumsounds zum Einsatz kommen. Die Eins wird von einem anderen Instrument wiedergegeben als die anderen Taktteile. OK, eigene Loops mit kompletter Schlagzeugbegleitung wie beim Boss RC-2 zu erschaffen scheidet hier also leider aus, als Entschädigung gibt’s beim DigiTech JamMan Stereo jedoch den Rhythm Out. Wird dieser Ausgang belegt, liegt das Metronom nicht mehr an den normalen Ausgängen an, sondern lässt sich als Klick-Track vom Rhythm Out separat auf einen Kopfhörerverstärker legen.

Apropos Kopfhörer: Wird nur die Left/Mono-Eingangsbuchse belegt, liegt dieses Signal im Kopfhörer in der Mitte, und nicht etwa links. Werden beide Eingänge mit Signalen gefüttert, liefert die Kopfhörerbuchse ein einwandfreies Stereo-Signal. Separat regelbar ist dieser Ausgang jedoch nicht, die gewünschte Kopfhörerlautstärke bestimmen ausschließlich die Regler Loop Level und Rhythm Level. In der Praxis hat mich das jedoch nicht gestört; der Kopfhörerausgang ist eine komfortable Alternative zum Üben, Ideen sammeln und Überprüfen bereits gespeicherter Loops. So braucht man nicht für jede Gelegenheit einen Verstärker anzuschließen.

Wie beim Vorgänger lässt sich über die Aux-In-Miniklinkenbuchse auch Audio-Material von CD- bzw. mp3-Playern oder Drum- Computern samplen und zu Loops oder Single Shots weiterverarbeiten. Auch dieses Material wird generell in Stereo aufgezeichnet. Sobald man jedoch die Center-Canceling-Funktion zum Eliminieren des in der akustischen Mitte angeordneten Sologesangs oder -Instruments aktiviert, generiert die Elektronik daraus grundsätzlich ein Monosignal. Die Möglichkeit der Frequenzanpassung dieses Aux-In-Signals an das Wiedergabeverhalten von Gitarrenverstärkern besteht jedoch auch beim Neuling.

Durch die vier Fußschalter wurde nicht nur die Loop-Anwahl ohne Zusatzpedal vereinfacht, auch Funktionen wie Undo (letzte Aktion rückgängig machen) und Redo (Wiederherstellen der zuletzt rückgängig gemachten Aktion) lassen sich beim Jam-Man Stereo in der Praxis erheblich komfortabler und schneller erreichen.

Auch der Vorgänger war wegen der hohen Pegelfestigkeit seiner Eingänge kompatibel mit Effektwegen von Gitarren-Verstärkern und Mischpulten. Beim JamMan Stereo legt DigiTech jedoch noch mal ein Feature oben drauf. Mit der „Dry Defeat“-Funktion lässt sich für parallele Effektwege das nicht geloopte Originalsignal ausblenden, sehr praktisch.

Steckt eine SD-Card im Slot, lassen sich bis zu 198 Loops im Gerät speichern. Um dabei nicht die Übersicht zu verlieren, empfiehlt es sich, von www.digitech.com die kostenlose JamManager-Software für Windows oder Mac herunterzuladen. Mit diesem Tool lassen sich die als WAV-Files gespeicherten Loops und One Shots auf dem heimischen Computer archivieren, und gegebenenfalls auf andere SD-Cards umorganisieren, zum Beispiel nach verschiedenen Gigs oder Songsets geordnet. Mehrere kleinere SD-Cards erweisen sich oft als übersichtlicher und praktischer als eine einzige fette 32GB-Karte.

Bei der Time-Stretching-Funktion kann das neue Pedal die Physik natürlich nicht überlisten; besonders stark verlangsamtes oder beschleunigtes Audio-Material klingt halt unnatürlich und „glitschig“. Klanglich einwandfrei und ohne Artefakte hingegen arbeitet der Reverse-Modus, also die Stereo-Rückwärtswiedergabe eines Loops. Möchte man diese Funktion jedoch auch per Fuß anwählen, kommt man um den Kauf des eingangs erwähnten DigiTech Fußschalters FS3X nicht herum.

 

Resümee

Die neu hinzugekommenen Features sind richtig klasse, so manch einer wird jedoch beim DigiTech JamMan Stereo weiterhin einen Drum-Computer mit echten Rhythmen und kompletten Drumsets zum Erstellen eigener Loops vermissen. Wer darauf verzichten kann, findet im DigiTech Jam-Man Stereo einen praktischen Schleifenrekorder auf der Höhe der Zeit, mit großem und erweiterbarem Speicher. Wer solo mit einem Looper auftreten möchte, sollte vor dem Kauf im Fachgeschäft checken, ob ihn die Geräusche der Fußtaster stören oder nicht.

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Kommentar zu diesem Artikel

  1. Guter Testbericht, bringt die wesentlichen Infos ( und “ Knackpunkte “ )auf den Punkt .

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