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Bogner La Grange Pedal im Test

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Nicht wahr, der Name, den Reinhold Bogner seinem neuen Distortion-Pedal gegeben hat, schlägt doch sofort eine Brücke zu der berühmtesten Zwei-Bärte-Band der Welt – wegen ihres gleichnamigen Songs auf dem Album Tres Hombres. Also Texas Tone?

Aber nein, das ist die falsche Fährte. La Grange eifert im Sound den Plexi-Amps von Marshall nach. Und hält dafür diverse Einstellmöglichkeiten bereit. Als zusätzliche zweite Funktion hält La Grange einen in der Verstärkung regelbaren (Line-) Booster bereit. Er liegt hinter der Distortion-Sektion und kann auch einzeln genutzt werden. Den verzerrten Plexi-Ton formen die Regler Gain, Volume und Tone. Das vierte Poti heißt „ch blend“ (channel blend) und soll ermöglichen, dass man quasi zwischen den unterschiedlichen Grundsounds der Inputs #1 und #2 der Plexis stufenlos hin- und herblenden kann. Um es gleich zu sagen: Der Regler floppt, es tut sich wenig im Klangbild. Auch der Variax-Schalter erfordert ein sehr feines Gehör, soll man (eventuell) praxisrelevante Unterschiede wahrnehmen: Um den Lautstärkeunterschied bereinigt, ändert sich ein wenig die Dichte der Sounds, für eine Feinabstimmung vielleicht sinnvoll, aber sonst … Falls der Structure-Schalter harmlos wirkt, liegt dies dagegen an der Einstellung des Pedals, und es ist so gewollt. Nur bei niedrigen Gain-Stellungen hört man die Unterschiede, nämlich ob der Ton dichter, massiver, oder luftiger transparent wirkt. Subtil in der Wirkung, aber allemal zweckmäßig. Der Gain-Schalter verändert natürlich das Distortion-Niveau (L/M/H), Presence liefert entweder scharfen Biss oder gedecktere, wärmer wirkende Höhen.

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An der Stirnseite des stabilen Metallgehäuses findet sich neben dem DC-Anschluss – es gibt auch ein 9V-Block- Batteriefach an der Unterseite –, sowie dem Input und Output etwas Ungewöhnliches: eine Buchse namens „exp“. Schließt man hier den Ausgang eines Volume-Pedals an (passiv, 25 kOhm), kann man die Gain-Intensität, also den Verzerrungsgrad mit dem Fuß kontrollieren/steuern. Na, das ist doch mal eine gute Idee. Okay, ein paar Verstärker vorgewärmt, Netzteil- Strom dran an das Pedal, ein Kick auf den True-Bypass-Schalter…, paff, gleich der erste Ton hat gessenen. Medium-Gain, La Grange überzeugt auf der Stelle mit präsenten Sounds aus der britischen Retro-Crunch-Schublade.

Angenehme Ansprache, spontan aber nicht unangenehm hart und sensibel in den Änderungen der Zerrintensität, großer kraftvoller Ton, im Biss mit dem Tone-Poti weitreichend regulierbar, Akkorde entwickeln tendenziell harmonische Verzerrungen, in den tiefen Frequenzen bleiben die Zerrsounds sauber definiert. Das ist tonal ganz klar obere Spitzenklasse, oder –wenn ich es mal ganz gutmütig ausdrücken darf – „erschreckend“ nahe an kultivierter Röhrendistortion.

Im L-Modus stellt sich feiner Overdrive ein, dynamisch in der Reaktion auf den Spieler, die britische Härte weicht ein wenig zurück . Im H-Modus schlagen die Verzerrungen in 90er-Jahre-High-Gain-Charakter um. Der Ton komprimiert, unterstützt maßvoll das Sustain, klingt nach wie vor betont kraftvoll. Überraschend ist, wie relativ gering die Nebengeräusche angesichts der hohen Vorverstärkung bleiben – das haben wir doch gerne. Am Rande bemerkt: Das Gain bleibt deutlich unter dem, was viele Metal-Gitarristen erwarten.

Fazit: Eine paar Fragezeichen hängen in der Luft, grundsätzlich ist aber die Hommage an Marshalls Plexis elegant gelungen. Tolle Sounds, hoher Gebrauchswert u. a. dank des Booster, insoweit ist der Preis zweifelsfrei angemessen.

Preis: ca. € 279 n

Plus

  • Sound, VariabilitäBOGNER LA GRANGEt
  • Dynamik, Transparenz
  • Zerrverhalten harmonisch
  • Extras: Line-Booster u. externe Gain-Steuerung
  • geringe Nebengeräusche
  • Verarbeitung
  • Qualität d. Bauteile

Minus

  • zwei Funktionen schwach in der Wirkung

 

Soundfiles

Für die Aufnahmen kamen zwei Mikrofone mit Großflächenmembran zum Einsatz, ein AM11 mit von Groove-Tubes/Alesis und ein C414 von AKG, platziert vor einem Mesa-MC90 im Mesa-Half-´n-Half-Cabinet (oben/offen). Amp: Clean-Kanal des DCP100 von Marble-Amps (p-t-p-handverdrahtetes Edeltopteil im Fender-BF-Style).

Die Clips wurden pur, ohne Kompressor o. jegliche EQ-Bearbeitung über das Audio-Interface Pro-24DSP von Focusrite in Logic Pro eingespielt. Die Raumsimulationen steuert das Plug-In „Platinum-Reverb“ bei.

Den Ton liefert eine Fender-CS-Relic-Strat-1956 am Steg auf-/umgerüstet mit einem Seymour-Duncan-JB-Humbucker im SC-Format.

Clip #1 bis #3: Das La Grange erzeugt Verzerrungen in drei Gain-Ebenen Gain Switch: L/M/H). Hier zunächst Beispiele von der niedrigsten, dem L-Modus „L“. Sehr dynamische Ansprache, top im Ton und in der Ansprache.

 

In den Clips #4 bis #5 hören wir den M-Modus. Das ist bereits ziemlich „heiße“ Distortion. Man achte bitte darauf wie fast schon vorbildlich sauber die einzelnen Töne des E-Dur dargestellt werden.

Ich wünsche viel Vergnügen, und…, wenn möglich, bitte laut anhören, über Boxen, nicht Kopfhörer! ;-).

Fragen, Anregungen und ja, auch Kritik sind wie stets willkommen. Nachrichten bitte an frag.ebo@gitarrebass.de. Es klappt nicht immer, aber ich werde mich bemühen möglichst kurzfristig zu antworten.

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